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Risiko Bildschirm
Es ist unbestritten, daß Bildschirmarbeit das Sehorgan beziehungsweise die Muskeln stärker beansprucht als konventionelle Arbeit mit anderen Informationsträgern. Immer mehr Computer-und Software-Hersteller widmen diesem Problem auch Aufmerksamkeit. Siemens beispielsweise bietet reichhaltige Informationsbroschüren für Firmen, angefangen von Hinweisen, wie ein ergo-
nomisch richtiger Bildschirm-Arbeitsplatz aussehen muß, bis hin zur Kommunikationsergonomie, also der Verwendung von benutzerfreundlichen Anwenderprogrammen.
Trotzdem gibt es nach wie vor die besorgte Frage: „Wie gefährlich ist Bildschirmarbeit?“ Immerhin hatte erst 1986 eine schwedische Studie über die Mißbildungsrate nach Strahlenwirkung auf trächtige Mäuse für erhebliche Unruhe gesorgt. Derzeit laufen noch statistische Uberprüfungen und Wiederholungen dieser Untersuchung. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtete aber erst kürzlich, daß die Ergebnisse der schwedischen Studie für die Arbeitsplätze am Bildschirm als völlig unerheblich anzusehen
sind. Unter anderem auch deshalb, weil keine Strahlenart in einer Größe auftritt, die die Gefahrengrenze erreicht. Dies, schreibt die FAZ, gilt auch für die älteren Bildschirme. Zu ähnlichen Schlußfolgerungen über Ris-ken am Bildschirmarbeitsplatz kommt übrigens die Expertengruppe der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die wirklichen Bildschirm-Probleme entstehen, wenn Unternehmer zwar auf EDV umstellen, aber die Geräte einfach in die vorhandene Bürostruktur hineinzwängen. Was zur Folge hat, daß die Arbeitsplätze zu klein sind, das Licht zu schlecht ist und so die eingangs erwähnten Beschwerden entstehen.
Die häufigsten Fehler sind:
• zu wenig Beschäftigung mit der neuen Situation;
• damit verbunden Unwissenheit und mangelhafte Aufklärung;
• falsche Anordnung von Möbeln und Geräten;
• zu geringe Kenntnis über ergonomische Notwendigkeiten;
• Unfähigkeit zur Anpassung (auch seitens der Mitarbeiter).
Selbst wer sein Büro optimal einrichten will, steht mitunter vor unüberwindlichen Hindernissen. Wände können oder dürfen meist nicht versetzt werden, wenn die betreffenden Büros zu klein sind. Oft ist das auch einfach zu teuer.
Also wird der vorhandene Platz mit Standard-Büromöbeln vollgestopft (die allerdings den ergonomischen Ansprüchen durchaus entsprechen).
Ein weiteres Problem, das sich bei Bildschirmarbeitsplätzen ergibt, ist das Gefühl der Uberforderung der Mitarbeiter, weil die entsprechende Motivation, Schulung und Ausbildung fehlen.
Dazu kommen noch physische Schwierigkeiten, weil beispielsweise der Benutzer an Kurz- oder Weitsichtigkeit leidet, diesen Fehler aber nicht ärztlich behandeln läßt. *
Mit welchen Problemen kämpfen Mitarbeiter in Büros noch? Peter Köck, Arbeitswissenschafter in der Bundeswirtschaftskammer, hat folgendes festgestellt:
Als gravierendste Belästigung wird die Störung durch Lärm (Telefon et cetera) und Mitarbeiter empfunden. Aber gleich danach ärgern sich die Leute über mangelnde Ablageflächen. Rund 30 Prozent der Arbeitszeit, sagt Köck, gehen mit dem Suchen von Unterlagen, dem Auf- und Wegräumen von altem und neuem Papierkram plus den Überlegungen, wie man diesen unbefriedigenden Zustand beenden könnte, verloren.
Ebenfalls recht stiefmütterlich werden die psychologisch gese-
hen richtigen Farbkombinationen eines Büros behandelt. Generell gilt: Bunte Farbtupfer sollten nicht ins Büro kommen, indem man beispielsweise die Wände grün bemalt. Diese Funktion müssen eher Blumen oder bunte Bilder erfüllen. Manche Firmen wie die Linzer Brau AG bieten hier eine mitarbeitergerechte Lösung: Sie stellen ein Budget für die Anschaffung solcher „Farbkleckse“ zur Verfügung.
Das einzige noch ungelöste Problem in der Büroorganisation sind die Raucher. In der Bundesrepublik wurde versucht, den giftigen Dunst durch Absauggeräte unschädlich zu machen. Die Methode hat sich nicht bewährt und wurde wieder aufgegeben.
Die programmierten Beschwerden
Bildschirmarbeitsplatz, wie er nicht sein soll, weil die folgenden Belastungen und Beschwerden vorprogrammiert sind:
1. Anstrengung der Augen mit Sehbeschwerden;
2. Nacken-, Rücken-, Schulter- und Armbeschwerden bis hin zu Sehnenscheiden-und Sehnenansatzerkran-kungen;
3. Magendruck, Zwerchfell-
hochstand, Wirbelsäulenbelastung durch Wegfall der Stützwirkung;
4. Beengung durch zu geringen Beinraum;
5. Störungen des Rückflusses von Lymphflüssigkeit und venösem Blut;
6. Lärmbelästigung;
7. Zu hohe Leuchtdichten im Arbeitsumfeld.
Quelle: „Richtig sitzen, beschwerdefrei sehen, optimal arbeiten.“ Von Theodor Peters, Bochum 1984.
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