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Ende eines Konflikts
Als in den letzten Monaten des Jahres 1969 das „Südtirolpaket“ einen langjährigen Streit zwar nicht löste, aber die Basis für eine zukünftige Lösung bereitete, munkelten viele (die damalige Forcierung der Dinge wertend), das „Paket“ berge so viel Sprengstoff, daß eine neuerliche Verschlechterung der Lage zwangsläufig daraus folgen müsse.
Als in den letzten Monaten des Jahres 1969 das „Südtirolpaket“ einen langjährigen Streit zwar nicht löste, aber die Basis für eine zukünftige Lösung bereitete, munkelten viele (die damalige Forcierung der Dinge wertend), das „Paket“ berge so viel Sprengstoff, daß eine neuerliche Verschlechterung der Lage zwangsläufig daraus folgen müsse.
Heute, immerhin mehr als ein Jahr später, scheint das Mißtrauen, das in Angelegenheiten Südtirols nur zu oft mit Böswilligkeit und nationalen Ressentiments angereichert war, ausgeräumt zu sein.
„Drei Ereignisse in den letzten Tagen des abgelaufenen Jahres“, so schreibt der deutsche Sonderdienst der Nachrichtenagentur „Italia“, „haben sogar die Vorsichtigen zu behutsamem Optimismus veranlaßt: der (italienische) Ministerrat billigte die Paketmaßnahmen, die von dem .Neuner- komitee“ in beratender Funktion ausgearbeitet worden waren; der parlamentarische Kalender für die Verabschiedung des Verfassungsgesetzes zur Reform des Autonomie statuts wurde in erster Lesung festgelegt; der Präsident der Republik begnadigte entsprechend einem Wunsche des österreichischen Präsidenten einen zu 30jähriger Haft verurteilten Terroristen.“
Vor allem die Begnadigung des österreichischen Musikprofessors Günther Andergassen, der vom Mailänder Schwurgericht in Erster und Zweiter Instanz wegen Terroraktionen zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt worden war, beleuchtet den guten Willen Italiens. Das brachte auch Bundespräsident Franz Jonas zum Ausdruck, der dem italienischen Staatspräsidenten Saragat in einem Telegramm seinen Dank für den Gnadenakt und die Genugtuung des österreichischen Volkes aussprach. Italiens DC-Ministerpräsident Colombo meint zum „Paket“: „Es ist ein neuer Beitrag zu der friedlichen und gerechten Lösung der Probleme. Versuchen wir, die nach langen Bemühungen zwischen den betroffenen Volksgruppen und der Regierung erreichten Vereinbarungen zu respektieren; vor allem werden jedoch die Jungen in einer offenherzigeren und spontaneren Aussprache zur Überwindung von Gegensätzen beitragen, die in den Zeiten, die wir gemeinsam gestalten wollen, sinnlos geworden sind.“
Natürlich wird der weitere Weg der Lösung schwierig sein, und das „Paket“ sei, wie das bei jeder Kompromißlösung der Fall ist, nicht so sehr in seiner Formulierung, sondern seiner praktischen Ausführung noch keineswegs Garantie für endgültigen Burgfrieden, wie man in Bozen meint.
Jedenfalls hat die Parlamentsdebatte in Rom ergeben, daß die überwiegende Mehrheit der Parlamentarier — nicht nur auf der Regierungsseite — des langen Konflikts müde sind. Und mit der Annahme der Paketbestimmungen, so stellt man heute im Palazzo Chigi voll Genugtuung fest, sind die übernommenen Absprachen mit Österreich auch peinlich genau eingehalten worden.
Und in der Kammerdebatte wurde sogar gesagt, daß das „Paket“ auch als ein Akt der Wiedergutmachung anzusehen sei…
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