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Die Welt kommt ins Haus

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NEUER WELTATLAS. Herausgegeben von Dr. Eugen Th. Rimli und Prof. Dr. Ludwig Visintin. Mit 500 Karten und 550 Bildern. Stauf fachet-Verla g AG., Zürich. VIII/257/260/260 Seiten. Preis 785 S

Die zahlreichen politischen Umwälzungen der letzten Jahrzehnte haben die Idee zu einem Atlastyp reifen lassen, den Atlas mit den auswechselbaren Kartenseiten. Wenn politische Veränderungen eintreten, braucht man nur das alte Blatt herauszunehmen und die nachgelieferte neue Karte einzusetzen. Das hat bei kostspieligen Werken — und die Atlanten gehören dazu wegen der nötigen technischen Sorgfalt und den vielfältigen nötigen Erhebungen, die oft auf Reisen und in schwer zugänglichen Gebieten angestellt werden müssen — einen großen Vorteil für den Käufer. Was ihm die Weltgeschichte an Stetigkeit schuldig bleibt, leistet der Verlag.

Der Neue Weltatlas in der vorliegenden, erneut revidierten Auflage besitzt 500 physikalische, politische und wirtschaftliche Karten. Allen Erdteilen oder Staatengruppen sind außerdem Sonderkarten über Bodenbeschaffenheit, Klima, Niederschläge, Vegetation, Völkerrassen, Bekenntnisse, Verkehr und anderes beigegeben. Die bedeutendsten Städte der Erde sind mit eigenen, in großem Maßstab gehaltenen Plänen vertreten. Der bei Europa angewandte Maßstab von meistens 1:2,500.000 (bei Österreich, Deutschland und der Schweiz 1:1,250.000) gewährt die Sichtbarkeit einer großen Zahl von Einzelheiten. Die Karten der übrigen Kontinente sind im immei noch bemerkenswerten Verhältnis 1-10,000.000 gehalten, die der USA sogar 1:5,000.000. Trotz des

Verzichtes auf Höhenschichtenlinien wird unter Verwendung von Schraffen und Schummerung in Verbindung mit der Höhenfarbenskala ein sehr plastisches Kartenbild erreicht. Ungeachtet der vorzüglichen und genauen Beschriftung (in Niederösterreich beispielsweise sind noch Orte wie Prellen-kirchen, Gaweinstal, Niederfellabrunn und Kottingbrunn eingezeichnet) leidet die Übersichtlichkeit keineswegs. Bemerkenswert ist der Grundsatz, das Bild überall gleichberechtigt neben die Karte treten zu lassen. Ein halbes Tausend fast immer glücklich gewählter Abbildungen im Tiefdruck ergänzen den Kartenteil. Das umfangreiche Ortsregister ermöglicht schnelles Auffinden der rund 100.000 Stichwörter zum Bild- und Kartenteil.

Demgegenüber fallen die wenigen, für eine bald zu erwartende Neuauflage wünschenswerten Verbesserungen kaum ins Gewicht. Daß als einzige Abbildung Wiens das Rathaus am kennzeichnendsten ist, wagen wir zu bezweifeln. Auf Seite 68 sind in Nordirland keine Bahnen aufgedruckt, auf Seite 46 heißt es statt Zpoim doch wohl Znaim (oder Znojmo?). Auf SeiH 50 wäre die neue Bahnlinie (Groß-Steffelsdorf—) Rosenau—Kaschau nachzutragen, desgleichen auf Seite 136 die indische Eisenbahn nach Assam (Patna—Siliguri—Gauhati) und auf Seite 253 die Strecke Christchurch—Blenheim in Neuseeland. Der neue brasilianische Bundesdistrikt mit der Hauptstadt und die neuen unabhängigen Staaten in Afrika konnten noch nicht berücksichtigt werden — in diesem Falle wird sich die auswechselbare Blätterlage vorteilhaft erweisen. Der gediegene rote Juchtenplastikeinband mit Goldprägung rundet das Erscheinungsbild des Atlanten ab, der ein Werk darstellt, wie es bisher in dieser Vollendung nicht vorhanden war. Die Welt kommt in der Tat, und der Werbeprospekt hat nicht zuviel versprochen, ins Haus, das heute des Kartenbildes bereits bei den täglichen Rundfunknachrichten nicht entbehren kann.

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