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Für jeden etwas

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Die heimischen Schulen nützen ihre Autonomie bereits zu vielfaltigen Angeboten: Sprachen, Sport, Musisches, Behindertenintegration, Ökologie et cetera.

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Die heimischen Schulen nützen ihre Autonomie bereits zu vielfaltigen Angeboten: Sprachen, Sport, Musisches, Behindertenintegration, Ökologie et cetera.

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Die Aula der „Öko-Schule" Anton-Baumgartner-Straße in Wien-Liesing ist eine grüne Oase. Gepflegt werden die Zierpflanzen von den Schülern - im Rahmen des Unterrichtsgegenstandes „Ökologische Übungen". Für die zehnjährigen „Neueinsteiger" gibt es - anstelle eines anderen Unterrichtsfaches - eine zusätzliche Riologiestunde pro Woche, alle Schüler befassen sich im Rahmen von Projektarbeiten immer wieder mit ökologischen Themen. Kine Ausbildung mit Zukunft soll hier geboten werden, auch im Hinblick auf neue „Ökoberufe".

Immer mehr öffentliche Schulen setzen Akzente. Sie nutzen ihre Freiräume bei der Stundenplangestaltung, nehmen an Schulversuchen teil oder bieten besondere Unterrichtsschwerpunkte an, von Informatik oder Medienerziehung über Sprachen bis hin zum musisch-kreativen Rereich und zum Sport.

Die klassische Trennung der Unterrichtsgegenstände weicht dabei oft einem fächerübergreifenden Unterricht. Reim „Schulversuch Mittelschule" für Zehn- bis Vierzehnjährige, an dem sich auch die Öko-Schule beteiligt, werden Unterrichtsfächer in Rereiche zusammengefaßt und blockweise unterrichtet, oft von zwei Lehrern gemeinsam. Team- und Projektarbeiten stehen im Vordergrund. Als Alternative zur Hauptschule ist die „Mittelschule" auch deshalb attraktiv, weil die Schüler ohne Aufnahmeprüfung in ein Oberstufenrealgymnasium wechseln können.

Nicht allen Wiener Schülern steht dieses Angebot offen: „Mittelschulen" dürfen nur Schüler aufnehmen, die im selben Gemeindebezirk wohnen. So mancher Junior hat deshalb -im Einverständnis mit den Eltern -einen „Wohnsitz" bei Großmutter oder Tante. Selbst das könnte aber bald nichts mehr nützen: Die Zukunft der „Mittelschule" nach Auslaufen des Schulversuches ist wegen der hohen Personalkosten ungewiß. Auf eine „kostenneutrale Lösung" hofft Helmut Neumann, der Direktor der Öko-Schule, und mit ihm viele Schüler und Eltern.

Mit dem Kostenproblem kämpfen auch Schulen, die, um den Schülern mehr Fremdsprachen-Praxis zu vermitteln, eine Fremdsprache als Arbeitssprache in anderen Unterrichtsgegenständen anbieten. Wenn der jeweilige Fachlehrer gemeinsam mit dem Sprachlehrer unterrichtet, muß sich das meist auf einzelne kurzfristige Projekte beschränken.

Es sei denn, man findet eine individuelle Lösung. In einer Klasse des Gymnasiums Fichtnergasse in Wien-Hietzing gibt es zweisprachigen Geo-graphieunterricht durch einen Lehrer mit Lehrberechtigung für Englisch und Geographie. Auch Fachlehrer ohne Englisch-Lehrberechtigung -aber mit hinreichenden Englischkenntnissen - sollen in Zukunft beim zweisprachigen Unterricht mitmachen. Für die Schüler sei das die beste Vorbereitung auf die spätere Rerufs-praxis, meint Direktorin Elisabeth Glatt. Schließlich habe man es auch im Reruf nicht immer mit Leuten zu tun, die perfektes Englisch sprechen.

Rei weitem nicht so groß, wie es auf den ersten Rlick den Anschein hat, ist das Personalkosten-Problem bei Integrationsklassen. Wenn mindestens vier behinderte Kinder gemeinsam mit Nichtbehinderten unterrichtet werden, müssen zwar zwei Lehrer gleichzeitig in der Klasse sein; aber auch reine Rehindertenklassen bestehen oft nur aus vier Schülern. Der Sonderschullehrer verlegt daher in vielen Fällen nur seinen Arbeitsplatz vom Sonderpädagogischen Zentrum in die Integrationsklasse.

Der Zulauf in die Integrationsklassen ist groß - von Rehinderten wie von Nichtbehinderten. Für beide Gruppen sind die Vorteile unbestreitbar: Die Rehinderten passen sich im Verhalten ihren Mitschülern an, die Nichtbehinderten gewinnen soziale Kompetenz und lernen, das „Anderssein" als etwas Selbstverständliches zu akzeptieren. Als „besonders reif" beschreibt Volksschuldirektorin Lucia Marschner die Schüler aus Integrationsklassen. Einzige Einschränkung: Nicht jede sonderpädagogische Retreuung läßt sich im Integrationsmodell verwirklichen. „Sonderschulen" und Sonderpädagogische Zentren wird es auch in Zukunft geben müssen.

Geht es um zusätzliche, freiwillige Ausbildungsangebote neben dem regulären Unterricht, ist auch an öffentlichen Schulen immer öfter Privatinitiative gefragt. Mit 27 statt ursprünglich 100 Lehrerstunden für Unverbindliche Übungen muß die „Et-tenreichschule" in Wien-Favoriten auskommen. Der Ausweg: Fußball, Vpljeyball, und, Basketball, Gitarre-und Klavierunterricht werden jetzt auf privater Rasis angeboten. Die Eltern zahlen, formeller Organisator ist der Elternverein. letzteres ermöglicht es der Schule, wenigstens ihre Räume gratis zur Verfügung zu stellen. An Ideen und Eigeninitiative fehlt es nicht, wenn auch das Diktat der leeren Kassen manches erschwert. Die „ganz normale Pflichtschule" ist in Wien schon fast zur Ausnahme geworden.

Uber die Angebote an den Wiener Schulen informiert umfassend der „Schulführer" des Stadtschulrats für Wien beziehungsweise der „Schulservice", Tel. 525 25/77561, 77562. In den Bundesländern geben die Landesschulräte Auskunft.

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