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Wasserstoff hat Zukunft

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Viele sprechen davon, daß Was- serstoff der ideale Energieträger von morgen sei. Die Gewinnung dieses Gases kennen die meisten noch vom Physik-Unterricht: In einem was- sergefüllten U-Rohr aus Glas wer- den der Flüssigkeit ein paar Trop- fen Lauge oder Säure zugesetzt und in jedes Rohrende eine Elektrode als Stromzuführer gesteckt. So- bald der Strom zu fließen beginnt, kommt es zur Bildung von Gasen: an der Plus-Elektrode Sauerstoff, an der MinusTElektrode Wasser- stoff. Durch Elektrolyse wird das Wasser in seine gasförmigen Be- standteile zerlegt.

Derzeit liegt die Wasserstoffpro- duktion weltweit bei 25 Millionen Tonnen im Jahr und sie erfolgt im allgemeinen nicht auf der Grundla- ge des Elektrolyse-Verfahrens, sondern durch Aufspaltung von Erdöl und Erdgas. Ihr Produkt wird derzeit überwiegend in der chemi- schen Industrie verwendet.

Was hat Wasserstoff dann aber mit der Energiewirtschaft zu tun?

Wasserstoff ist deswegen ein Energieträger mit Zukunft, weil er in nahezu unbegrenzten Mengen aus dem Rohstoff Wasser gewonnen werden kann und dann enorm umweltfreundlich verbrennt: näm- lich einfach wieder zu Wasser, ohne irgendwelche Schadstoffe zu hin- terlassen. Damit ist perfektes Re- cycling gewährleistet. Außerdem ließen sich viele Motoren und Gas- brenner, die derzeit in Verwendung stehen, ohne großen Aufwand auf den Einsatz von Wasserstoff umrü- sten.

Von den derzeitigen Brennstof- fen unterscheidet sich der Wasser- stoff allerdings dadurch, daß er selbst kein Energierohstoff wie etwa Erdgas ist, sondern erst durch Ein- satz von Energie (Elektrizität) zum Energieträger wird. Mit der Erzeu- gung von Wasserstoff eröffnet sich ein Weg, Elektrizität indirekt zu speichern. In den letzten Jahren ist es gelungen, den Wirkungsgrad der Elektrolyse von früher 50 auf über 80 Prozent anzuheben.

Da jede Energieumwandlung mit Verlusten verbunden ist, stellt sich allerdings die Frage nach dem Sinn eines solchen Verfahrens. Es bietet sich deswegen an, weil Strom an sich nicht gespeichert werden kann. Wo immer Elektrizität anfällt, die nicht verbraucht wird, ist - soll sie nicht verloren gehen - ihre Um- wandlung in einen speicherbaren Energieträger, beispielsweise in Wasserstoff, notwendig.

Dieser Ansatz könnte besonders im Zusammenhang mit der Verwer- tung von Sonnenenergie interessant werden. Diese fällt ja der Tages- und Jahreszeit entsprechend in unterschiedlichem Ausmaß an und läßt sich in den sonnenreichen Gebieten der Erde (die nicht unbe- dingt auch die wichtigsten Abneh- mer von Energie sind) besonders gut verwerten.

Dabei ist zunächst an den Ein- satz von Großanlagen, etwa in der Sahara gedacht. Das ergibt dann Konzepte von „Wasserstoffplanta- gen" mit 200 Megawatt elektri- scher Leistung, die pro Stunde rund 40 Kubikmeter (sehr reines, also nicht salziges) Wasser verbrauchen würden.

Solchen großindustriellen An- wendungen stehen voraussichtlich Transportprobleme gegenüber, da sich Wasserstoff bei normaler Temperatur nicht verflüssigen läßt. Er müßte daher entweder gasför- mig unter hohem Druck oder bei - 250 Grad verflüssigt transportiert werden. Experten schätzen das Risiko des Umgangs mit Wasserstoff allerdings nicht größer ein als die Gefahren, die bei der Handhabung von Erdgas gegeben sind (FURCHE 32/1986).

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