Missbrauch in der evangelischen Kirche: Ein böses Erwachen
Die Missbrauchsstudie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) fördert fehlendes Problembewusstsein und Mängel bei der Aufarbeitung zu Tage. Eine Analyse.
Die Missbrauchsstudie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) fördert fehlendes Problembewusstsein und Mängel bei der Aufarbeitung zu Tage. Eine Analyse.
Spät, aber doch hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) am 25. Jänner ihre lang erwartete Studie zum sexuellen Missbrauch in Kirche und Diakonie vorgelegt. Detlef Zander, Betroffenen-Sprecher und Mitglied im Beirat der Missbrauchsstudie, sprach in der Pressekonferenz von einem rabenschwarzen Tag für die evangelische Kirche. Wer bis dahin geglaubt hatte, sexualisierte Gewalt sei in erster Linie ein Problem der katholischen Kirche, während man in der evangelischen Kirche nur von bedauerlichen Einzelfällen sprechen müsse, erlebt nun ein böses Erwachen. Auch in der evangelischen Kirche und ihrer Diakonie ist sexueller Missbrauch ein notorisches Übel, dessen Aufarbeitung bisher nur zögerlich, halbherzig und mangelhaft erfolgt ist.
Anfang 2010 löste der Leiter der katholischen Canisius-Kollegs Berlin Klaus Mertes eine bundesweite Aufdeckungswelle aus. Die Amtskirche reagierte zunächst völlig unangemessen. Der Schutz der Institution Kirche und der Täter stand über dem Schutz der Opfer und der Wiedergutmachung. Die MHG-Studie aus den Jahren 2014 bis 2018 leitete aber eine Wende ein, trotz attestierter methodischer Mängel.
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