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Problem Datenschutz
FURCHE: Herr Generalvikar, die Kirche nimmt jetzt die Elektronik bei ihrer Dateiverwaltung zu Hilfe. Ist da nicht die Angst vor einer totalen Verwaltung berechtigt?
GENERALVIKAR RUDOLF TRPIN: Ich sehe das nicht so. Wir wollen den Menschen nicht verein- nahmen, aber wir wollen wissen, wer zu uns gehört, wer getauft ist und wer nicht. Wir sind auf die Kenntnisse, wer katholisch ist oder nicht wegen des Kirchenbeitrags angewiesen. Wir haben das bis jetzt nicht getan, weil der Staat uns die Informationen geliefert hat, in Zukunft ist das noch nicht sicher. Wir müssen eine gewisse Vorsorge treffen. Zum Teil ist das jetzt nichts anderes, als es schon immer war - nur halt mit den heutigen Büro- Möglichkeiten.
FURCHE: Abgesehen von den Notwendigkeiten, der Matriken- führung, gibt es im PFAD-System noch weit mehr Möglichkeiten, Daten zu verarbeiten.
TRPIN: Ja, es kann sicher eine Bemerkung zur Seelsorge gemacht werden: Der Pfarrer könnte die Kranken kennzeichnen, die er re- gelmäßig besucht, oder die Leute, die an der Firmvorbereitung teil- nehmen, um sie nach der Firmung zur Jugend einzuladen - aber die Informationen stammen immer von dem Umstand, daß ein bestimmter Mensch, ein bestimmter Katholik sich vollkommen freiwillig mit die- ser Kirche in Verbindung setzt. Jeder Verein kann festhalten, wer zu seinen Vereinsversammlungen kommt.
FURCHE: Die Problematik in der Kirche ist keine besondere, das ist richtig. Sie taucht überall dort auf, wo der „Quantensprung" von der manuellen Datenverwaltung hin zu den potenzierten Möglichkeiten einer elektronischen Datenverar- beitung getan wird.
TRPIN: Es ist jetzt in dieser Be- ziehung nicht viel geschehen, und es wird auch in Zukunft nichts sein, denn auch, wenn man das richtig auswerten wollte, müßte man Leu- te haben und kostet das immer noch Zeit und Mühe.
FURCHE: Eine kleine Unscharfe ergibt sich beim Personenkreis, über den Daten gespeichert werden dürfen. Laut Datenschutzregister sind auch Nicht-Katholiken mög- lich...
TRPIN: Wir sind nur an den Katholiken interessiert. Wobei natürlich für uns katholisch ist, der getauft ist. Wenn er nachträglich aus der Kirche austritt, ist er für uns noch ein Getaufter, aber wir würden natürlich den Austritt sehr wohl registrieren.
FURCHE: Letzten Endes ist ja eine zentrale Datei geplant, die möglichst alle Daten der Katholi- ken der Erzdiözese verfügbar hat?
TRPIN: Ja, aber nur die Daten, die für einen Katholiken interes- sant sind, das heißt Matrikendaten: ob er jetzt kirchlich verheiratet ist oder nicht, ob er gefirmt ist oder nicht - die Daten, die sein „Katho- lisch-Sein" betreffen, stehen dann auch anderen Pfarren zur Verfü- gung, das ist so geplant.
FURCHE: Nun sind aber Daten nicht ordnungsgemäß registriert, kircheninterne Richtlinien werden sehr locker ausgelegt: Müssen diese „kleinen" Unregelmäßigkeiten nicht stutzig machen, muß man nicht fragen, wo kommt es noch zu Nachlässigkeiten?
TRPIN: Einerseits muß ich der Sache erst nachgehen, mich infor- mieren, auf der anderen Seite, wenn ich jemanden verdächtigen will, werde ich immer einen Grund zur Verdächtigung finden.
Das Gespräch mit dem Wiener Generalvikar führte Markus Groll.
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