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Die große Aufgabe
Immer, wenn ein Jahr sich dem Ende zuneigt, ist es Brauch, einen kurzen Augenblick lang den Schritt an der Schwelle anzuhalten und den Blick zurückzuwerfen, bevor man die Grenze zum neuen Jahr überschreitet. Für die österreichische Konsumgenossenschaftsbewegung ist dieser Blick zurück gleichzeitig aber auch ein Ausblick in die Zukunft: Rund 15.000 neue Mitgliederhaushalte — in ihrer überwiegenden Mehrzahl junge Haushalte — sind im vergangenen Jahr zu ihr gestoßen.
Diese jungen, modernen Haushalte aber stellen die Wirtschaft, und ganz besonders die Konsumgenossenschaften, vor neue Aufgaben. Die Welt wird in den kommenden Jahren entscheidende Wandlungen durchmachen müssen, der Markt der Zukunft wird von Komponenten bestimmt werden, die in den vergangenen Jahrzehnten eine nur untergeordnete Rolle gespielt hatten. Für diese zu erwartenden Umschichtungen müssen jedoch jetzt schon die Fundamente gelegt werden, damit der Übergang reibungslos vonstatten gehe.
Wie der neue Direktor des Konsumverbandes, Dipl.-Kfm. F. R. Sc hm i d t in einer richtungweisenden Studie feststellte, bedarf es dazu nicht nur eines weiteren radikalen Ausbaues der Rationalisierungs- und der Konzentrationsbestrebungen, sondern auch gewisser Umstellungen auf dem Warensektor.
Die Konzentration und Rationalisierung innerhalb ihrer Einrichtungen wurde von den Konsumgenossenschaften bereits vor Jahren in die Wege geleitet. Der planvolle Zusammenschluß kleinerer Läden zu großen Selbstbedienungsläden und Supermärkten macht rasche Fortschritte. Der jungen, meist berufstätigen Hausfrau und Mutter wird dadurch viel Zeit erspart: findet sie doch dort alles was sie braucht unter einem Dach, ohne das lästige Warten auf den Verkäufer auf sich nehmen zu müssen.
Selbstverständlich schließt dieses Selbst- auswählen der Waren auch eine gewisse Verantwortung mit ein. Die Verbraucheraufklärung und Konsumentenberatung der Konsumgenossenschaften wird daher noch intensiver ausgebaut werden müssen als bisher, um der oft noch unerfahrenen jungen Hausfrau zu helfen, gut und sparsam zu wirtschaften und das für sie Nötige aus dem reichen Sortiment auszuwählen.
Dieses Sortiment selbst wird aber auch auf verschiedenen Sektoren verstärkt werden müssen. Eben durch diese Berufstätigkeit der Hausfrau einerseits und durch den immer stärker fühlbar werdenden Mangel an Dienstpersonal anderseits werden Fertig- und Halb- fertaggerichtete sowie Waren „mit eingebauter Dienstleistung“ notwendigerweise immer stärker in den Vordergrund rücken. Tiefgekühlte, bereits kochfertige Nahrungsmittel, bei welchen Putzen und Zurichten wegfällt, werden ebenso den Markt der Zukunft beherrschen wie bereits fertige Speisen, die zu Hause nur noch gewärmt werden müssen.
Aber nicht nur auf dem Lebensmittelsektor werden in den kommenden Jahren Änderungen vorgenommen werden müssen: Es wird nicht nur an häuslichem Dienstpersonal fehlen, sondern auch an kleinen Handwerkern, welche Reparaturen und einfache Arbeiten übernehmen können. Das „Do it yourself“ — begünstigt durch die größere Freizeit — wird wird in immer steigendem Maße nicht nur Hobby, sondern auch Notwendigket werden. In die Sortiments werden daher auch Waren einbezogen werden müssen, die heute in diesen Sparten kaum noch ins Gewicht fallen: Werkzeuge und Kleinigkeiten für den bastelnden Ehemann, für den Amateurhandwerker im besten Sinn des Wortes.
Aber auch hier wird es nicht nur darauf ankommen, die technischen Voraussetzungen zu liefern. Ähnlich wie es die Konsumgenossenschaften der Schweiz bereits eingeführt haben, werden auch in Österreich von den Konsumgenossenschaften Kurse geplant, in welchen sich alle, die sich dafür interessieren, die notwendigen handwerklichen Fertigkeiten aneignen können.
Das vor uns liegende Jahrzehnt, welches durchgreifende Änderungen in wirtschaftlicher und vielleicht auch sozialer Hinsicht mit sich bringen wird, soll die Konsumgenossenschaften bereit finden, auch unter neuen Aspekten und Voraussetzungen den Zweck zu erfüllen, zu welchem sie einst gegründet worden sind: Helfer und Förderer der gesamten Konsumentenschaft zu sein.
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