6854020-1977_07_09.jpg
Digital In Arbeit

Christen und Juden im Dialog

Werbung
Werbung
Werbung

Christen und Juden haben in den vergangenen 2000 Jahren so manche Verfolgung über sich ergehen lassen müssen. Daß sie gemeinsam verfolgt wurden, dürfte zum ersten Mal während des NS-Regimes geschehen sein. So fanden auch in Hitlers Konzentrationslagern zum ersten Mal praktizierende Katholiken und Protestanten als Opfer des Regimes zusammen. Dieses Zusammentreffen wurde zum Grundstein eines christlich-jüdischen Dialogs mit der Absicht, die Verschiedenheiten auf gleicher Ebenezudiskutieren unddie jahrhundertelangen Auseinandersetzungen zu beenden. Ing. Kurt Pordes, der Vizepräsident der Aktion gegen den Antisemitismus in Österreich, berichtete in einer Veranstaltung der B’nai B’rith Wien Über diesen Dialog.

Bereits 1947 kam es, angeregt durch Jules Isaak, dem damaligen Superintendenten des französischen Schulwesens, zu einer Konferenz in dem kleinen Schweizer Ort Selisberg, bei der Katholiken, Protestanten und Juden die „Selisberger Diesen” auf die Tagesordnung setzten. Die wichtigsten lauteten: „Ein und derselbe Gott spricht durch das Alte und das Neue Testament zu uns allen; das höchste Gebot für die Christenheit, die Liebe zu Gott und dem Nächsten, wird schon im Alten Testament verkündigt, von Jesus bestätigt, und ist für beide, Christen und Juden, gleich bindend in allen menschlichen Beziehungen und ohne jede Ausnahme.”

Die Tagung des ökumenischen Rates des Weltkirchenrates in Amsterdam rief 1948 die Kirchen im Weltkirchenrat auf, zum Judentum neu Stellung zu beziehen: „Gott hat uns mit den Juden in einer Solidarität besonderer Arbvettmnden, indem er in einem HeHspüan’ unserl beider Bestimmungen miteinander verknüpfte. Deshalb muß aller Antisemitismus als unchristlich verurteilt werden. Der Antisemitismus ist eine Sünde gegen Gott und die Menschen.”

Nach einer Audienz von Jules Isaak bei Papst Johannes XXIII. veranlaßte dieser 1960 die Schaffung einer Subkommission des Sekretariats für die Einheit der Christen. Diese Kommission bereitete die „Judenerklärung” vor, die dem Zweiten Vatikanischen Konzil vorlag und mit nur wenigen Abänderungen am 26. Oktober 1965 veröffentlicht wurde. Die acht Jahre später herausgegebenen Richtlinien zu diesem Dokument waren die Basis für die gesamte Neuorientierung der katholischen Kirche den Juden gegenüber, aber auch für ihre Bildungspolitik.

In der Einleitung heißt es: „Im Hinblick auf dieses Dokument mag hier die einfache Erklärung genügen, daß die geistlichen Bande und die historischen Beziehungen, die die Kirche mit dem Judentum verknüpfen, jede Form des Antisemitismus und der Diskriminierung als dem Geist des Christentums widerstreitend verurteilen, wie sie auch bereits auf Grund der Würde der menschlichen Person an und für sich zu verurteilen sind. Darüber hinaus entsteht aus diesen Banden und Beziehungen die Verpflichtung zu einem besseren gegenseitigen Verstehen, einer neuen gegenseitigen Hochschätzung.”

Die Durchsetzung dieser Richtlinien liegt bei jedem einzelnen. Von der österreichischen Bischofskonferenz und von Kardinal König selbst wird alles versucht, um diesem wichtigen Dokument auch in der Praxis zum Durchbruch zu verhelfen und vor allem den Priestern nahezulegen, in den Schulen und in den Kirchen die Anliegen des Dialogs weiterzugeben.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung