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Für die Schule oder flirs Leben?

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Für die Wahl des richtigen Sommerkurses ist entscheidend, ob es „nur” um eine Schulnote oder um Zuwachs an Wissen und Bildung geht.

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Für die Wahl des richtigen Sommerkurses ist entscheidend, ob es „nur” um eine Schulnote oder um Zuwachs an Wissen und Bildung geht.

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Wer in den Ferien lernt, tut dies aus unterschiedlicher Motivation. Den einen steht eine Wiederholungsprüfung ins Haus, deren Resultat die weitere Schullaufbahn wesentlich beeinflussen kann, andere wollen negativen Zensuren im nächsten Jahr durch einen Kurs im jeweiligen Problemfach vorbeugen, manche wieder (und/oder deren Eltern) sehen in zusätzlicher Weiterbildung eine Investition in die berufliche Zukunft.

Die Investition kostet unter Umständen beträchtliche Summen, weshalb es ratsam ist, sich vorher genau zu überlegen, welchem Institut man sich anvertraut und was der Kurs einem wirklich bringen soll. Bunte Prospekte mit strahlenden jungen Gesichtern in idyllischer Landschaft oder vor ehrwürdigen britischen Colleges machen sich natürlich gut. Und manche Angebote, die mit viel Sport (vornehmlich Tennis, Reiten, Golf und Wassersport) und kreativer Freizeitgestaltung verbunden sind, klingen unheimlich verlockend. Das tolle Freizeitangebot kann einerseits der nötige erholsame Ausgleich zu anstrengenden Lernphasen sein, es kann aber zum Bumerang werden, wenn es zu sehr vom Studieren ablenkt.

Die Auswahl des Kurses ist sicher nicht nur eine Frage der Brieftasche (wobei teure Kurse keineswegs immer besser als billige sein müssen), sondern in erster Linie eine des damit verbundenen Zieles.

Bei „Lernen im Sommer” denkt man, auf Schüler bezogen, vor allem an zwei Bereiche: Lernferien im Inland (siehe Seite 10) und Sprachreisen ins Ausland (siehe Seiten 11 und 12). Ein dritter Bereich sei hier nur erwähnt: Deutsch-Sprachkurse für Ausländer in Österreich, wie sie Vor allem von den Mitgliedern der Vereinigung „Campus Austria” (3491 Straß im Straßertal, Prof.-Kaserer-Weg 333) angeboten werden. Wie die Mitglieder dieser Vereinigung unterliegen auch die Mitglieder der Dachverbände in den anderen Bereichen strengen Qualitätsrichtlinien, deren Nichteinhaltung zum Ausschluß aus dem Verband führen kann.

Bei Nachprüfung: Inland

Im Zweifelsfall hält man sich sicher eher an ein Institut, das auf einer der vom Unterrichtsministerium herausgegebenen Listen steht. Das Ministerium selbst betont zwar, daß diese Listen nicht vollständig sind und auch keine Gewähr für die Qualität der einzelnen Kurse geleistet wird, dennoch ist es einigermaßen beruhigend, zu wissen, daß Kursanbieter gar nicht so leicht auf diese Listen kommen. Hinderlich kann zum Beispiel sein, daß man eine Sekte hinter einem Institut vermutet.

Die vom Schulservice des Unterrichtsministeriums veröffentliche Liste „Lernhilfen (Stand 1994)” enthält drei Teile:

■ Lernhilfen währen des Schuljahres

■ Vorbereitung auf die Wiederholungsprüfung

■ Lernferien in Österreich

Ein Institut, das in allen drei Teilen aufscheint, darüber hinaus aber noch bei „Campus Austria” Mitglied ist und Sprachreisen ins Ausland organisiert, ist das Wiener Mandl-Institut, das vor 31 Jahren gegründet wurde und das der heutige Direktor, Wilfried Mandl, vor 19 Jahren von seinem Vater übernommen hat. Wilfried Mandl, selbst ausgebildeter Mathematik- und Physiklehrer mit mehrjähriger Erfahrung im öffentlichen Schuldienst, verweist darauf, daß seine die älteste derartige Schule in Österreich ist und in den 31 Jahren 40.000 Anmeldungen registrierte.

„Wir gehören im Inland zu den billigsten, im Ausland zu den teuersten Anbietern”, sagt Mandl und führt aus, was sein Institut auszeichnet und worauf man achten sollte: die individuelle Betreuung in kleinen Gruppen (sieben bis acht Schüler), die hohe Anzahl der Wochenstunden (23), „diese Kurse eignen sich aber nicht für eine Nachprüfung”, betont er, „und das wird den Eltern auch gesagt”. Denn die Lehrer in England, wohin nach wie vor die meisten Sprachreisen führen, orientieren sich in der Regel nicht am österreichischen Lehrplan, wecken aber, was nur „native Speakers” gelinge, die Liebe zur Sprache. Die schriftlichen Fortschritte halten sich meist in Grenzen, „im Mündlichen wird jeder Prüfer die Verbesserung merken”.

Horizontweitung: Ausland

Für eine Nachprüfung sieht Mandl ein Intensivprogramm während der letzten drei Augustwochen mit mindestens 60 Einzelstunden (Kostenpunkt 12.000 Schilling) als beste Vorbereitung an, und zwar in Wien ohne ablenkendes Freizeitprogramm.

Ohne jeden Konkurrenzneid drückt Mandl auf diesem Gebiet -Nachprüfung-Vorbereitung - seinem Salzburger Kollegen Gottfried Obermair, Leiter der gleichnamigen kleinen Privatschule, seine Hochachtung aus: „Er macht das in zwei Wochen und macht das am besten, er kann sogar sein Haus nur mit Nach-prüflingen füllen.”

Bezüglich der Sprachferien im Ausland, die „non scholae, sed vitae” (nicht für die Schule, sondern für das Leben) mehr Nutzen bringen, klagt ein Teil der Branche über deutliche Rückgänge. Das hängt offensichtlich damit zusammen, daß an den höheren Schulen verstärkt die Möglichkeit einer „Intensivsprachwoche” genützt wird. Dabei reisen gemäß einer Ministeriumsverordnung vom Juni 1990 ganze Klassen (zumindest 70 Prozent der Schüler sollten es sein) ins Ausland, bekommen dort Unterricht und lernen Land und Kultur kennen.

Die Kosten dafür betragen mindestens 5.000 bis 8.000 Schilling pro Woche und Schüler. Als Organisatoren fungieren einzelne Institute, die auch als Sprachferien Veranstalter einen Namen haben, etwa die Anglo-Austrian Society (AAS), die Ökista oder SFA-Sprachreisen. Der Lernerfolg bei solchen Klassenreisen ist aber sicher geringer als wenn der Schüler ohne viele deutschsprachige Gefährten im Sommer Sprachferien macht.

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