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Gemeinsam knobelt es sich leichter

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Wie sich Tennisschläger, Badehose und Mathematikbuch unter einen Hut bringen lassen: Lernferien in Sommercamps.

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Wie sich Tennisschläger, Badehose und Mathematikbuch unter einen Hut bringen lassen: Lernferien in Sommercamps.

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Hurra, die Schule ist aus! Sommerferien bedeuten für viele Schüler die schönste Zeit des Jahres: Urlaub mit Sonne, Freizeit, Sport und Spaß. Bis zu 100.000 Schulkindern allerdings trübt der Gedanke an die Wiederholungsprüfung im Herbst die schönen Aussichten auf erholsame Ferien. „Ich möchte schwimmen, in der Sonne liegen und mit Freunden Tennis spielen. Ich will aber auch die Wiederholungsprüfung bestehen”, erzählt der dreizehnjährige Florian entmutigt. Ob er in die : vierte Klasse Gymnasium aufsteigen darf, hängt von seinem Wissenstand in Mathematik und Deutsch am Ende der Sommerferien ab.

Wochenlang auf die Gesellschaft des Freundeskreises zu verzichten und stattdessen mit dem Mathema-tikbuch vorlieb nehmen zu müssen, löst wohl kaum Jubelstimmung aus. Zu wissen, daß es da noch ein paar Leidensgenossen gibt, mit denen man sogar gemeinsam lernen kann, daß jemand da ist, der die Angst vor Mathematik in Verstehen umwandelt, und daß auch der geliebte Tennisschläger nicht ungenützt verstaubt, läßt die aussichtslose Situation schon wieder .in etwas hellerem Licht er- ! strahlen.

Konkret helfen können in diesem Fall die österreichischen Ferienschulen. Sie veranstalten Sommercamps, in denen fachgerechter Unterricht mit Sport- und Freizeitprogramm ergänzt wird. Während am Vormittag vier bis fünf Stunden unterrichtet wird, findet am Nachmittag ein organisiertes Freizeitprogramm mit eigenen Betreuern statt.

Keine Altersbeschränkung

Zielgruppen sind Gymnasiasten, Hauptschüler sowie manchmal auch Schüler einer Flöheren Technischen Lehranstalt (HTL). Eine Altersbeschränkung gibt es nicht. Schüler der Oberstufe können sich genauso angesprochen fühlen wie jene der Unterstufe.

Die Ferienschulen bereiten auf Wiederholungsprüfungen vor und außerdem helfen sie auch jenen, die es gerade noch geschafft haben und sich für das nächste Jahr eine solide Grundlage schaffen wollen. „Die beste Voraussetzung ist wohl”, meint Gottfried Obermair, Leiter der Privatschule Obermair in Salzburg, „wenn Schüler freiwillig kommen”. Es zählt der Wille, mit Gleichgesinnten zu lernen und auch die Freizeit zu verbringen, bestätigt Heinz Floff-mann, Kursleiter der Pinkafelder Ferienkurse.

Die Sommercamps finden generell in Österreich statt. Die Unterbringung erfolgt je nach Veranstaltungsort entweder in Internaten oder auf Jugendferienhöfen. Betreut werden die Jugendlichen meist durch Studenten aus den Bereichen Pädagogik, Sport und Psychologie. Den Unterricht gestalten Lehrer und Lehramtskandidaten der entsprechenden F'ächer in Kleingruppen. Einzelunterricht ist auf Anfrage möglich.

• Unter dem Motto: „Gemeinsam knobelt es sich leichter!” organisiert der Veranstalter Young Austria Lernkurse auf der Basis von Workshops.

Hier wird versucht, die alltägliche Schulsituation zu vermeiden, indem Schüler lernen, Problemstellungen gemeinsam zu erarbeiten

Die Programmpalette der Ferien-schulen ist breit gefächert. Buchen kann man beispielsweise Camps mit Mathematik-Schwerpunkt, Englisch lernen mit englischsprachigen Betreuern, Computer-Camps, auf denen Anfänger und Fortgeschrittene alles über den Umgang mit Computern lernen, Sommer-Camps am Mondsee, Lernferien am Bergbauernhof und noch vieles mehr.

Die Kosten für rund zwei Wochen variieren zwischen 6.000 und 13.000 Schilling. Verschiedene Institutionen, wie beispielsweise die Gewerkschaft öffentlicher Dienst im Burgen-land, gewähren Zuschüsse für Lern-ferien der Kinder ihrer Mitglieder.

Die Freizeitgestaltung enthält ein abwechslungsreiches Angebot. Sportbegeisterte können sich bei Fußball, Badminton Volleyball, Bogenschießen, In-Line-Skaten, Reiten und Tennis austoben. Einen ruhigen Ausgleich findet man beim Töpfern, T-Shirt-Bemalen und dem Knüpfen von Freundschaftsbäridern. Die Freude an gemeinsamen Erlebnissen gibt den jungen Teilnehmern neue Kraft, innere Sicherheit und verstärkt die Regeneration von Geist, Seele und Körper - eine Voraussetzung, damit das Gelernte auch auf fruchtbaren Boden fällt.

Fine lOOprozentige Erfolgsquote kann niemand versprechen, aber als Mitglieder des Verbandes Österreichischer Ferienschulen und Lernhilfeinstitute (ÖFL) werden die Kurse regelmäßig von den Schulservicestellen Wien und Klagenfurt hinsichtlich der Qualitätsrichtlinien überprüft. Die wichtigste Bichtlinie des ÖFL ist sicher die einwandfreie pädagogische Arbeit mit Schülern.

Freiwilligkeit ist ein Muß

Um diese zu gewährleisten, werden verstärkt Zusatzprogramme, bestehend aus pädagogischen Begleitprogrammen wie Kinesiologie (Bewegungstherapie zur Entwicklung optimaler Leistungen), Diagnose und Therapie von Teilleistungsschwächen, Iverntechniken und Autogenes Training zum Abbau von streßbedingten Lernblockaden, angeboten. Der OFT führt selbst keine Veranstaltungen durch und vermittelt auch keine Buchungen, jedoch kann man unter der Telefonnummer 0660/5431 eine Liste der Mitgliedsinstitute anfordern.

Um bösen Überraschungen vorzubeugen, sollten Eltern vor der Buchung einige Fragen klären:

■ Fahrt ihr Kind wirklich freiwillig auf das Sommercamp?

■ Kann ihr Kind in fremder Umgebung lernen?

■ Welcher Aufenthaltsort bietet das optimale Angebot für ihr Kind?

Generellen Rat und Hilfe bei schlechten Schulnoten können sich Eltern und Schüler beim Unterrichtsministerium unter der Schulschluß Hotline 0660/5220 sowie beim Schulservice unter (0222) 531 20/2242 oder 2324 holen.

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