Experimentalarchäologie: Zeitreisen ist ein Handwerk
Die Experimentalarchäologie erlaubt neue Einblicke in das Leben unserer Vorfahren. Mit Geschick und vollem Körpereinsatz geht diese Forschung auf Tuchfühlung mit der Vergangenheit.
Die Experimentalarchäologie erlaubt neue Einblicke in das Leben unserer Vorfahren. Mit Geschick und vollem Körpereinsatz geht diese Forschung auf Tuchfühlung mit der Vergangenheit.
Heute würden wir die mächtigen Gipfel, die den See umrahmen, als schön bezeichnen – doch den Menschen offenbarte sich ihre Majestät erst spät. Bis in die Neuzeit hinein hasste man die Berge; behinderten ihre gefährlichen Passstraßen doch das Vorankommen, waren sie doch im Winter gänzlich unüberwindbar. Dennoch ließen sich bereits vor 7000 Jahren Menschen hier am steilen Seeufer nieder. Sie kamen jedoch nicht wegen des Wassers, und sie kamen ganz bestimmt nicht wegen der Aussicht. Die Menschen kamen wegen dem, was hoch über den Wellen des Hallstätter Sees tief im Fels verborgen ist: das Salz.
Geborgen aus Sand und Schlamm
Unter schwersten Bedingungen dem Gebirge abgetrotzt, machte das weiße Gold die Bewohner des bronzezeitlichen Hallstatt reich und mächtig. So bezeugen es jedenfalls die Gräber, die die alten Hallstätter an der Bergflanke hinterlassen haben. Wie war wohl das Leben damals, dort am rauen Berg? Wie haben die Bewohner Hallstatts gewohnt, gegessen, gelacht, geliebt? Die Antworten auf manche dieser Fragen haben sie mit in ihre Gräber genommen: prächtige Schwerter, prunkvoller Schmuck, fein verzierte Krüge. Die Grabbeigaben, aber auch die organischen Veränderungen, die harte Arbeit an Knochen und Knorpel verursacht, verraten so einiges über das Leben der prähistorischen Hallstätter. Doch vieles bleibt im Dunklen, da der Boden nicht gut mit der Vergangenheit umgeht.
Was wir von Hallstatt jener Tage wissen, was wir überhaupt von der Geschichte vor der Geschichte wissen, haben Archäologen aus Sand, aus Erde und aus Schlamm geborgen: Zersplitterte Fragmente von Werkzeugen, Tonscherben, halbvermoderte Holzbalken und Steinfundamente geben Auskunft über die Vergangenheit. Doch die Fundstücke sind durch Verwitterung, Brände oder spitze Pflugscharen oft in schlechtem Zustand. Gut erhaltene Gräber wie in Hallstatt sind da ein Glücksfall – konkrete Ereignisse wie der alles begrabende, alles konservierende Ausbruch des Vesuv im Jahre 79 n. Chr. waren quasi ein Lottosechser. Freilich nicht für die antiken Bewohner von Pompeji, doch zumindest für die Archäologie: Der Vulkan hat die Zeit angehalten und uns damit einen Blick ins Alltagsleben der Römer gewährt, vom Bäcker bis zum Bordell.
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