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Unter der Sonne des Südens

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DIE VERLOBTEN. Von Alessandro M a n z o n i. Verlag Herder, Freiburg. 720 Seiten. Preis 17.50 DM.

Das Hauptwerk des bedeutendsten Vertreters der italienischen Romantik. 1823 abgeschlossen, vier Jahre später erschienen, bildet auch heute noch den Grundstein des modernen italienischen Romans, und der Name des Mailänder Grafen leuchtet unverdunkelt mit dem gleichen Glanz wie zur Zeit Goethes, der ihn bekanntlich so gerühmt hat. Goethe hat im Juli 1827 gegenüber Eckermann vier Dinge hervorgehoben, die Manzoni zustatten kamen: daß er ein ausgezeichneter Historiker war, daß er ein Katholik war, aus einem Glauben (den er erst später, nach seiner Heirat mit Luise Blondei gewann) gestalte, einen Glauben, „aus dem viele Verhältnisse poetischer Art hervorgehen, die er als Protestant nicht gehabt haben würde“; daß er weiter in revolutionären Reibungen gelitten habe und schließlich die Handlung in einer Gegend vor sich gehe, die sich Manzoni von Jugend auf eingeprägt, am Comosee. Und wenn Goethe einmal bemängelt, daß der Historiker zum Schluß zu sehr hervortritt, und wenn er wünschte, ein Uebersetzer müsse die Schrecken von Krieg, Hunger und Pest kürzen, so hat gerade das Erleben des letzten Krieges diese Schilderungen in ein besonderes Licht gestellt und dem Leser nahegerückt. Die neue Uebersetzung (nach Wesselski, Mohr und Saager — um nur einige zu nennen) durch Johanna Schuchter liest sich recht flüssig.

REISE INS RISORGIMENTO. Turin und die Einigung Italiens. Von Lucius Burckhardt. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln. 192 Seiten. Preis 13.80 DM.

Turin gehört zu jenen Städten Italiens, die abseits der üblichen Reisewege liegen, eine Stadt, von der die große Masse auf dem Randkreise der Namen Fiat und Vermouth etwas weiß. Aber diese heute viertgrößte Stadt Italiens ist aus der Geschichte nicht wegzudenken. Nach 1848 wurde Turin mit Piemont zum Mittelpunkt der Einheitsbewegung, zwischen 1861 und 1865 war es die Hauptstadt Italiens - im Palazzo Carignano tagte das Parlament. Der Verfasser des lebendig und anschaulich geschriebenen Buches, das Willibald Kramm mit zwölf originellen Zeichnungen bereicherte, stammt aus der gleichen Familie, aus der Jacob Burckhardt und Carl J. Burckhardt hervorgingen. Man bemerkt bald, daß ein Volkswirtschafter, ein Fachmann für Städtebau vor allem, ein Kunsthistoriker und nüchterner Beobachter politischen Geschehens die Feder führte. Bemerkenswert ist die Gegenüberstellung Mazzinis und Cattaneos, und die deutliche Hervorhebung, daß Toskana und die Lombardei bis zum Risorgimento in zivilem Sinn die am besten verwalteten Staaten Italiens waren, denen Oesterreich die Gesetze und die Weite seines geschichtlichen Raumes gab.

DAS SÜDREICH. Roman. Von Kasimir E d- schmid. Paul-Zsolnay-Verlag, Hamburg. 10 Tiefdrucktafeln, 346 Seiten. Preis 77 S.

Unteritalien und Sizilien erstehen in diesem, einem neuen Typ des Reisebuches — es hat den ersten Preis „Premio Cittä di Palermo" erhalten — in greifbarer Deutlichkeit. Die Neuauflage des 193 3 erschienenen Buches ist in der Reihe der Jubiläumsausgaben des Verlags erschienen.

STÜRME UND STILLE AM MITTELMEER. Von Kasimir E d s c h m i d. Henry-Goverts-Verlag. Stuttgart. 20 Bildtafeln, eine Faltkarte. Preis 19.80 DM.

Dieses Werk bildet in gewissem Sinn eine Ergänzung zu dem vorhin genannten. Von Wien ausgehend, führt der Weg über die beiden Ufer der Adria, Griechenland und Türkei bis in den Mittleren und Nahen Osten und kehrt über Nordafrika nach

Südfrankreich und Burgund zurück. In der Fülle seiner feuilletonistischen Reisebücher ist dieses in die erregende Gegenwart hineingestellte des Vizepräsidenten des PEN-Clubs der Bundesrepublik Westdeutschland eines der lautersten. Das Eingangskapitel über Wien und Oesterreich ist eine mit poetischem Schwung verklärte Huldigung unseres Landes und seiner Hauptstadt. .. „Der Geistesglanz , so schreibt Edschmid von dem großen Reich, dem die deutsche Kaiserkrone verbunden war, „der über diesem Reich, über diesem Traum und diesen Ideen hing, ist eines der wenigen Vermächtnisse, die unbestreitbar, nicht zu zerstören und unsterblich sind."

ITALIENISCHE MÄRCHEN. Herausgegeben von Walter Keller und Lisa Rüdiger. Eugen-Diede- richs-Verlag, Düsseldorf-Köln. 393 Seiten. Preis 13.80 DM.

In der Reihe „Die Märchen der Weltliteratur“, begründet von Friedrich von der Leyen, sind rund 41 Bände erschienen, eine überwältigende Fülle alten Volksgutes aus allen Ländern der Erde. Viele Bände sind vergriffen. Man ist nun an einen Neudruck gegangen. Sieben Bände sind schon erschienen; China, Indien, Rußland, Irland, Persien, der Welt der Indianer und dem Donauland gewidmet. Die Sammlung der italienischen Märchen beginnt mit Stücken aus dem 13. und 14. Jahrhundert, geht zu Volksdichtungen der folgenden zwei Jahrhunderte über; setzt mit Stücken aus Straparolas Sammlungen und aus Basiieš, ursprünglich im neapolitanischen Dialekt geschriebenen Büchern fort, endigt mit neuerem Gut, vorweg von Pitre und Comparetti. Quellennachweis und reichhaltige Bibliographie sowie ein gerundeter Essay über den Geist des italienischen Märchens von Horst Rüdiger erhöhen die Werte der Ausgabe.

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