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Der Dritte im Areopag
FRANZ GRILLPARZER: SÄMTLICHE WERKE. Herausgegeben von Feter Frank und Karl Pornba eher. Carl-Hanser-Verlag, München. Nachwort von Curt H o h o f f. Vier Dünndruckbände mit 6000 Seiten. Einzelpreis Leinen DM 39.50, Gesamtpreis Leinen DM 144.—, Leder DM 16.—.
Es ist zwar nicht die erste, aber eine der gewichtigsten Stimmen: das Nachwort Curt Hohoffs, das Grill-parzer ohne Einschränkung Goethe und Schiller gleichsetzt und damit als einen der „drei Klassiker“ gleichsam in den Areopag aufnimmt; als den letzten Klassiker überhaupt, der die jüngeren Heine, Büchner und Hebbel beträchtlich überlebt hat. So gesehen müssen wir es als Auszeichnung empfinden, wenn Hohoff den größten österreichischen Dichter als „deutschen Autor“ (IV/1101) bezeichnet.
Dem österreichischen, Wienerischen und spezifischen Grillpar-zerschen übrigens bleibt Hohoff nichts schuldig; so beispielsweise die kluge Beobachtung von Grillpar-zers „Zurückzucken“ beim 4. Goethe-Besuch, aber auch sonst bei „Liebe, Amt und Publikum“ (IV/1095); vom Sinnlichen und Triebhaften in Grill-parzer, dem erst vor fünf Jahren Hans Hoffs und Ida Cermaks Patho-graphie nachgespürt hat (IV/1103); und schließlich, wenn Hohoff am Schlüsse Hofmannsthal „Grülpar-zers Erben“ nennt.
Die Herausgeber haben in Textkritik und Anmerkungen (erstmals auch ein Gesamtpersonenverzeichnis im Band IV!) ganze Arbeit geleistet Es sind auch wirklich „sämtliche Werke“: Gedichte und Dramen I im Band 1, Dramen II und Fragmente im Band 2, Prosa im Band 3, Selbstbiographien und (nur sie gekürzt!) Briefe, Gespräche und Berichte anderer im Band 4.
Zu verwundern ist eigentlich nur, daß in einer so repräsentativen Ausgabe, die wohl vorwiegend in die Hand des Forschers gehört, nur ein kurzer bibliographischer Hinweis auftaucht; hier hätten mindestens die Ausgaben Sauers, Glossys, Hockes und die Arbeiten Nadlers, Jerusalems, Jodls, Kleinbergs, Reichs, Sittenbergers und — last not least — Fritz Strichs Ästhetik von 1905 angeführt gehört.
Trotzdem: ein großer Wurf, ein echter Hansen-Klassiker. Nur: greift recht tief in die Tasche, Besitzer des Alpendollars! Es lohnt sich aber Roman Herle
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