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Vernetzte Verantwortung
Diesmal hat der Bischof von Basel, Kurt Koch, die Sympathie der Medien nicht auf seiner Seite, und auch die Menschen in seiner Diözese sind geteilter Meinung: Der Bischof, selbst akademischer Lehrer, hat dem emeritierten Alttestamentler von Luzern und dann Tübingen, Herbert Haag, vorgehalten, mit seinen Thesen zum Amtsverständnis nicht (mehr) auf katholischem Fundament zu stehen.
Für Haag ist dies nach dem „Abschied vom Teufel", von der gängigen katholischen Sexuallehre und der biblischen Eheauffassung nicht der erste Schritt dieser Art; für Koch ist es die erste derartige Erklärung im zweiten Jahr seines bischöflichen Dienstes. Dabei nimmt er die seinem Leitungsdienst eigene Verantwortung wahr, die ihn nicht nur an das Geschehen in seinem Bistum rückbindet, sondern ihn mit der gesamten Kirche vernetzt. In dieser 1 spannungsvollen Aufgabe ist nicht leicht leben. Diese Vernetzung bedeutet eben auch, dort kritisch Mißstände öffentlich zu benennen, wo dies unangenehm, unopportun, für das eigene Image kontraproduktiv erscheint. Andern- oder höherenorts mag mit Genugtuung festgestellt werden, daß damit zentrale Kircheninstanzen eines möglichen Handlungsbedarfs enthoben wurden. Vernetzte Verantwortung besagt allerdings umgekehrt, daß den Bischöfen die Wahrnehmung ihrer Leitungsautorität nicht nur dann erhalten bleibt, wenn es Unangenehmes zu regeln gilt. Die Vernetzung muß auch in Richtung Bischöfe und Bistümer spielen. Denn Subsidiarität bedeutet nicht eine beliebige Delegation von Autorität, sondern das Ernstnehmen von kollegialen Strukturen. Dann wäre allerdings der Buf nach weiterführenden Überlegungen zur Amtsfrage seitens verschiedener Bischöfe ernstzunehmen, dann wären schon aus diesem Grund — wenn nicht aus Sorge um die gesamte Kirche - ernsthafte Beratungen dazu überfällig, wie die sakramentale Struktur eines Amtes (auf all seinen Stufen) in Zukunft konkret aussehen sollte und könnte. Auch dies ist in vernetzter Verantwortung umzusetzen, es kann nicht in isolierter Verantwortung verordnet werden -zumindest dann nicht, wenn der Maßstab kirchlichen Handelns das Evangelium Jesu Christi ist.
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