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Anders als Kuba
Kurt Waldheim hat wiederholt seine Lieblingsthese hervorgehoben, wonach es Aufgabe des UNO-Generalsekretärs sei, die Vergiftung der Krisen mit „präventiver Diplomatie“ zu verhindern: „Das ist, wie. wenn der Kranke in seiner Sterbestunde zum Arzt gebracht würde. Die Krisen gelangen immer nur dann vor den Sicherheitsrat, wenn es bereits zu spät ist.“
Kurt Waldheim hat wiederholt seine Lieblingsthese hervorgehoben, wonach es Aufgabe des UNO-Generalsekretärs sei, die Vergiftung der Krisen mit „präventiver Diplomatie“ zu verhindern: „Das ist, wie. wenn der Kranke in seiner Sterbestunde zum Arzt gebracht würde. Die Krisen gelangen immer nur dann vor den Sicherheitsrat, wenn es bereits zu spät ist.“
Seitdem Nordvietnams Häfen auf sind und die Gefahr einer Grund des Beschlusses des amerika- amerikanisch-chinesischen Konfronnischen Präsidenten vermint worden tation akut geworden ist, hat Waldheim eine sehr intensive diplomatische Tätigkeit hinter den Kulissen ausgeübt, indem er täglich die amerikanischen, russischen und chinesischen Repräsentanten konsultiert. „Die Zeit ist gekommen“, sagte er, „daß wir die ganze Maschinerie der UNO zwecks Kanalisierung der Gefahr in Gang setzen.“ Waldheim hat versucht, die Vertreter der Großmächte zu bewegen, die ganze Angelegenheit vor den Sicherheitsrat zu bringen. Als dies nicht gelang, ergriff Waldheim selbst die Initiative, wozu er auf Grund des 19. Absatzes der UNO-Charta berechtigt ist. U Thant hat in zehn Jahren kein einziges Mal von diesem Recht Gebrauch gemacht.
Der Vietnamkrieg wurde 1966 von dem amerikanischen Delegierten vor den Sicherheitsrat gebracht. Dieser Versuch scheiterte am Widerstand des sowjetischen Delegierten. Waldheim scheiterte mit seinem Vermittlungsversuch Ende April. „Jedenfalls habe ich die guten Dienste der UNO angeboten“, meinte er dazu, „damit später niemand sagen kann, die UNO habe während des Vietnamkriegs nichts unternommen“.
Unterdessen erklärte . der Geschichtsprofessor der Yale-Universi-tät, Gaddis Smith, daß es seit Theodore Roosevelt keinen amerikanischen Präsidenten gegeben habe, der die amerikanische Flotte für so eminent wichtig angesehen habe wie Nixon, der bekanntlich Reserveoffizier der Marine ist. Die „Nixon-Doktrin“ bedeutet größere Macht auf den Weltmeeren. Laut Smith war es das Reiseziel Nixons in Peking, den südostasiatischen Einfluß der Sowjetunion zu schwächen. Die amerikanische Politik denkt global, behauptet Prof. Smith, und die Rolle der UdSSR ist bei der Beendigung des Vietnamkrieges sehr wichtig. In Nixons strategischen Plänen dominiert die amerikanische Marine. Moskau befürchtet eine engere chinesisch-amerikanische Kooperation. Die kommunistischen Revolutionäre in aller Welt sehen, daß die Sowjetunion ihnen nicht effektiv helfen kann. Nach dieser Argumentation verurteilt zwar Peking formell die amerikanischen Maßnahmen, im geheimen sehen die Chinesen jedoch ein, daß es auch in ihrem Interesse lieg't, wenn sich kein moskauhöriges Regime in Vietnam an Chinas Südgrenze festsetzen kann. „Wenn diese Spekulation richtig ist“, schreibt Professor Smith, „dann hat der Präsident die nordvietnamesische Invasion begrüßt. Wie anders hätten die USA ihre Superiorität über die Sowjetunion überzeugend demonstrieren können?“
Nach der Verminung der Häfen kann die UdSSR nur per Bahn über China Waffen nach Nordvietnam liefern. Auf diese Weise können die Chinesen die Waffen der Sowjets kontrollieren. Man rechnet damit, daß die Chinesen den Transport von Sowjetraketen verhindern werden, weil diese Raketen gegebenenfalls vom Süden her gegen Rotchina verwendet werden könnten.
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