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Besondere Aufgaben im Rahmen der Urproduktion

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Welche Aufgaben und Leistungen fallen nun dem Gutsbetrieb von heute im Rahmen der gesamten Urproduktion zu?

Es ist bekannt, daß die Gutsbetriebe mit ihren größeren Flächen, mit besserem Saatgut höhere Hektarerträgnisse aufzuweisen haben. Auch bauen die Gutsbetriebe im Verhältnis mehr Getreide, mehr Zuckerrübe, Industriekartoffel, während auf den bäuerlichen Betrieben die Futtererzeugung einen höheren Anteil zeitigt. Eine große Anzahl von Be-

Die Gutsbetriebe haben daher sowohl vor 1945 als auch nach dem Krieg jeweils rund das Fünffache der in Niederösterreich üblichen Marktleistung an

trieben wurde anläßlich der ERP-Kredite eingehend überprüft, wobei auch die Marktleistung je Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche gegenübergestellt wurde. Diese folgenden Zahlen beziehen sich auf eine größere Anzahl nieder-österreichischer Gutsbetriebe. Die Zahlen beinhalten, wohlgemerkt, die Nutzfläche, nicht zum Beispiel nur die Getreidefläche:

Die Marktleistung in Niederösterreich betrug an Getreide:

Getreide erbracht. Die Bedeutung der Gutsbetriebe bei der Marktversorgung mit Getreide kommt daher gleich einer Fläche nicht von fünf, sondern von 25 Prozent.

Von 59 österreichischen Saatzüchtern sind 16 Gutsbetriebe. Die Vermehrung von Winterroggen wird zu 68 Prozent auf Gutsbetrieben vorgenommen. Winterweizen 61 Prozent, Sommerweizen 56 Prozent, Wintergerste 64 Prozent, Körnermais 87 Prozent, Sommergerste 97 Prozent. Dies ist zwar im Prinzip nicht zu verwundern, da die großen Flächen der Gutsbetriebe für die Erzeugung von einheitlichem Saatgut prädestiniert sind, beweist aber auch, welche Bedeutung diese fünf Prozent für die gesamte österreichische Landwirtschaft haben.

Auch der Zuckerrübenanbau erfolgt zu einem sehr wesentlichen Teil auf den Flächen des Gutsbetriebes.

In den Nachkriegsjahren, da Zwangs-ablieferungs- und Kontingentierungsvorschriften bestanden, war es eine Selbstverständlichkeit, daß die Meierhöfe von den Kommissionen von vornherein mit einer wesentlich höheren Ablieferungsquote eingeschätzt wurden, weil eben der landwirtschaftliche Gutsbetrieb die spezielle Aufgabe hat, der wesent-

liehe Belieferer der Konsumszentren zu sein. Damit erscheint klar, daß in dem großen bäuerlichen Ackerland Österreich auch ein geringer Prozenteatz Meierhofbetriebe seine Notwendigkeit hat.

Es sind dies nur einige Beispiele, daß der Meierhof, verteilt und eingesprengt in das große Gebiet des österreichischen Bauernlandes einerseits, als Lehr- und Anschauungsbetrieb für seine Umgebung andererseits, als Versuchsstätte für Neuerungen auf allen Gebieten landwirtschaftlichen Fortschritts gelten muß.

Als solcher wird er auch im großen Bauernstande gewertet. Die gemeinsamen Sorgen und Mühen bewirken aber auch bei groß und klein das Zusammengehörigkeitsgefühl. Der Gutsbetrieb gilt als großer Nachbar des Bauern und will auch nichts anderes sein.

Der Gutsbetrieb produziert im Prinzip billiger, weil er auf der Flächeneinheit mehr erzeugt. Trotzdem ist er empfindlicher als der Bauer. Dieser kann dadurch, daß er seinen persönlichen Lebensstandard in Krisenzeiten immer mehr einschränkt, seinen Betrieb aufrechterhalten. Der Gutsbesitzer kann sich selbstverständlich auch in seinen persönlichen Bedürfnissen wesentlichst einschränken. Diese Einschränkung wirkt sich jedoch auf den Gesamtbetrieb nicht einschneidend aus, da die Hauptauslagen in Löhnen, Ankauf von Betriebsstoffen

und allgemeinen Regien bestehen. Er zeigt daher als erster an, wenn eine Krise virulent wird. Und daß sich die Landwirtschaft derzeit in schwerer Not befindet, beweisen die folgenden erschütternden Zahlen des statistischen Zentralamtes über das österreichische Volkseinkommen in den Jahren 1947 bis 1949.

Der Anteil der Land- und Forstwirtschaft im Volkseinkommen ist also in drei Jahren von 17 auf 10 gefallen, wobei man bedenken muß, daß der Anteil der Land- und Forstwirtschaft an der gesamten berufstätigen Bevölkerung fast 30 Prozent ausmacht.

Trotz allen diesen Schwierigkeiten bekennen sich Groß- und Kleinbesitz der österreichischen Landwirtschaft einmütig zu ihrem harten, in der Öffentlichkeit nicht immer ganz Verstandenen Beruf, dem gerade in der heutigen Zeit besondere Aufgaben im Rahmen der Gesamtproduktion zufallen.

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