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Ein wichtiges Dokument

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„Das gemeinsame Kärnten — Skupna Koroška“ nennt sich eine „Dokumentation des deutsch-slowenischen Koordinationsausschusses“ der Diözese Gurk. Für den Inhalt zeichnen gemeinsam Dr. Ernst Waldstein und Dr. Valentin Inzko verantwortlich.

Waldstein und Inzko redigierten nicht nur die Texte, sie trugen auch als Autoren zu der Broschüre bei, die übrigens in den wichtigsten Teilen zweisprachig abgefaßt ist. Ihr Ziel: Das gemeinsame Kärnten!

Was diese Dokumentation so besonders wichtig macht, ist der Umstand, daß die Arbeit über das Zusammenleben der Deutschen und Slowenen in der Kirche Kärntens nicht nur schönes Zeugnis eines guten Geistes ist, sondern durch die Bestätigung durch Bischof DDr. Josef Köstner für die Diözese zum verbindlichen Gesetz wurde. So ist sie außerhalb der staatlichen, politischen Gesetzgebung die erste in ihrem geistigen und gesellschaftlichen Umkreis verbindliche Deklaration von Verständigung, gutem Willen und Nächstenliebe über alle künstlichen und vermeintlich natürlichen Schranken hinweg. Wer um das Ansehen der Kirche unter den slowenischen Kärntnern weiß und ihre Stellung unter der deutschsprachigen Landesmehrheit kennt, vermag auf die hohe politische Bedeutung einer solchen Deklaration unschwer zu schließen.

„Die Kirche“, wenn man das einmal so pauschal sagen darf, zieht sich mit dieser Dokumentation nicht aus dem Streite der Meinungen und Vorurteile auf eine neutrale Position zurück, sie stellt sich diesem Streit. Und sie stellt sich mit wohl- bedachten Konzeptionen, das heißt: sie wird aktiv! Ihr Ziel: Versöhnung.

Gewisse Kreise hören dieses Wort „Versöhnung“ nicht gerne. Die einen nicht, weil sie von „Versöhnungen“ absolut nichts halten mögen, die anderen, weil sie an einem Punktum angelangt zu sein glauben, wo es nichts mehr zu versöhnen gibt, weil alles schon entschieden sei. Die Dokumentation stellt klar, was alles auf Versöhnung harrt und wie diese zu finden ist. Der Kärntner Diöze- sanrat und die nun zu wählenden Pfarrgemeinderäte, die nach dem nunmehr dokumentierten Gesetz vorzugehen haben, rückten ins Bewußtsein, daß der ganze wichtige Akt auf Grund eines demokratischen Prozesses entstanden ist und nach demokratischen Regeln weiterleben wird. Doch Demokratie ist hier nicht eine bloß formale Verhaltensweise, nicht bloß Spielregel, wie Gegensätze auszutragen sind, son-

dem eben auch ein Prozeß der Versöhnung in einem bestimmten und das Leben der Kirche bestimmenden Geist. Ohne eben diesen Geist wäre die ganze Dokumentation ein wertloser Versuch, der an sich selbst scheitern müßte. So aber ist es der bisher bemerkenswerteste Akt, Spannungen zu überwinden. Von besonderem Wert ist ein kurzer Beitrag des Generalvikars der Diözese Bozen-Brixen, Dr. Michaeler. Da wird anschaulich, daß die Voraussetzungen und Realitäten von Land zu Land verschieden sein mögen, daß aber allen „Volkstumskämpfen“ soviel Gemeinsames zugrunde liegt, daß auch für die Überwindung dieses barbarischen und rückschrittlichen Zustandes gemeinsame Grundsätze gelten. Dies ins Stammbuch jener „Nationalen“, die für deutschsprachige Südtiroler zu fordern nicht müde werden, was sie slowenischsprachigen Kärntnern absolut nicht zugestehen möchten und auf diesen Widerspruch aufmerksam gemacht, nichts anderes zu sagen wissen als: „daß sind grundverchiedene Angelegenheiten.“ Sie sind es nicht!

DAS GEMEINSAME KÄRNTEN — SKUPNA KOROŠKA. Herausgeber: DeutschLslowenischer Koordinations- ausschuß des Diözesanrates in Kla- genfurt, broschiert, 154 Seiten. Druck: Carinthia, Klagenfurt.

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