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Zweites Standbein im Westen nötig

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„Ich stehe positiv zur Idee, uns energiepolitisch stärker mit dem Osten zu verflechten, allerdings nur, wenn wir gleichzeitig andere Bezugsquellen schaffen und die heimischen Möglichkeiten nützen“, schränkt ÖVP-Energiesprecher Fritz König das oppositionelle Einverständnis mit der Energiepolitik des Bundeskanzlers ein.

Die Energie-Einbahn Ost (FURCHE 49/1979), die durch den Besuch Bundeskanzler Bruno Kreiskys in Polen noch deutlicher markiert wurde, ist für den schwarzen Energiemann jedenfalls eine Gefahrenquelle: „Wenn die Tschechen eine Panne haben, dann bekommen wir nichts. Wir sind nicht nur von Polen abhängig, sondern auch von der ČSSR als Durchgangsland. “

König plädiert daher für ein zweites Energie-Standbein im Westen, etwa für langfristige Kohle-Lieferverträge mit überseeischen Ländern, wozu auch die Internationale Energieagentur (IEA) geraten hat

Laut IEA-Kostenunterlagen sind mehrere Möglichkeiten durchaus mit Ost-Angeboten konkurrenzfähig: Kohle ist nicht nur in Nordamerika durchaus preisgünstig einzukaufen, wie bereits die VÖEST erkannt haben, sondern auch in Kolumbien. Nur müßte.man dort, ebenso wie in Polen in Erwägung gezogen wird, • Geld in die Förderung investieren.

„Wie mit Polen könnte man mit Kolumbien Exportgeschäfte machen, nur mit dem großen Unterschied, daß da in harter Währung bezahlt wird“, sieht König realistische Chancen, wenn auch ničht auf ewige Zeit. „Wenn man nicht bald etwas tut“, so sein Vorwurf an die offizielle Regierungspolitik, „ist es zu spät, dann ist die Kohle weg.“

Von österreichischen Bemühungen in diese Richtung hört man wenig. Vielmehr wird mit einem anderen Oststaat, nämlich mit Ungarn, verhandelt, um mit einem Kraftwerk auf österreichischem Boden die

Braunkohlevorkommen diesseits und jenseits der Grenze zu nutzen.

Dabei sieht der ÖVP-Energiespre- cher den Vorteil, daß das Kraftwerk zumindest im Inland steht. „Denn wenn man nur beschränkte Mittel hat, muß man primär im Inland investieren“, vor allem in den Ausbau der Wasserkräfte sowie in die Nutzung von Fernwärme und Biomasse.

Es gäbe heute schon durchaus die Möglichkeiten, daß man durch Strohverbrennung - wir verfügen in Österreich über patentierte Anlagen - rund 300.000 Tonnen Rohöl ersetzen könnte, durch eine Holzabfallverwertung könnte sogar eine Million Öl-Tonnen, bei insgesamt 12 Millionen Tonnen Verbrauch, gutgemacht werden.

Jugoslawien etwa, hat Fritz König ein Beispiel parat, kauft heute derartige Anlagen in Österreich. Unser südlicher Nachbar schießt landwirtschaftlichen Betrieben, die nebst anderem auch Energie erzeugen wollen, jenen Betrag als verlorene Zuschüsse zu, der etwa drei Jahresrechnungen an Heizölverbrauch entspricht.

„Bei uns“, bedauert König, „gibt's derzeit nichts aus dem Gebiet.“ Doch schon im nächsten Jahr sollen, so der energiepolitische Operationskalender der Bundesregierung, hier die Weichen gestellt werden.

Nach Auswertung der Erfahrungen von Forschungsvorhaben des Wissenschaftsministeriums auf dem Energiesektor ist mit Förderungsmaßnahmen im Bereich der Strohnutzung im Herbst 1980 zu rechnen, Ende 1980 sollen Förderungsmaßnahmen zur Biogaserzeugung und im Frühjahr 1981 solche zur Holzverwertung empfohlen werden.

Unsere Auslandsabhängigkeit kann zwar nicht aus der Welt geschafft, aber gemildert werden. „Jeder Schilling eingesparte Energie“, appelliert daher auch Nationalbank-Generaldirektor Heinz Kienzl an die Energieverbraucher, „erhöht unsere Unabhängigkeit“

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