
AK-Expertin Neumann: „Grüne Arbeit sichert unser Dasein“
Um Green Jobs zu fördern, braucht es Politik, Unis und die Wirtschaft. Doch die Anreize, gerade für Unternehmer, seien ausbaubar, sagt die Arbeitsexpertin Michaela Neumann.
Um Green Jobs zu fördern, braucht es Politik, Unis und die Wirtschaft. Doch die Anreize, gerade für Unternehmer, seien ausbaubar, sagt die Arbeitsexpertin Michaela Neumann.
Der Umbau der Wirtschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz verändert bestehende Berufsbilder, lässt neue entstehen und bietet Chancen für Arbeitslose. Denn es werden nicht nur hochqualifizierte Arbeitskräfte benötigt, sondern auch solche mit niedriger und mittlerer formaler Qualifikation. Wie die grüne Wende also gelingen kann, erklärt Michaela Neumann, Arbeitsmarktexpertin der Arbeiterkammer (AK) in Wien.
DIE FURCHE: Knapp 200.000 Menschen arbeiten laut Statistik Austria in Green Jobs. Was versteht man unter Green Jobs?
Michaela Neumann: Green Jobs sind Arbeitsplätze, die in der Herstellung von Produkten, Technologien und Dienstleistungen einerseits Umweltschäden vermeiden und natürliche Ressourcen erhalten. Also Branchen rund um erneuerbare Energien, nachhaltiges Bauen und Sanieren und Wasser- und Abwassermanagement. Die Definition geht jedoch nicht weit genug. Jede Beschäftigung, also so wie sie sich in unserer heutigen Form verhält, steht immer im direkten Zusammenhang mit einem steigenden Ressourcen- und Energieverbrauch. Wir haben also eine direkte Verknüpfung zwischen Arbeit und Materialund Energieverbrauch. Das bedeutet aber auch, dass es da einen großen Hebel gibt, eben ambitionierte Klimapolitik zu machen, wenn wir Arbeit anders organisieren und auch Green Jobs breiter definieren.
DIE FURCHE: Wie könnte diese breitere Definition aussehen?
Neumann: Wir haben einerseits diese vielen technisch orientierten Berufe, die ganz klar zentral für eine Energiewende stehen. Es gibt aber auch viele dienstleistungsorientierte Beschäftigungen, die jetzt schon klimafreundlich sind und vor allem gesellschaftlich notwendig und auch zukunftsfähig. Das sind dann zum Beispiel Jobs im Gesundheits- und Pflegesektor, in der Bildung, in der Kreislaufwirtschaft. Es braucht also ein anderes Verständnis davon, welche Berufe für uns als Gesellschaft und für unsere Zukunft notwendig und wichtig sind. Und das sind auch klimafreundliche Berufe, die dazu beitragen, dass der Wohlstand und die Daseinsvorsorge als Ganzes gesichert ist. Dazu gehört aber auch der öffentliche Verkehr, die Abfallwirtschaft und vieles mehr.
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