Landwirtschaft - © Foto: Laura Anninger

Die Agrotüftler: Biodiversität auf dem Feld wahren

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Wie kann man Biodiversität auf Feldern und Wiesen fördern? Im Programm „Vielfalt am Betrieb“ teilen Landwirtinnen und Landwirte ihr Wissen. Zu Besuch auf einem Salzburger Hof.

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Wie kann man Biodiversität auf Feldern und Wiesen fördern? Im Programm „Vielfalt am Betrieb“ teilen Landwirtinnen und Landwirte ihr Wissen. Zu Besuch auf einem Salzburger Hof.

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Andreas Badinger beginnt seinen Arbeitstag, wo er das immer tut: unter der 300-jährigen Linde. Doch an diesem Oktobermorgen ist er nicht allein. 40 Menschen sind auf seinem Hof in Straßwalchen zu Besuch. Unter dem Lindendach rätseln einige, wie viele hundert Jahre der Baum wohl alt ist, andere nehmen an Biertischen Platz, die Andreas’ Mutter mit weißen Tüchern bespannt hat.

Dann klingelt Andrea Aigner mit einer Kuhglocke den Tag ein. Die Agrarwissenschafterin koordiniert das Programm „Vielfalt auf meinem Betrieb“, ins Leben gerufen vom Österreichischen Kuratorium für Landtechnik und Landentwicklung (ÖKL).Darin zeigen u.a. ausgewählte Landwirtinnen und Landwirte ihren Kolleg(inn)en, wie sie die Biodiversität am eigenen Grund und Boden gesteigert haben. Heute sind das Andreas Badinger, der neben Andrea Aigner steht, und die Personen, die sich im Halbkreis um ihn versammelt haben.

Landwirt Badinger trägt eine grüne Arbeitskleidung mit neongelben Hosenträgern. Er spricht in breitem Dialekt und dasschnell und gerne – ein Relikt aus seiner Kindheit, in der sein Wohnhaus auch noch ein Gasthaus war. Heute hält der Bauer eine kleine Herde aus Fleckvieh-Kühen, deren Milch bei Supermarktketten verkauft wird. Seit 2012 bewirtschaftet er seine 20Hektar – Acker, Wiesen und Wald – mit einem übergeordneten Ziel im Hinterkopf: Er will dem Leben wieder Platz geben. Vor zwei Jahren wurde er als einer von zehnheimischen Landwirten von der Organisation „Farming for Nature Österreich“ zum Botschafter für Biodiversität ausgezeichnet. An diesem Samstag im Oktober lädt er zu einem Rundgang, vorbei an Rainen, Buchten, Brachen und Totholzhaufen. An seiner Seite geht der Ökologe Martin Schlager im Auftrag des ÖKL durch das hohe Gras.

Heimat für Igel und Wildbienen

Der Mensch hat in seiner Geschichte Moore und Bäche ausgetrocknet und Wälder gerodet. Er hat Hecken, Randstreifen und Raine entfernt, um größere Wiesen und Felder zu bekommen. Heute machen solche Strukturen nur mehr sieben Prozent der landwirtschaftlichen Flächen Österreichs aus. Zusammen mit der Ausweitung von Monokulturen, intensiverer Bewirtschaftung, dem Einsatz von Pestiziden und den Folgen des Klimawandels schadet das dem Leben: Die Zahl der Arten (und Individuen) der Feld- und Wiesenvögel sind in Österreich in den letzten 25 Jahren um die Hälfte zurück

gegangen. Die Vielfalt der Schmetterlinge im Bundesland Salzburg ist in den letzten40 Jahren um ein Drittel geschrumpft. Der österreichische Biodiversitätsrat fordert, dass jede Gemeinde ein Zehntel ihrer Wälder und ihres Kulturlandes zu Biodiversitätsflächen umwandeln sollte. Denn Tiere und Pflanzen brauchen Lebensraum. Igelmüssen überwintern, Wildbienen müssen nisten und Blumen aussamen können.

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