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Evangelium in kleiner Münze

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Nach zwei Jahren trafen sich Vertreter der katholischen und evangelischen Rundfunkarbeit in Stockholm. Eingeladen wurde von der International Catholic Association for Radio and Television (UNDA) und der protestantischen WACC (World Association for Christian Communication). Nach dem Wunsch der Veranstalter sollte ein Sammelpunkt für Information und darüber hinaus die Möglichkeit geboten werden, die Bemühungen der Kirchen auf dem Gebiete der Kommunikation zu koordinieren, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Diesem Zweck dienen die alle zwei Jahre veranstalteten Fern-, sehwochen.

„Für Kinder und andere Leute“ nannte der Sender Freies Berlin seine in Stockholm eingereichten Fernsehfilme. Dieser Titel zeigt die Schwierigkeit auf, biblische Botschaft alt und jung mediengerecht anzubieten. Wenn man die Produktionen beider Kirchen aus verschiedenen Ländern vorgeführt bekommt, erkennt man, wie schwer es ist, die Ungeheuerlichkeit der Frohen Botschaft in kleine Münzen einzuwechseln und dem Publikum zu vermitteln. Wie schwer es ist, für die verschiedenen Gruppen der Rezipienten das Richtige zu sagen und ins rechte Büd umzusetzen.

Umso erfreulicher ist es, daß der österreichische Beitrag „Gibt es Gott?“ einen der fünf begehrten (gleichwertigen) Preise erhielt. Diese Fümdokumentation von Jos Rosenthal (Redaktion Anton Fellner) provoziert bewußt die Frage nach Gott und konfrontiert namhafte Wissenschafter damit. Jeder von ihnen gibt überzeugende und faszinierende Antworten, die wie Mosaiksteine zusammengesetzt ein Gesamtbüd ergeben. Ihr gemeinsames Bekenntnis lautet: „Man kann vom Standpumkt der Wissenschaft nicht beweisen, daß es Gott gibt, aber ebenso wenig, daß Gott nicht existiere.“ Die Wissenschafter waren sich einig, daß hinter dieser Welt, ihren Gesetzen und Ordnungen, ein Schöpfer stehen müsse.

Viele Beiträge waren dem diakoni-schen Wirken gewidmet. Etwa wenn es um die Behinderten in den Anstalten geht, die „gerne einmal mit einem gesunden Menschen sprechen“ und die nicht abgeschoben, sondern in die Gesellschaft integriert fühlen möchten. Der japanische Beitrag weist einen anderen Weg auf, mit großen Opfern verbunden, indem man Behinderte in der Famüie behält. Auch der Behandlung unheilbar Kranker, denen ein menschenwürdiges Sterben ermöglicht werden soll, war ein Film gewidmet.

Schwer hat man es mit den Programmen für Kinder, sollte ja auch ihnen die biblische Geschichte via Bildschirm erzählt und in ihrer Aussage nahegebracht werden. Daß dies im Laienspiel, im Gespräch, mit Trickfilmen oder in Form eines Puppenspiels möglich ist und auch geschehen kann, ist eine erfreuliche Erkenntnis dieser Veranstaltung. Besonders hervorzuheben ist der Versuch eines kanadischen Künstlers, der die biblischen Geschehnisse mit aus buntem Papier gefertigten Puppen, wie in einem japanischen Marionettenspiel, darbietet.

Bei allen Produktionen klingt die Frage nach Gott durch. Österreich hat es gewagt, danach offen und direkt zu fragen. Die Antwort der Wissenschafter wurde in Stockholm gehört. Das war für die Teilnehmer aus Österreich eine Reise nach Schweden wert. Auch brachte die österreichische Delegation das Bewußtsein heim, im Konzert der Völker dieser Welt ein klein wenig mitspielen und mitsprechen zu können. Der Erfolg von Stockholm wird alle anspornen, nicht überheblich und stolz darauf zu sein, sondern mit noch größerer Demut und Sorgfalt an die Aufgaben heranzugehen, um so weiterzubauen an dem Auftrag, der den christlichen Kirchen in den Massenmedien gestellt ist.

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