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Unbequemer Mann

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Johannes Paul II. kann auch im 15. Jahr seines Pontifikats Menschen begeistern. Und der nach seiner schweren Darmoperation vor zwei Jahren häufig müde wirkende Pontifex scheint jugendliche Kräfte zu bekommen, wenn er sich mit katholischen jungen Menschen trifft.

In Denver, der Hauptstadt des US-Bundestaates Colorado, konnte man diesen Vorgang während des 8. Weltjugendtreffens genauestens beobachten. Der Papst, der in bewährter Deutlichkeit zum Apo-stolat aufrief, Abtreibung und jede andere Form von Gewalt verurteilte und die Jugendlichen ermutigte, ein Leben in Treue und Keuschheit zu führen, schien in Denver gelöst und befreit von der Last des Petrusamtes.

Der tosende Applaus, den die 400.000 Jugendliche aus aller Welt ihrem irdischen Oberhaupt immer wieder spendeten, blieb weder aus noch wurde er geringer, als Johannes Paul II. zum Beispiel vom Wert der Familie und einer christlich gelebten Sexualität sprach. In Denver, wo der Papst für eine humane Kultur des Lebens und der vor Gott verantworteten Freiheit warb, konnte man den Eindruck gewinnen, es gebe keine große

Diskrepanz zwischen gelehrter und gelebter Sexualmoral bei katholischen Jugendlichen. Zumindest aber war zu erkennen, daß die Jugend auf diesem Weltjugendtag dem Papst genau zuhörte. Ob sie alle auch tun, was er sagt, bleibt offen. Aber sie nehmen ihren Papst sehr ernst. Hat also der Papst der Jugend etwas zu sagen?

„Ganz gewiß”, sagt eine 21jäh-rige Katholikin aus Deutschland. „Er hat uns sehr viel zu sagen, denn er sagt uns auf glaubwürdige Weise, wie wir unser Leben auf Christus ausrichten können. Der Papst wird bei uns viel zu oft verkannt. Dabei ist er jemand, der in einer Zeit der Orientierungslosigkeit Orientierungshilfen gibt. Und er bringt alles sehr gut auf den Punkt. Ja, der Papst spricht eine Sprache, die bei uns jungen Menschen ankommt.”

Daß er in Mitteleuropa so sehr kritisiert werde, sei vor allem auch die Schuld vieler Medien, die nur destruktiv kritisieren wollen und den Papst eher verzerrt darstellen. „Wissen Sie”, ergänzt der 24jährige Christoph aus Freiburg, „der Mann ist einfach auch unbequem. Die Leute wollen sich halt nicht sagen lassen, daß sie auf dem falschen Dampfer sind. Und deshalb hören sie nicht hin, wenn der Papst etwas sagt.” (Kommentar auf Seite 3).

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