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Bärendienst

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Der Breslauer Erzbischof Kominek hatte einmal im Zusammenhang mit der Diskussion um den Briefwechsel der deutschen und polnischen Bischöfe von manchen katholischen Reaktionen aus Deutschland als von einem Bärendienst gesprochen, den man den polnischen Katholiken erwiesen habe. Diese Bärendienste deutscher Katholiken, manchmal auch hoher und höchster Provenienz, die im besten Willen, aber unter tragischer Verkennung der polnischen Situation mit Kombinationen und Ratschlägen bei der Hand waren, die die polnische Kirche in ihrem schweren Abwehrkampf nicht stützten, sondern sie nur gefährden konnten, haben besonders uns hier in Österreich schmerzlich berührt, da, wie es in einem Hirtenwort der österreichischen Bischöfe heißt, das österreichische Volk sowohl dem deutschen als auch dem polnischen Volk verbunden ist und uns nichts mehr schmerzt, als wenn wir mitansehen müssen, wie deutsche und polnische Katholiken aneinander vorbeireden, ja sogar ungewollt Stichworte für den Gegner liefern.

Nun hat eine Wiener Zeitung, eine absolut ernst zu nehmende und für eine für katholische Interessen sehr verdiente Zeitung, kürzlich eine Meldung gebracht, die bedenklich an jenes Wort von den Bärendiensten erinnert. Dort wird im Anschluß an eine Meldung, wonach „eine Gruppe KP-freundlicher katholischer Politiker“ in Rom und in Wien gegen Kardinal Wyszynski zu intervenieren versuchte, gesagt, die in Wien sondierende Gruppe sei unter Leitung des Znak-Abgeord- neten Prof. Stomma gestanden und habe ohne einen wesentlichen Erfolg Kontakt mit österreichischen Bischöfen gesucht. Hier wird also Prof. Stomma, der Leiter der Znak- Gruppe im polnischen Sejm, dessen Treue zur Kirche und zur polnischen Hierarchie außer jedem Zweifel steht, mit einer Aktion in Verbindung gebracht, mit der er absolut nichts zu tun hat. Er war eine Woche, bevor man von der Intervention in Rom hörte, allein in Wien. Er hat sehr wohl Kontakt mit österreichischen Bischöfen gehabt, sowohl mit Kardinal König als auch mit Bischof Läszlo.

Nicht minder bärenhaft ist die zweite Nachricht in der gleichen Meldung der Zeitung, wonach die „KP-freundlichen Katholiken Polens" jetzt an die Stelle von Kardinal Wyszynski den Erzbischof von Krakau, Wojtyla, rücken wollen. Eine der hervorragendsten Gestalten des polnischen Episkopats, die wahrhaft priesterliche Gestalt des Krakauer Erzbischofs, in Verbindung mit KP-freundlichen Kreisen zu bringen, ist nicht nur absurd, ihn auf diese Weise diffamieren zu wollen, könnte nur den Intentionen des Regimes entspringen, so daß man fast versucht ist, zu vermuten, die Zeitung wäre hier einer gelenkten polnischen Kampagne zum Opfer gefallen. Denn nichts könnte die polnischen Kommunisten mehr freuen als gerade Männer wie Stomma und Wojtyla im Westen als kommunistenfreundlich abstempeln zu lassen. Sie würden darin einen Dienst sehen. Für die Polen aber ist es nur ein Bärendienst.

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