7029599-1989_25_08.jpg
Digital In Arbeit

Freiheit für Polens Poesie

Werbung
Werbung
Werbung

„Eine Geschichte der römischen Kunst muß von der Voraussetzung ausgehen, daß die Künstler als Deuter ihrer Zeit in den Werken auch über das historische Umfeld eine Aussage gemacht haben“, schreibt in der Einleitung seines Werkes der Franzose Bernard An- drae. Dementsprechend gliedert er seine mit vielen Illustrationen versehene Studie nach geschichtlichen Epochen. Er zeigt, wie - anfangs unter griechischem und etruskischem E influß - die Eigenart der römischen Kunst entsteht und widmet dann einzelne Kapitel der Zeit der Republik, der Epoche des Augustus, den julisch-claudischen und den flavisch-trajanischen Kunstepochen, den Jahren zwischen Hadrian und Marc Aurel, den späten Antoninen, den Soldatenkaisem und Tetrarchen und schließt mit der Erneuerung des Reiches im Zeichen Christi unter Kaiser Konstantin.

So werden manche ästhetischpsychologische Zusammenhänge in den Hintergrund gedrängt, doch zeigt s ich das römische Kunstschaffen als Staatskunst umso deutlicher.

H.C.

DIE KUNST DES ALTEN ROM. Von Bernard Andreae. Verlag Herder, Freiburg 1989.244 Seiten, öS 530,-.

Nach der Ausrufung des Kriegsrechts am 13. Dezember 1981 wurden in Polen sämtliche Vereine, und damit auch der,PEN-Club und der polnische Schriftstellerverband, verboten. Danach baute der Staat einen linientreuen Verband auf, der aber literarisch bedeutungslos blieb, weil die wichtigsten Autoren Polens passiven Widerstand leisteten und nicht beitraten.

Im September des vergangenen Jahres wurde, nach langen Kämpfen, der PEN-Club in Polen wieder zugelassen. Schließlich konnte Anfang Juni dieses Jahres im Zuge einer fortschreitenden Demokratisierung auch ein vom Staat unabhängiger Schriftstellerverband gegründet werden. Den Vorsitz hat der Krakauer Romancier Jan Jozef Szcze- pänski übernommen.

Gleich nach der Wiederherstellung des polnischen PEN-Zentrums lud der österreichische PEN-Club den Präsidenten des polnischen PEN, Julius Zulawski, und die beiden Vizepräsidenten Artur Mifcd- zyrzecki und Egon Naganowski nach Wien. Es war ihr erster Aufenthalt im Westen seit der Neuformierung des Vereines. DIE FURCHE sprach mit dem Lyriker und Romancier Artur Miedzyrzecki über die derzeitige Situation der polnischen Literatur.

FURCHE: Herr Miedzyrzecki, was hat sich für die polnische Literatur in letzter Zeit geändert?

ARTUR MIEDZYRZECKI: Über die Zensurbehörde wurde am „Runden Tisch“ diskutiert. Sie ist mm etwas liberaler geworden, denn der Staat kann nicht mehr anders, als die Demokratisierungswelle zuzulassen.

Zuvor erschienen etwa fünfhundert Bücher im Untergrund, heute werden sogar die Werke polnischer Schriftsteller aus dem Ausland offen verkauft Die staatlichen Verlage müssen nun ihr Programm erweitern, um gegen die Konkurrenz der Untergrundverlage bestehen zu können, die gute Literatur veröffentlichen und nicht lange fragen, ob sie dürfen.

FURCHE: Wie steht es finanziell um die polnischen Verlage?

MIEDZYRZECKI: Schlecht, denn die wirtschaftliche Lage des Landes ist alles andere als gut In diesem Zusammenhang wäre es für die Polen natürlich wünschenswert, könnten die Bücher billiger ange- boten werden, damit es sich mehr Menschen leisten können, sie zu kaufen.

FURCHE: Inwiefern nimmt die Kirche heute auf die polnische Literatur Einfluß?

MIEDZYRZECKI: Wir Polen sind ein sehr gläubiges Volk. Deshalb wird ein Einfluß der Kirche sowohl auf das Verlagswesen, als auch auf das literarische Schaffen immer feststellbar sein. Es gibt zum Beispiel im ganzen Land einige Seelsorger für Autoren, die natürlich auch für jeden anderen da sind. Sie haben uns Schriftstellern in der Zeit der stärksten Restriktion durch den Staat zwischen 1081 und 1088 viel geholfen.

Daneben sind noch die Wochen der christlichen Kultur zu erwähnen, die sehr wichtig sind und unsere Verbundenheit mit der Kirche zum Ausdruck bringen.

FURCHE: Man sagt, die polnische Literatur sei der russischen gegenüber ablehnend eingestellt. Ist das wahr?

MIEDZYRZECKI: Da muß man unterscheiden. Politisch-historisch gibt es sicher Animositäten. Die richten sich aber gegen den Stali- nismus, nicht gegen jene russische Literatur, die wir schätzen.

FURCHE: Hat sich die Demokratisierung in Polen auch in den Medien bemerkbar gemacht?

MIEDZYRZECKI: Seit einigen Wochen ist die Tageszeitung „Solidarität" auf dem Markt. Chefredakteur ist Tadeusz Mazowiecki. Sie und die Wochenzeitung „Gazetta vy worcza“ (Wahlzeitung), deren Chefredakteur Adam Michnik ist, repräsentieren die freie Presse Polens.

Da« Gespräch führte Peter Dletachko.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung