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Kritik, die man ernst nehmen muß

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Sendung und Apostolat des Weltchristen In Kirche und Gesellschaft der Gegenwart. Von

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Sendung und Apostolat des Weltchristen In Kirche und Gesellschaft der Gegenwart. Von

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Franz Fisrh r Tm SplhstvprlAff1 dec Atiinrs Wien WITT KrAiixp'AjQ KO Spifpn

ivian Kann zwar, angesiunis uci lisherigen Ergebnisse des Konzils, richt mehr von einer „Stunde des aien“ sprechen, aber doch von dner Epoche im Aufwuchs diei Cirche, in der von der In- titution des Diakonats eine Art .Laiisierung“ der Kirche erwartet verden kann. Nicht der sogenannte .mündige“ Laie — ein sehr frag-

ieiner Position in der Kirche abgesicherte Laie vermag einer nunmehr loch offenen Seelsorge Brücke in iie Welt zu sein.

Der Verfasser der vorliegenden Iroschüre, bekanntgeworden durch seine „Seelsorge an der Gesellschaft“, legt nun, in der Zwischenzeit durch die Erfahrungen der Jbhanneischen Epoche der Kirche ermutigt, eine Untersuchung vor, die sich in zwei Teile aufgliedert, in jine Analyse des Laienapostolates ind in eine sehr kritische Stellung- lahme zur Katholischen Aktion.

Weit davon entfernt, lediglich das Zersägen der Kirche zu untersuchen, bemüht sich der Verfasser, lessen.Broschüre das .Imprimatur les Wiener Ordinariates- trägt, die Ursache der Fehlschläge der Seelsorge zu finden. Es ist nicht möglich, iie in großer Zahl vom Verfasser lufgezählten Ursachen pastoralen Zersägens herunterzusagen. Man nuß jedenfalls dem Verfasser bescheinigen, daß er sich sehr bemüht

nat, von aer Praxis her aut aen Ursprung einzugehen.

Das Laienapostolat soll eine genossenschaftliche, horizontale Solidarität konstituieren, eine Kooperation von Klerus und Nicht-Klerus, die beide je für sich in ihren Lebensbereichen autonom und sachverständig sind. Bisher war der katholische Laie doppelt „fremd“, er war es in der Welt, die ihn nicht vollzunehmen vermochte, er war es aber auch in der Kirche, die ihn als „Fremdling“ disqualifizierte (S. 41). Brauchbare Hinweise gibt der Verfasser auf die zwei pastoralen Grundmethoden der Individual- und der Sozialseelsorge.

Das zweite Kapitel der Arbeit, gewidmet der Katholischen Aktion, enthält viel Kritik, die man aber ernst nehmen muß. Ein inquisitorisches Abtun der Hinweise, die der Autor gibt, wäre in der gegenwärtigen Situation zumindest Anachronismus wenn nicht Häresie. Sicher kann man dem Autor nicht durchweg zustimmen, etwa nicht in der Frage der Vereine klassischen Stils, die unter anderen Umweltbedingungen entstanden waren und nicht jene pastorale Wirksamkeit gehabt haben, die man ihnen heute im verklärten Rückblick gutschreibt. Die Gesellschaft zeigt sich aber anderseits, trotz aller Hinweise auf die „Vereinsmüdigkeit“, immer stärker verbandlich organisiert. Es kann sein, daß sich heute die Kirche in manchen Regionen zu wenig um den Menschen kümmert, ihm zu wenig Brüderlichkeit darbietet, nicht „Brüdergemeinde“ ist, sondern nur Veranstaltung, nicht Attraktion, sondern Pflichtversammlung der Getauften. Das alles sollte an Stelle einer Verniedlichung der Probleme gründlich und vor allem ehrlich er?- wogen, werden. .

Die • Tatsache, daß der Autor-keinen Verlag finden, und durch eigene verlegerische Risiken belastet, seine Broschüre herausbringen mußte, ist nicht nur erstaunlich, sondern geradezu symbolisch. Wenn nicht beschämend. Und wider den Geist des Konzils.

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