Den bewährten Weg weiter gehen

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Landeshauptmann Josef Pühringer über seine Ziele für Oberösterreich, die Bundesstaatsreform, Temelín - und den Hl. Florian.

In Oberösterreich wird am 28. September ein neuer Landtag gewählt. Wie lautet Ihre zentrale Botschaft an die Wählerinnen und Wähler? Welche sind die wesentlichen Perspektiven für die nächste Legislaturperiode im Land?

Josef Pühringer: Oberösterreich steht heute gut da, unser Land kann sich sehen lassen, wir sind total entschuldet und haben österreichweit die geringste Arbeitslosigkeit, auch die übrigen Wirtschaftsdaten sind im Spitzenfeld. Diesen Weg wollen wir weitergehen und dabei folgende Schwerpunkte setzen:

* Investitionen in Forschung und Entwicklung, denn dort entste

hen die Arbeitsplätze von morgen;

* Investitionen in die Bildungs- landschaft;

* Investitionen in die Infra- struktur;

* Investitionen in ein gutes sozia- les Netz, denn die Alterspyra- mide der Oberösterreicher wird sich stark verändern.

Mit einem Wort: Den bewährten Weg weiter gehen, aber diese Schwerpunkte besonders setzen.

Bundesstaatsreform ist angesagt. Was kann, was wird Oberösterreich beim künftigen Österreich-Konvent dazu beitragen?

Josef Pühringer: Oberösterreich ist für jede vernünftige Reform aufgeschlossen. Wir werden eine sehr konstruktive Haltung einnehmen, denn nach über 70 Jahren ist eine Neugestaltung der Bundesverfassung durchaus sinnvoll.

Gibt es Aufgaben, welche die Bundesländer im Zuge einer Verfassungsreform vom Bund übernehmen und selbstständig erfüllen könnten?

Josef Pühringer: Selbstverständlich ist das Land Oberösterreich und sind die Länder bereit, neue Aufgaben und mehr Verantwortung im Bundesstaat zu übernehmen. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die Länder im Rahmen des Finanzausgleichs dafür auch entsprechend finanziell ausgestattet werden.

Welche heute den Ländern zustehenden Kompetenzen könnte der Bund vielleicht besser ausfüllen?

Josef Pühringer: Die Länder haben erst vor kurzem zugestimmt, ihre Kompetenz im Tierschutz zur Schaffung eines einheitlichen österreichischen Tierschutzgesetzes an den Bund abzugeben. Sie haben damit bewiesen, dass sie nicht Justament-Standpunkte vertreten oder einem kleinlichen "Kantönligeist" verhaftet sind. Allerdings muss der Zug der Zeit in die Richtung gehen, Kompetenzen von oben nach unten zu verlagern und nicht umgekehrt. Dennoch wird es im Zuge der Diskussionen tatsächlich Kompetenzen geben, die jetzt bei den Ländern sind, die man sinnvollerweise beim Bund ansiedelt. Ein Nein aus Justament wird es von den Ländern sicher nicht geben.

Sollen die Länder selbstständig Steuern einheben und über ihre Verwendung in Eigenverantwortung bestimmen können?

Josef Pühringer: Steuerhoheit für die Länder hört sich gut an - in der Praxis wird das aber schwer vollziehbar sein. Wer hat Verständnis dafür, dass es in Ennsdorf ein anderes Steuersystem gibt als in Enns, nur weil Ennsdorf schon zu Niederösterreich gehört, in Thalgau andere Steuern eingehoben werden als in Mondsee oder in Zöchling andere als in Waldhausen? Ich glaube nicht, dass wir uns es leisten können, unser kleines Österreich in neun verschiedene Steuerzonen aufzuteilen.

Sollte Ihrer Meinung nach das Proporzwahlrecht im Land/im Bund zu Gunsten eines Mehrheitswahlrechts geändert werden?

Josef Pühringer: Klare Mehrheiten wären wünschenswert, aber die Veränderung in Richtung Mehrheitswahlrecht halte ich für unrealistisch. Das ist nicht durchsetzbar und ist daher auch für mich kein Diskussionspunkt.

Welche wirtschaftliche Entwicklung Oberösterreichs erwarten Sie?

Josef Pühringer: Natürlich eine gute, wir haben die Rahmenbedingungen in den letzten Jahren verbessern können, haben einen guten Mix zwischen Groß-, Klein- und Mittelbetrieben, haben die höchste Exportquote (25 %) unter allen Bundesländern und die niedrigste Arbeitslosenquote. Unsere exzellenten Unternehmerinnen und Unternehmer mit ihren tüchtigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern werden uns eine gute Zukunft bescheren.

Der heftige Widerstand des Landes Oberösterreich gegen das tschechische Atomkraftwerk Temelín ist außerhalb Ihres Bundeslandes vielfach kritisch beurteilt worden. Wurden da nicht unerfüllbare Erwartungen geweckt?

Josef Pühringer: Ich habe immer gesagt, dass dieses Match auch verloren werden kann, aber niemand soll uns jemals den Vorwurf machen können, irgendetwas nicht getan zu haben, das vielleicht dieses Atomkraftwerk verhindern hätte können. Temelín mit seinen über 30 Störfällen seit Start des Probebetriebs - vielleicht sind es auch schon mehr, ich habe aufgehört sie zu zählen - hat die Oberösterreicher zutiefst verunsichert. Die Atomkraft ist kein Zukunftsweg. Davon bin ich überzeugt.

Sie haben in den Führungsgremien der ÖVP gegen die schwarz-blaue Koalition gestimmt. Warum?

Josef Pühringer: Weil am 24. November 80 % der Bürger ÖVP und SPÖ gewählt haben und ich mir eine starke Regierung mit einer großen parlamentarischen Mehrheit für die Zeiten der großen Reformen gewünscht hätte. Ich nehme demokratische Entscheidungen zur Kenntnis. Ich hoffe, die Stabilität der FPÖ ist gegeben - in diesem Fall hoffe ich, dass ich mich in meiner politischen Einschätzung geirrt habe. Aber nochmals: Ich bin Demokrat und nehme Entscheidungen zur Kenntnis. Ich werde mit der Regierung korrekt und gut zum Wohle Oberösterreichs zusammenarbeiten.

Oberösterreich wird demnächst mit dem Hl. Florian einen zweiten Landesheiligen neben dem Hl. Leopold bekommen. Welche Überlegungen haben zu dieser Entscheidung geführt?

Josef Pühringer: Der Heilige Florian ist wohl jener Heilige, der mit dem Land Oberösterreich am engsten verbunden ist. Er war Leiter der Verwaltung von Ufernorikum und hat vor 1.700 Jahren in unserem Land das Martyrium erlitten. Er ist Patron der Diözese Linz und soll neben dem Heiligen Leopold auch unser Landespatron werden. Der Beschluss der Landesregierung ist gefasst. Am 4. Mai 2004, zum 1.700. Jahrestag seines Martyriums, soll er offiziell unser Landespatron werden.

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