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Ffingstliche Kirche

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Von „heftigen Auseinandersetzungen“ in der Frühkirche berichtet die Apostelgeschichte, und am vorletzten Sonntag vor Pfingsten wurde diese Stelle (Apg. 152) in der Lesung zitiert. Konflikte um der Wahrheit willen waren der Kirche also von Anbeginn nicht fremd. Sie sollten uns auch heute nicht aus der BŪIŲI werfen.

Unnütz wären sie freilich, wenn sie um unwesentliche, vordergründige Dinge gingen. Aber oft verbirgt sich hinter scheinbarer Vorder- gründigkeit eine ernste Prinzipienfrage — etwa der Stellenwert der Frau in der Kirche hinter dem (jetzt ohnehin positiv gelösten) Mini- strantinnenstreit.

Um so mehr aber muß man zu Pfingsten, dem Gründungsfest der Kirche, darüber nachdenken, was Kirche laut Kirche ist: Salz der Erde, Licht der Welt, Zeichen der Einheit der Menschheit in Gott, Festigerin des Friedens (Konzilszitate).

Wir wissen, Wie weit die Wirklichkeit oft von der Zielvorgabe entfernt ist, und wie recht Wilhelm Grafl mit der Feststellung in seinem wichtigen neuen Buch „Geht die Kirche an der Zeit vorbei?“ hat: .Kirche ist ein Instrument des Reiches Gottes, aber nicht selbst das Reich Gottes.“

Freilich soll Kirche dieses kommende Gottesreich spürbar, leichter erreichbar, im Mysterium schon hier und heute erahnbar machen. Und deshalb darf man gerade zu Pfingsten von wahrer Kirche träumen: einem Ort, wo Sünder getröstet, nicht verurteilt werden; wo Wahrheit ernsthaft gesucht und nicht selbstgerecht auf silbernen Schalen umhergereicht wird.

Die Kirche müßte jedem Menschen die Botschaft so verkünden, daß Freude und Hoffnung daraus erwachsen: Du bist von Gott gewollt. Du bist einmalig, einzigartig, unersetzlich, für die Ewigkeit bestimmt. Du bist erlöst und unter der Voraussetzung ehrlicher Umkehrbereitschaft nach keiner Sünde, und sei sie noch so schwer, verloren. Immer ist da ein neuer Anfang. Kein Leid ist vergeblich durchlitten, kein Schmerz, der sich nicht in Freude wandelt. Das ganze Leben ist ein Augenblick des Werdens, und der Tod der Beginn des ewigen Seins.

Das müßte die Kirche (also ein jeder und eine jede von uns) denken, sagen, anderen Vorreden und Vorleben: bescheiden, freundlich, ohne Pochen auf Ehrentitel, Kniefall und Machtprivilegien. Denn in der Kirche sind alle gleichwertig und (so der Pfingstprediger Petrus, Prophet Joel zitierend, Apg. 2J 7) Männer wie Frauen dazu berufen, Zeugen der Frohen Botschaft zu sein.

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