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Museumsdidaktik

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Die Inflation fordert auch von den Museen ihren Tribut. Nicht nur, daß bei sprunghaft steigenden Versiche-rungs- und Transportkosten international bedeutsame Ausstellungen wohl nur noch in Landeshauptstädten möglich sein werden, viele Musentempel werden auf Sparflamme kochen müssen. Das gilt auch für die bislang oft noch recht üppigen Ausstellungskataloge, in denen sich neben einem wichtigen Bildteil die Herren Direktoren langatmig äußern. Sie verwechseln Einführungen für Besucher gern mit Bildnachweisen durch Akademiker. In Zukunft wird hier zwangsläufig die Würze in der Kürze liegen müssen. Und. hoffentlich wird der Jargon für Eingeweihte durch allgemein verständliche Erklärungen abgelöst.

Vor allem aber bedarf die Ausstellungskonzeption grundlegender Änderungen. Wenn stilbildende prominente Vertreter der Moderne als Publikumslokomotiven nicht mehr gezeigt werden können, müssen Künstler der eigenen Region stärker ins Spiel gebracht werden. Das wird aber nur dann glücken, wenn dabei neue thematische oder didaktische Ideen und Vorstellungen verwirklicht werden. Auch ohne Extrazulage sollten die Museumsleute in Zukunft häufiger in den eigenen Magazinen herumstöbern, um die längst vergessenen Einkäufe ihrer Vorgänger wieder ans Tageslicht zu bringen. Zu entdecken gibt es da sicherlich eine Menge. Die oft selbstherrliche Einkaufspolitik einzelner sollte durch die Entscheidung von Gremien abgelöst werden. Autorität paßt nicht länger in den Museumsbetrieb.

Schließlich bläst der Wind den Instituten kräftig ins Gesicht.

Die öffentliche Hand wird bei wachsendem Defizit aus Prestigegründen eher große Theateretats bewilligen, als kleine für Museen. Wenn außerdem die Notwendigkeit der Museumsarbeit in den Kulturausschüssen angezweifelt wird, könnte es für eine Regeneration zu spät sein. Einige Institute haben erkannt, daß auf lange Sicht die Verbindung zur Öffentlichkeit existenzentscheidend ist, etwa Basel mit der Volksabstimmung der Besucher, oder das Reichsmuseum in Amsterdam mit seinem Briefkasten, auch einige deutsche Kunstvereine haben sich durch Jazzkonzerte ein neues Publikum gesichert. In Wien bemüht sich zum Beispiel das Museum des XX. Jahrhunderts mit Erfolg um ein neues Publikum. Aber mit Improvisation und gezielter Öffentlichkeitsarbeit wird es nicht getan sein. Es gehört System dazu. Ein Forschungsinstitut für Museumsdidaktik, das die Deutsche Forschungsgemeinschaft bereits 1971 als dringend notwendig bezeichnete, könnte bahnbrechende Arbeit leisten. In der neuen Denkschrift „Zur Lage der Museen“ wird ferner der Ruf nach Planstellen für Museumspädagogen sowie nach einer Datenbank erhoben, um den Erfahrungsaustausch zu erleichtern. Werden diese Vorschläge nicht gehört, sieht die Zukunft für die deutschen Museen düster aus, denn Stillstand ist bereits Rückgang.

• Die Glasmalereiwerkstätte des Stiftes Schlierbach ist auf das engste mit dem Schaffen von Margret Bil-ger verbunden. Hier fand die Künstlerin alle Voraussetzungen, um ihre Intentionen verwirklichen und Aufträge erfüllen zu können. Dazu kam die Atmosphäre des Klosters. Aus all dem formte sich das glasmalerische Oeuvre Margret Bilgers, von dem bedeutsame Beispiele in der vom Land Oberösterreich im Zisterzienserstift Schlierbach vom 24. Mai bis 31. August veranstalteten Ausstellung „Margret Bilger — 1904 bis 1971“ zu sehen sein werden: nicht zuletzt war der Zusammenklang zwischen Margret Bilger und der Schlierbacher Glasmalereiwerkstätte die Ursache, daß man sich entschloß, die Schau im Stift Schlierbach einzurichten.

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