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Bergpredigt ruft zur Nachfolge auf

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Daß Christen eher gegen Kernwaffen und gegen Aufrüstung eintreten sollen als umgekehrt und daß eine christlich fundierte Ehe die einzige Gemeinschaftsform sei, die Zukunft hat, das waren die Hauptaussagen der Vorträge der 37. Evangelischen Woche, die vom 7. bis 13. März 1982 in Wien stattfand.

Sehr praktische und konkrete Forderungen, die für alle Christen Geltung haben sollten, zog der Tübinger Universitätsprofessor für Neues Testament, Peter Stuhlmacher, in seinem Vortrag über die in der Bergpredigt zusammengefaßte Lehre Jesu: „Die Bergpredigt ist ein Aufruf zur praktischen Nachfolge und zur Tat der Liebe."

Mit Jesus gelte es, den Weg der Gerechtigkeit zu gehen, wobei das Schuldenvergeben eine für Christen unerläßliche Tat ist, weil Gott ihnen seine Schuld vergeben habe. Als weitere Forderung nannte Stuhlmacher den Ausgleich von Armut und Besitz. Aus Jesu Gebot ergebe sich der Auftrag „zu einer missionarisch motivierten Erziehung zur Anspruchsminderung und zum Besitzverzicht zugunsten der unendlich vielen Armen und Ausgebeuteten, die uns in der Welt umgeben".

Bei der Frage der Aufrüstung und der Kernwaffen gestand der Neutestamentier zwar ein, daß derzeit keine einheitliche Antwort möglich sei. Die neue Gerechtigkeit aber, die in der Bergpredigt gefordert werde, sei identisch mit der Liebe, die auch dem Feind gilt.

Daß die Institution Ehe keineswegs am Ende sei, dafür trat die bekannte Autorin und Psych-agogin Christa Meves aus Uelzen ein. „Wenn Menschen sich zur Einbindung religiöser Grundsätze im Alltag entschließen, dann hat in neuen lebendigen Formen die Institution Ehe auch heute noch Zukunft." Eine Ehe werde nur dann glücklich, wenn sie als gemeinsame Aufgabe an der Welt, als gemeinsame Aufgabe füreinander und als gemeinsame Aufgabe für Gott verstanden werde.

Die bisher erprobten Alternativen zur Ehe bezeichnete Meves als gescheitert. Auch wenn eine Lebensform sich bei einzelnen bewährt haben sollte, könne dies für die vielen ungeeignet sein. Die Folge eines bewußt gewählten Alleinlebens sei eine melancholische Vereinsamung, nicht legalisierte Lebensgemeinschaften hielten im Durchschnitt nur zwei bis drei Jahre, da die Kraft der Liebe überschätzt werde. Kommunen wiederum scheitern an der Unzulänglichkeit des menschlichen Charakters.

Auf die Bibel als Buch zum Leben, durch das Gott uns zur Nachfolge aufrufe, verwies der bayrische Landesbischof Johannes Hanselmann. Der Wiener Theologe Heimo Hofmeister betonte, daß dem Tod nur dann ein Sinn abgewonnen werden könne, wenn dem Sterben gewehrt werde, was wiederum bedeute, Bedingungen zu schaffen, in denen Sinn gefunden werden könne.

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