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Schöne Erinnerungen ...
Das immer häufigere Zurückkom-rien auf die Vergangenheit und ihre Werte hat ebensowenig mit einem modischen Trend, der mit dem Schlagwort „Nostalgie“ bezeichnet wird, zu tun wie mit einer irerkalkungsgemäß bedingten Erin-lerung an eine „schöne Jugendzeit“, sondern kann einfach und schlicht als Bestätigung dafür gelten, daß Erüher tatsächlich vieles besser gedacht wurde, sorgfältiger und exakter — und was den Film betrifft,
:o ist diese Behauptung durchaus be-veisbar und an Hand von zwei Bei-ipielen in dieser Woche augenfällig :u demonstrieren:
1933 schrieb der englische Roman-chriftsteller James Hilton sein wohl lopulärstes und berühmtestes Buch, ,Lost Horizon“ (mit dem deutschen Utel „Irgendwo in Tibet“), eine •benso romantische wie faszinierend tnd spannend konzipierte Aben-euerphantasie von einem weltabge-chlossenen, friedlichen und kultur->ewußten Tal in Tibet, eingeschlossen estungsgleich von unübersteigbaren Gebirgen, Schangri-La. Dieser [räum vom verlorenen, doch beste-lenden Paradies auf Erden wurde :u einem Begriff, als dessen Symbol 3changri-La in den anglikanischen Sprachraum einging. Ein 1937 von lern Hollywoodgroßmeister Frank Capra (mit Ronald Colman, i. B. Warner und Sam Jaffe in den vichtigsten Rollen) geschaffener i'ilm — der nach dem Krieg unter lern Titel „In Fesseln von Schangri-L,o“ auch bei uns ein großer Erfolg wurde — wurde bald zu einem Klassiker.
Im Zug der Bemühungen, den Beweis zu liefern, daß man heute alles besser, größer und noch schöner wiederholen könne, was einst volle Kassen machte, durfte es natürlich nicht ausbleiben, daß „Lost Horizon“ vor einem Jahr im Rahmen einer Hollywood-Großproduktion (selbstverständlich in Farbe, Superbreit-wand und um eine Dreiviertelstunde länger) noch einmal verfilmt wurde
— und das Ergebnis liegt nun vor. 5o nichtssagend wie der deutsche Ti-:el, den man ebenso originell wie »usnahmsweise einmal falsch wörtlich übersetzte, nämlich mit „Der verlorene Horizont“, wurde die aufgewärmte Filmspeise: unlogisch, phantasiearm, poesielos, dramaturgisch die besten Pointen vermissen assend und veräußerlicht... Wieder ;in Beweis mehr, daß spektakuläres ;echnisches Format nicht fehlendes Können zu ersetzen vermag. Freun-ie und Bewunderer des Buches und 3er Erstverfilmung seien ausdrücklich gewarnt, sich durch das von Charles Jarrott inszenierte Mißverständnis ihre schöne Erinnerung zerstören zu lassen!
Auch noch an einem anderen Film kann man diese Woche sehen, im wieviel sorgsamer und gekonnter früher Filme gemacht wurden: iie erste Tonfilmversion von Jules Vernes „Der Kurier des Zaren“ (mit ;inem ausgezeichneten Adolf Wohlbrück, mit Lucie Höflich, Hilde Hildebrand und Alexander Golling) aus dem Jahr 1936 ist unvergleichlich besser als alles, was seither um Michael Strogoff im Film gestaltet wurde (wobei der Filmkenner an Curd Jürgens, 1956, und John Phillip Law, 1971, denkt)... Wer da noch leichtfertig von „Nostalgie“ spricht, sollte sich von Qualität überzeugen lassen und dieses häßliche Schlagwort vergessen!
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