Vogelhäuser im Landesklinikum Hollabrunn
Im Garten des Landesklinikums Hollabrunn ist eine Werkbundsiedlung en miniature zu entdecken: von 40 Künstlern eigens entworfene Vogelhäuschen.
Im Garten des Landesklinikums Hollabrunn ist eine Werkbundsiedlung en miniature zu entdecken: von 40 Künstlern eigens entworfene Vogelhäuschen.
Die Beziehung zwischen Kunst und Psychiatrie ist eng und hat eine lange Tradition. Zeichnungen, Bilder und Lyrik einiger Patienten sind von großer künstlerischer
Eigenständigkeit und emotionaler Kraft. Ursprünglich erhofften sich Psychiater davon Aufschlüsse über das innere Erleben ihrer Patienten. 1919 begann der promovierte Kunsthistoriker und Arzt Hans Prinzhorn die „Lehrsammlung“ der Klinik in Heidelberg auszubauen. Er bat Direktoren anderer Anstalten im deutschsprachigen Raum um Werke für den Aufbau eines Museums psychopathologischer Kunst. Die Sammlung wuchs auf über 4500 Arbeiten von etwa 450 Patientinnen und Patienten an, 1922 erschien Prinzhorns Buch „Bildnerei der Geisteskranken“.
Es wurde zur „Bibel der Surrealisten“, mehrfach wiederaufgelegt und übersetzt. Heute umfasst das Museum Sammlung Prinzhorn rund 20.000 Werke. Hierzulande bestärkte der Psychiater Leo Navratil seine Patienten in der niederösterreichischen Heil- und Pflegeanstalt Gugging darin, künstlerisch tätig zu sein. 1970 stellte die Galerie nächst St. Stephan erstmals ihre Arbeiten aus, internationale Ausstellungen folgten, die „Gugginger Künstler“ waren eine Erfolgsgeschichte. 1981 wurde einigen von ihnen das „Haus der Künstler“ eingerichtet, 2006 wurde das Museum Gugging eröffnet, 2007 die Niederösterreichische Landesnervenklinik Ost – Klosterneuburg-Gugging aufgelöst. „Maria Gugging war die erste Klinik, die in ein Krankenhaus ausgegliedert wurde“, so Dr. Wolfgang Grill. Selbst in der Gugginger Anstalt sozialisiert, leitet Grill heute die Sozialpsychiatrische Abteilung am Landesklinikum Hollabrunn. Sie wurde 1998 als erste ihrer Art an einem öffentlichen Krankenhaus in Niederösterreich eröffnet.
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