Die Zeit in der Kunst

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Ausstellung zum Thema "Zeit/Los" in der Kunsthalle Krems.

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Ausstellung zum Thema "Zeit/Los" in der Kunsthalle Krems.

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Die Zeit hat im Bewußtsein und Schaffen der Kunst seit jeher ihren Stellenwert, die Kunsthalle Krems hat die Kunstgeschichte der Zeit zum Thema des Jahres erhoben.

"Aus der Erfahrung klug in die Gegenwart handeln, um nicht die Zukunft zu verderben", beschrieb Tizian in der Antike sein Dreiköpfeporträt, das einen Alten darstellt, der rückblickend in die Vergangenheit schaut, einen Mann mittleren Alters, der dem Betrachter frontal entgegenblickt und die Gegenwart symbolisiert, und einen Jungen, der nach links in die Zukunft schaut.

Octavio Paz, mexikanischer Schriftsteller und Nobelpreisträger schreibt in seinen indischen Erinnerungen: "Man kann eine Gesellschaft erst dann verstehen, wenn man weiß, wie sie mit Zeit umgeht."

Die Kunsthalle Krems widmet einen Großteil ihres Programmes 1999 dem Thema "Die Kunst der Zeit." Noch bis 3. Oktober läuft die Ausstellung "Zeit/Los", die anhand von über 200, teils wertvollen und bekannten Exponaten, versucht, dem Faktor Zeit in der Kunst chronologisch nachzugehen und den unterschiedlichen Umgang und Zugang der jeweiligen Künstlergenerationen mit "der Zeit" zu "ihrer Zeit" darzustellen.

Der Bogen spannt sich vom alten Ägypten über die Antike bis zur Gegenwart. Von Tizian bis Nitsch hat sich die Künstleravantgarde der Frage der Zeit gestellt. Aber besonders "in den letzten Jahrzehnten wurde verstärkt das Augenmerk auf die Kategorie der Zeit gerichtet, die zum einen als eine unabdingbare Voraussetzung für jegliches Sein zu gelten hat, zugleich aber ihren objektiven Charakter insofern verliert, als daß sie von den Bausteinen der Natur selbst mit konstruiert wird und unterschiedliche Wertigkeiten in Systemen, die in dynamischer Beziehung zueinander stehen oder in eine solche gebracht werden, aufweist", beschreibt der Kurator der Kremser Ausstellung "Zeit/Los", Universitätsprofessor Götz Pochat, Ordinarius für Kunstgeschichte an der Karl-Franzens-Universität in Graz den Umgang mit der Zeit.

Malerei, Fotografie Das nahende Millennium bildet den "äußeren Anlaß, sich mit der Zeit und der Kunstgeschichte der Zeit zu beschäftigen", meint Carl Aigner, Spiritus rector der Ausstellung und Geschäftsführer der Kunsthalle Krems.

Die Zeit hat in der Kunst eine Fülle von Darstellungsmöglichkeiten, die die Kunsthalle Krems ebenso abzudecken versucht, wie den epochalen Zeitbegriff an sich, der unser Leben von der Steinzeit bis zum Atomzeitalter gliedert. Die Zeit, künstlerisch umgesetzt auf Leinwand, Stein, Marmor, Fotografie oder in neuen, digitalisierten Medien. Dargestellt als einfache Bewegung, erzählerisch, ikonografisch, symbolisch in der Ewigkeit, im scheinbar endlosen, zyklischen Kreislauf der Natur. In Geburt, Leben, Tod oder Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Im Lichte der Erdzeitalter der Naturwissenschaften ebenso wie in der zentralen Frage nach der Erlebniszeit des Betrachters. Kunsthistoriker Götz Pochat: "Die eigentliche Aufgabe des Kunsthistorikers besteht darin, nicht nur diese inhaltlichen Sachverhalte aufzuzeigen, sondern der künstlerischen Umsetzung im Visuellen nachzugehen, das heißt im bewußten Nachvollzug des Geschehenen eine Sinndeutung im Hinblick auf die ,Zeit im Bild' vorzunehmen."

Der historische Überblick zeigt Originale unter anderem von Michael Wutky, Friedrich Amerling, Josef Danhauser, Edgar Degas, Anselm Feuerbach, Caspar David Friedrich, Albrecht Dürer und Georg Ferdinand Waldmüller.

Arnulf Rohsmann, Professor für Kunstgeschichte an den Universitäten Graz und Klagenfurt und Co-Kurator der Ausstellung zeichnet für den zeitgenössischen Teil verantwortlich, der sich nicht nur mit den bildenden Künsten, sondern auch mit neuen Medien und Fotografie auseinandersetzt. Dieser Teil der Ausstellung versucht zu demonstrieren, "mit welchen Mitteln Malerei und Fotografie die Statik des Einzelbildes überlisten um Handlungs- und Bewegungsabläufe weitergeben zu können", so Arnulf Rohsmann. Mittels konzeptueller Kunst versucht "Zeit/Los" darzustellen, daß Zeit auch als "gedachte Zeit" funktioniert, von der Imagination bis zur Erinnerung.

Im zeitgenössischen Teil sind unter anderem Werke von Max Beckermann, Heiner Blum, Marcel Duchamp, Oskar Kokoschka, Claude Monet, Bruce Naumann, Hermann Nitsch, Arnulf Rainer und Peter Weibel zu sehen.

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr, Feiertags ebenfalls 10 bis 18 Uhr.

Information: (02732) 82 668

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