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Die Diskriminierung der Alten

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Zum Artikel „Die Entdeckung der Senioren“ in der FURCHE Nr>8 vom 24. Februar: Noch nie ist soviel von „Chancengleichheit“, „Demokratisierung“- und anderseits „Frustration“ Unterprivilegierter gesprochen worden wie heute. Niemals ist aber ein ganzer Stand - der Älteren und Alten -so miserabel behandelt, ja diskriminiert worden wie heute! Man sage nicht, daß es genügend Altersfürsorge gebe. Darum geht es hier nicht, sondern um jene, die noch durchaus leistungsfähig sind und aus dem Leben „ausgesperrt“ wurden. Bekanntlich ist der Mensch biologisch „verschieden“ alt, d. h. Alter ist nicht gleich Alter! Wohl gibt es Berufe, die der jugendlichen Spannkraft vorbehalten bleiben sollen. Aber es gibt daneben eine Reihe anderer Berufe, wo dies nicht unbedingt erforderlich ist und wo Leute aus ihrem Wissen, ihrer Erfahrung und mitunter auch aus ihrer größeren geistigen Kapazität noch unendlich viel leisten könnten.

Man sagte nicht, man könne ja auch weiterhin gerade wissenschaftlich tätig sein. Eben dies ist in vielen Fällen fast unmöglich durch veränderte Umstände. Das wird dann noch verschärft, wenn man sich fit und gesund fühlt und die bisherige Tätigkeit unvermindert ausüben könnte, aber von heute auf morgen nicht ausüben darf, weil eine

Grenze gezogen ist, eisern und unerbittlich.'

Wir haben aus der Geschichte genügend Beispiele von Persönlichkeiten, die in hohem Alter ganz große Leistungen vollbrachten. Das alte Griechenland hatte seinen Rat der Alten, Rom seinen Senat, die größten Dogen der Republik waren steinalt. Auch unsere Zeit kennt große alte Männer in Politik und Wirtschaft oder auch in der Kunst - man denke nur an die Dirigenten unserer Zeit.

Warum erzeugt der Staat ein Heer „Ausgesteuerter“, die willens und fähig wären, noch Positives für die Gemeinschaft zu leisten? Warum bezahlt man Millionenbeträge fürs Nichtstun, warum macht man Menschen todunglücklich und schneidet ihnen gleichsam den Lebensfaden ab, anstatt sie ökonomisch zu verwenden? Man sollte niemanden, der sich für pensionsreif hält, Zurückhalten, aber man sollte jene, die arbeiten wollen und es auch können, auch arbeiten lassen. Jeder Mensch bedarf einer seelischen Existenzberechtigung (in jedem Alter), und diese kann nur durch Selbstverwirklichung erfolgen, wozu das aktive Eingeordnetsein in die Gesellschaft gehört.

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