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Schöpferische Konsequenz

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Der Maler Robert Schmitt, der im vorigen Jahr seinen 50. Geburtstag feierte, kann nicht nur auf eine langjährige erfolgreiche Tätigkeit im Dienste der Volksbildung zurückblik- ken, sondern auch auf ein künstlerisches Werk von einer heute seltenen schöpferischen Konsequenz. Aus der Meisterklasse für Malerei von Robin C. Andersen an der Wiener Akademie für bildende Künste hervorgegangen, hat er als Leiter der Kunststelle im Bildungsreferat des österreichischen Gewerkschaftsbundes im Rahmen dieser Organisation eine großangelegte Erziehung zur Kunst aufgebaut, die auf das Ganzheitliche ausgerichtet war und mit der Gründung der „Galerie Autodidakt” eine heute leider stillgelegte Galerie geschaffen, die zu den interessantesten und markantesten in Wien zählte. Als Gastprofessor am Brighton College of Art in England und als Lehrbeauftragter an der Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung in Linz stellte er seine pädagogischen Fähigkeiten auf das glänzendste unter Beweis und ist heute — ein seltener Glücksfall — Referent für bildende Kunst im Kulturamt der Stadt Wien, für die er bereits vor Jahren einige Mosaiken und Sgraf- fitti schuf. Eine äußerst schöne und eindrucksvolle Ausstellung in der Burgenländischen Landesgalerie im Schloß Esterhazy in Eisenstadt gibt nun — eigentlich zum erstenmal — einen umfassenderen Einblick in sein Schaffen, das bisher vor allem durch seine hervorragenden und exquisiten Aquarelle bekannt geworden ist.

Schmitt zeigt in ihr eine ausgezeichnete Auswahl seiner Malereien und Graphiken, die sowohl die nahtlose Konsequenz seiner Entwicklung als auch die schöpferische Intensität seiner Auseinandersetzung mit den eigentlichen Problemen der modernen bildenden Kunst, seinen Mut zu formalen Untersuchungen und Weiterentwicklungen, dokumentieren. Die Zeichnungen unterstreichen darin seine Ausgangsposition, die in einem ungebrochenen Verhältnis zur Natur als Grundlage der bildnerischen Interpretation und Umdeutung besteht, wobei ihre Formen in ihrem Sinnzusammenhang als Studienobjekte als Elemente eines allgemeinverständlichen Vokabulars dienen. Der Weg führt hier, eindeutig belegt, von 1956 an von der eindringlichen Verdichtung der Gestalt und ihrer Rhythmisierung zu ihrer räumlichen Aufgliederung in die Fläche und damit zu jener Dynamisierung und Konkretisierung des Raums, der die vom sogenannten „Kubismus” ausgegangene „Multiplanperspektive” Picassos enthält. Das wird besonders in den zum Teil großformatigen figuralen Kompositionen Schmitts und in seinen Stilleben deutlich, in denen das Thema von Formen im Raum mit aller Entschiedenheit und in immer wieder frischen Ansätzen angegangen und gelöst wird. Er erweist sich in diesen Bildern nicht nur als einer der ganz wenigen Maler, die die bildnerischen Grundprobleme der Zeit schöpferisch beantworten, es gelingt ihm dabei pich, das Material der Acrylfarben imgeradezu beispielhafter Weise zu behandeln. Wie er von zartesten aquaralhaften Tuschen ausgehend, mit Lasuren und Deckungen im Wechselspiel, seine Bilder auf eine Vielzahl von malerischen Strukturen aufbaut und dennoch eint, schöpft alle Möglichkeiten dieses bisher banal vergewaltigten Materials mit sinnlicher Raffinesse aus; vielleicht am schönsten in einigen Landschaften, die oft eine besondere poetische Intensität erreichen. Ausgangspunkt dieser Landschaftsbilder in . Acryl sind dabei manchmal Schmitts in ihrer Knappheit und Konzentration hinreißende Aquarelle, in denen die Farbformen sich wie durch Selenke verbunden aneinanderschließen und sich im Wechselspiel mit dem Weiß des Papieres bedingen: kam- tnermusikalische Essenzen seiner reichen künstlerischen Möglichkeiten. Fernab von allem Modischen hat sich Robert Schmitt, auf den an dieser Stelle immer wieder hingewiesen wurde, spätestens mit dieser wichtigen Ausstellung als einer der belebendsten Künstler Österreichs legitimiert.

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