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Wohnen in der Stadt ist andeis

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Wohnen In der Stadt erfüllt nur selten die Träume von Ruhe und Grün. Trotzdem zieht es die Menschen seit Jeher In die Städte, vor allem wegen der besseren beruflichen Chancen. Well mit den Ansprüchen an das Leben auch Jene an die Wohnqualität wachsen, stehen Stadtpolitiker regelmäßig vor der Aufgabe, noch mehr und noch besseren Wohnraum zu schaffen.

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Wohnen In der Stadt erfüllt nur selten die Träume von Ruhe und Grün. Trotzdem zieht es die Menschen seit Jeher In die Städte, vor allem wegen der besseren beruflichen Chancen. Well mit den Ansprüchen an das Leben auch Jene an die Wohnqualität wachsen, stehen Stadtpolitiker regelmäßig vor der Aufgabe, noch mehr und noch besseren Wohnraum zu schaffen.

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Etwa 1,6 Millionen Menschen leben in Wien in 853.000 Wohnungen. Vor 30 Jahren waren es noch 300.000 Menschen mehr - allerdings in aind 200.000 Wohnungen weniger. Mit anderen Worten: in den letzten drei Jahrzehnten entstand in Wien innerhalb gleichbleibender Stadtgrenzen Wohnraum in der Größe von Graz und Linz. Und das Ziel der Stadtpolitiler, in den kommenden 15 bis 20 Jahre nochmals 120.000 neue Wohnungen zu bauen, heilet, nochmals Siedlungsraum in der Größe von Salzburg und Innsbruck neu zu schaffen. Wien, die Metropole im Herzen

Europas, die Bundeshauptstadt, das wirtschaftliche Zentrum der Ostregion, diese besondere Stadt verstädtert, wo sie nämlich noch gar nicht Stadt ist. Längst sind die alten Ortskeme der Randbezirke umgeben von neuen Siedlungsgebieten. Weiße Recken auf den Landkarten werden zu bevorzugten städtebaulichen Entwicklungsgebieten. Und Fachleute streiten sich, ob die neuen Stadtteile wirklich „urban" genug sind. Sie sind es natürlich nicht und sie sind es nirgends auf der Welt, wenn man damnter die bauliche, kulturelle, verkehrsmäßige, wirtschaftliche, menschliche Dichte von Innenstadtgebieten versteht.

WOHNQUAiJTÄT GESTIEGEN

Wohnungsneubau und Stadtemeue-oing haben Wien verändert: seit 1961 vergrößerte sich nicht nur die Zahl der Wohnungen beträchtlich. Auch die Wohnqualität stieg enorm: statt 22 m stehen jedem Wiener heute durchschnittlich 33 m2 Wohnfläche zur Verfügung. Und der Anteil der Komfortwohnungen am Gesamtwohnungsbe-stand verdreifachte sich von 27 auf beachtliche 83 Prozent. Daß mit der Wohnqualität allerdings auch die Wohnkosten stiegen und selbst wohn-baugeförderte und Gemeindewohnungen nicht mehr zu gleichen Preisen wie vor 3p Jahren zu haben sind, wollen natürlich nicht alle wahrhaben.

Was für Wien so selbstverständlich ist - nämlich das besonders starke Engagement der Stadt in der Wohnungspolitik - ist es keineswegs über all. Denn nahezu hilflos stehen heute Stadtvenwaltungen großer europäischer Städte den Schlangen der Wohnungssuchenden, der rasant wachsenden Zahl der Obdachlosen, den gewalttätigen Auseinandersetzungen als Folge gravierender sozialer Probleme gegenüber. Allzu lange hatte man etwa in Deutschland die Wohnversorgung dem sogenannten „freien Markt" überlassen. Mit verheerenden Folgen für Klein-, ja selbst schon Nonnalverdie-ner, wie man heute weiß. Allzu viele konnten da einfach nicht mehr mit.

Wien ist im Wohnungswesen wirklich anders. Vom „Wunder des Wiener Wohnungsbaus" schrieb erst kürzlich die angesehene „Frankfurter Allgemeine Zeitung".

SOZIAL£S KUMA VERBESSERT

Überhaupt einzigartig sind Wiens 220.000 Gemeindewohnungen - der sichtbarste Ausdruck des sozialen Engagements der Stadt im Wohnungswesen und heute die entscheidende Stütze bei der Bewältigung der Woh-nungsnachfi-age.

Die Erfolge des Wiener Weges lassen sich messen und spüren. Das soziale Klima in dieser Stadt ist ungleich

besser. Wenngleich auch Wien nicht ein Paradies auf Erden ist. Insbeson-ders Zuwanderer hatten es in Wien immer schon schwer. Sie tun heute aber nichts anderes als sie immer und überall anders auch tun: Sie ziehen dorthin, wo es schon Landsleute gibt, die beim Start ins neue Leben behilflich sein können. Daß Einheimische die kulturellen und Verhaltensunterschiede der Neuzugezogenen ebenso bereichernd wie belastend empfinden, ist eines der Probleme, mit denen sich die Stadtpolitik auseinandersetzen muß.

Ghettoisiemng und Segregation vermeiden, die soziale Durchmischung der Stadt und einzelner Viertel fördern, ist die Philosophie, die hinter allen Stadterneuerungsbemühungen steht: ob Neubau von Wohnungen, ob Förderung von Wohnungsverbessemng und Haussanierung, ob Verkehrsbemhi-gung, ob die Schaffung von Grünflächen und Parks - alles zielt in die Richtung, alten Stadtteilen neue Wohnqualität zu geben, sie vor allem attraktiv zum Bleiben zu machen.

Städte verändern sich. Menschen ziehen zu, andere weg. Ständig. Bleibend ist - zumindest in Wien - das Ziel, die Stadt als Wohn- und Lebensraum attraktiv zu erhalten, Wohnraum für alle sozialen Gruppen zu schaffen, die Wohnqualität zu verbessem, die das Wohnen belastenden Faktoren zu minimieren, so gut es eben geht. Und es geht besser als in den meisten anderen Großstädten.

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