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Ehe ist mehr

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Die ergreifendste Liebesgeschichte seit Romeo und Julia nennt die „Frankfurter Allgemeine“ das Buch „Zeit zu lieben, Zeit zu sterben“ von Leopold Prinz zu Loewenstein. Der Autor, geboren 1903 in Salzburg, aus der berühmten süddeutschen hochadeligen Familie stammend, lebt seit Beginn der zwanziger Jahre in England und besitzt sowohl die deutsche wie die britische Staatsbürgerschaft.

Sein Buch ist tatsächlich eine ergreifende Liebesgeschichte eigener Art. Es stellt keinen Roman dar, sondern schildert die Geschichte der Ehe des Verfassers mit der Tochter des britischen Verlegers Gollancz, die er knapp nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in England heiratete. Es ist die Geschichte einer überaus glücklichen Ehe, die beendet wird durch den schrecklichen Tod der Frau des Autors. Seine Frau stirbt nach jahrelangem Leiden an Krebs. In diesen Jahren wird sie ständig behandelt und in eben diesen Jahren hoffen Ärzte und vor allen Dingen der Verfasser, daß zumindest das Leben der Patientin verlängert werden könne. Dieses Buch ist nicht die Schilderung einer Krankheit, die als eine furchtbare Geisel heute noch die Menschen heimsucht. Dieses Buch schildert die Katastrophe, die über zwei glückliche Menschen hereinbricht, wenn diese schwere Krankheit plötzlich

auftaucht. Wie alle Welt zuerst versucht, die Krankheit zu verdrängen, schließlich ihre Existenz zur Kenntnis nehmen muß und unter dieser Erkenntnis beinahe zusam-

menbricht. Aber auch, wie schließlich bei der Sterbenden und beim Uberlebenden diese grausame Zäsur nicht als sinnlos, sondern als bedeutungsvoll erkannt wird.

Denn der Tod wird schließlich nicht als etwas Negatives gesehen, sondern als ein integraler Bestandteil des Lebens. Das Sterben vertieft die Beziehung der Kranken zum Christentum immer mehr und läßt sie ihr schweres Schicksal mit viel Demut und Hingabe ertragen, betrübt nur durch die Sorge um den überlebenden Teil. Das Buch ist wirklich mit einer unglaublichen Zartheit geschrieben. Und die £<$ül-derung des langen Abschiednehmens, unterbrochen nur manchmal durch einen Strahl der Hoffnung, ist von einer einmaligen Kraft. In einer Zeit, da ununterbrochen Ehen zugrunde gehen, ununterbrochen Ehen zerstört werden, in einer Zeit, da Treue so gut wie nichts wiegt, ist dieses Buch wirklich ein Zeugnis, daß die eheliche Liebe die stärkste Bindung zwischen zwei Menschen sein kann und auch durch-den Tod nicht erlischt.

ZEIT ZU LIEBEN, ZEIT ZU STERBEN. Von Leopold Prinz zu Loewenstein. Claassen-V erlag,

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