5G: Im Dickicht der Mobilfunkfrequenzen
Ähnlich wie Corona scheint das 5G-Netz die Gesellschaft zu spalten. Doch das Forschen an neuen Frequenzen gestaltet sich komplex. Über seriöse 5G-Experten, die Verknappung von Aussagen und die nötige Vorsicht.
Ähnlich wie Corona scheint das 5G-Netz die Gesellschaft zu spalten. Doch das Forschen an neuen Frequenzen gestaltet sich komplex. Über seriöse 5G-Experten, die Verknappung von Aussagen und die nötige Vorsicht.
Durch die Corona-Pandemie sind die Diskussionen um 5G ziemlich in den Hintergrund gerückt. Im letzten Jahr kam es sogar zu einer Zunahme bei den mobil übertragenen Daten. „Zu dieser Entwicklung hat natürlich auch Corona beigetragen“, so Alexander Stock, Präsident des Forums Mobilkommunikation (FMK). „Dies zeigt, wie wichtig der Ausbau von 5G ist, um die LTE-Netze zu entlasten.“ Wie das FMK erläutert, wurde 5G „für datenintensive und zeitkritische Anwendungen konzipiert“, die derzeit verwendeten Frequenzen „liegen nahe an den schon bisher für Mobilfunk genutzten Frequenzbereichen“.
Speziell am Beginn der Pandemie wurden „wilde“ Theorien über einen Zusammenhang von 5G und Corona verbreitet. Und ähnlich wie bei Corona stehen sich auch bei 5G zwei Lager ziemlich unversöhnlich gegenüber: Die eine Seite hält schon den Verweis auf die Tatsache, dass zu 5G bisher wenig Studien existieren, für absurd und rät daher zum Tragen eines Aluhutes, die andere führt alle gesundheitlichen Übel dieser Welt auf 5G zurück. Und Forscher, die sich mit der Mobilfunkthematik beschäftigen, agieren in einem Minenfeld: Finden sie in einer Studie keine Effekte, ist der Vorwurf, von der Mobilfunkindustrie gekauft zu sein, nicht fern. Deuten Studienergebnisse hingegen auf negative Auswirkungen hin, wird die Industrie die Studie heftig kritisieren und den Wissenschaftern vorwerfen, Ängste zu schüren. Masken-, Test- und Impfgegner können ebenso wie 5G-Gegner erstaunlich aggressiv werden. Nicht selten hängen „Coronaleugner“ auch Verschwörungstheorien über 5G an.
Gesundheit im Fokus
Analog zu Corona stellt sich auch bei 5G die Frage: Wer ist eigentlich ein Experte beziehungsweise wird von Journalisten als solcher gesehen? Während bei manchen Privatsendern eine schräge Meinung zu Corona oft der einzige Grund für Einladungen zu Diskussionen war, erklärte ORF-Wissenschaftschef Günther Mayr den Grund für eine Nichteinladung so: „Weil wir nicht sehen können, wo seine wissenschaftliche Expertise ist und wo er nachgewiesen hat, dass er ein Fachmann für jene Dinge (Coronaviren, Anm. d. Red.) ist, über die er spricht.“ Im Unterschied dazu besitzt bei 5G die Meinung von Lobbyisten in der Regel die gleiche Wertigkeit wie die Risikobewertung durch Forscher, die sich seit vielen Jahren mit dem Thema „Mobilfunk und Gesundheit“ beschäftigen.
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