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Lefihvre

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Lefebvre hat sich mit seiner Priesterbruderschaft St. Pius X. nun endgültig von Rom getrennt.

Ein Schisma ist für die Kirche immer eine schwere Wunde. Um es zu verhindern, hat Rom eine erstaunliche Duldsamkeit gezeigt und einen sehr hohen Preis eingesetzt. Am 5. Mai 1988 wurde von Kardinal Joseph Ratzinger und Alterzbischof Marcel Lefebvre ein Ubereinkommen unterzeichnet, das unter anderem folgendes beinhaltete:

Lefebvre verspricht Treue zur katholischen Kirche und zum Papst in Rom; er verpflichtet sich, Punkte des II. Vaticanums, die ihm nur schwer mit der Tradition vereinbar scheinen, in Kommunikation mit dem Heiligen Stuhl „unter Vermeidung jeder Polemik“ zu studieren; er anerkennt die Gültigkeit der Messe und der Sakramente nach den Riten der liturgischen Erneuerung.

Dafür wurde ihm unter anderem zugestanden, die liturgischen Bücher, wie sie bis zur nachkonziliaren Reform in Gebrauch waren; benützen zu dürfen; ferner könne er unter Berücksichtigung der besonderen Situation der Bruderschaft „dem Heiligen Vater die Bitte unterbreiten, einen Bischof zu ernennen, der unter ihren Mitgliedern ausgewählt wurde“.

Der Preis wäre sehr hoch und risikovoll gewesen.

Die Treue zu Kirche und Papst kann doch nicht bloß durch eine Vermeidung jeder Polemik gegen das II. Vaticanum bezeugt werden, sondern besteht in der vollen Annahme des Konzils.

Die Liturgie in alter Form weiterfeiern zu dürfen, wenn man wenigstens die Gültigkeit der erneuerten anerkennt, erweckt den Eindruck, die Liturgieerneuerung hätte nichts Wesentliches gebracht.

Aus den eigenen Reihen Bischofskandidaten dem Heiligen Vater vorschlagen zu dürfen, übertrifft wohl alle historisch gewachsenen diesbezüglichen Privilegien. Sich durch krassen Ungehor-sam solches ertrotzen zu können, was in viel geringerem Ausmaß durch wohlbegründete Bitten kaum erreichbar ist, wäre für weite Kreise unverständlich geblieben.

Der Papst hat das Äußerste versucht. Das Schisma ist dennoch eingetreten. Das ist für die gesamte Kirche und persönlich für den Papst eine schwere Wunde. Es aber mit so weitreichenden Zugeständnissen zu verhindern, hätte vielleicht noch größere Wunden in der Kirche gerissen. Die Polarisierung innerhalb der Kirche wäre noch stärker geworden.

Lefebvre schreibt in unrühmlicher Weise Kirchengeschichte. Die wirkliche Rebellion kam von ganz rechts. Möge dies alles ein heilsamer Schock für viele sein.

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