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Digital In Arbeit

Deppert oder kommunistisch

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Man könnte meinen, daß ihn die Journalisten für einen Vollidioten halten, oder für einen Gewaltverbrecher oder für einen Revolutionär oder für alles in einem: Das Bild des heimischen Durchschnittsjugendlichen ist in allen Medien verzerrt. Bleibt nur als Trost, daß in Deutschland eine noch viel stärker manipulierte Darstellung der Jugend üblich ist (siehe Teenager-Unkultur des „Bravo“ oder Sensationsberichterstattung der „Bild-Zeitung“).

In Österreichs Redaktionen sind Jugendfragen entweder unbekannt (im Schnitt haben nicht einmal zwei Prozent der Tageszeitungsartikel mit dem Thema Jugend zu tun) oder auf das schön verpackbare Niveau ausländischer Jugendpresse zurechtgestutzt. Tageszeitungen übernehmen gewohnheitsmäßig gängige Klischees von der - ach, so verzogenen - Jugend, die (kommerzielle) Jugendpresse begnügt sich mit der Darstellung von Scheinproblemen - aus Verkaufsgründen werden die Themen meist aus den Bereichen Popmusik und Sexualität bezogen.

Als Alternative bieten sich die Alternativzeitungen an. Kein Sex, kein Pop - aber dafür viel Politik. Nicht eigentlich schlecht; die Problematik hegt hier jedoch im Meinungsmonopol. Man veröffentlicht eben nur auf der Blattlinie liegende Aussagen. Und die müssen eben in das alternative (sprich: linke) Kulturkonzept passen.

Alternativität ist auch in den Jugendprogrammen des ORF gefordert. Die Redakteurin der TV-;

Sendung „Ohne Maulkorb“, Ulrike Messer-Krol, meint, daß eine gewisse Linkslastigkeit dem Sendeauftrag immanent (einbegriffen) wäre. „Wir sollen Neues für die Jugend präsentieren - das bezeichnen natürlich manche als .links'!“

Dabei ist der einfließende Trend oft ungewollt und unbeabsichtigt. Weil sie es für immer noch „in“ halten, produzieren einige Mitarbeiter einfach drauf los - kritischer gegen andere als gegen die eigenen Klischees aus dem Jahre 1968 -, was den nichtlinken Kollegen einige Schwierigkeiten bringt - den Jüngeren unter ihnen fällt dann oft die Orientierung schwer.

Denn zwischen dem Unterhaltungsgeblödel im ö 3-Magazin und der mit selbsterteiltem gesellschaftlichem Auftrag aufbereiteten „Musikbox“ hegen Welten. Der Rotfunk entfärbt sich -nach allgemeiner ö VP-Meinung -zwar, „aber man darf sich nicht erwarten, daß sich Bacher sofort auswirkt“ (Mediensprecher Heribert Steinbauer).

Vor allem das in seiner Mei-nungsbüdung träge Publikum wird die Ausgewogenheit erst lange nach ihrer (noch immer ausstehenden) Erreichung erkennen. Denn „bei uns halt' ma ja alles für links: Wann wir über ein katholisches Jugendzentrum an Beitrag bringen, is' des a links“, meint ein Mitarbeiter der „Minibox“, der die Imagepflege als Sisyphusarbeit empfindet.

Aus der Wiener Schülerzeitschrift, „Vox“.

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