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Für die Reise

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Mit der Reisesaison ist auch die Zeit der neuen Autoatlanten wieder da. Da wird das auf den neuesten Stand gebrachte Kartenmaterial in gewaltigen Auflagen auf den Markt geworfen. Der Österreicher hat es in dieser Beziehung gut, denn die detailreichste Straßenkarte, die es gibt, die Generalkarte 1: 200.000 nämlich, hat auf acht zweiseitig bedruckten Kartenblättern Platz und enthält die allerkleinsten Ortschaften. ÖAMTC-Mitglieder haben sie heuer in Neuauflage auf letztem Stand als Jahresgabe bekommen, übersichtlicher aufgeteilt und ordentlich eingebunden bildet die Generalkarte den Österreich-Teil des neuen großen Kompaß-Autoatlas „Österreich und Europa“, der außerdem noch ein großes Europa-Kartenwerk im Maßstab 1:1,5 Millionen enthält, ferner Stadtpläne, aber leider nur von österreichischen Städten, österreichische und europäische Ortsregister und ergänzendes Material. Dafür fehlt eine Europa-Übersichtskarte mit Straßennetz, die man braucht, um günstige Routen zusammenzustellen. Auch eine Österreichkarte, die sowohl über das gesamtösterreichische Straßennetz als auch über die Seiteneinteilung der Karten Auskunft gibt, sucht man in •diesem und anderen Autoatlanten vergebens. Der Kartendruck ist hervorragend (acht Farben), der Preis äußerst günstig. (Fleischmann und Mairs Geographischer Verlag, Innsbruck und Stuttgart 1978,400 Seiten, öS 198,-.)

Das Blättern in Autoatlanten ist mit subtilen Qualen verbunden, denn dabei wird uns mit hochästhetischen Kartenbildern brutal vor Augen geführt, wohin überall wir - niemals kommen werden. Auch „der große Shell-Atlas Deutschland und Europa“ liegt neu vor. In Österreich werden ihn wohl vor allem Leute kaufen, die viel in der Bundesrepublik herumfahren, obwohl Österreich und die Schweiz nebst Oberitalien zwischen Deutschland (1: 500.000) und dem Rest von Europa (1:1,5 Millionen) mit 1: 850.000-Karten eine gewisse Sonderstellung einnehmen. Auch die Karten der Bundesrepublik können selbstverständlich nicht die Detailgenauigkeit der österreichischen Generalkarte haben, aber man findet trotzdem auch kleine Orte leicht, außerdem gibt es Stadtumgebungskarten 1: 200.000 (also im Maßstab unserer Generalkarte), Stadtpläne ganz Europas und deutsche Innenstadtpläne, Ortsregister, Hotelverzeichnis, die deutschen Postleitzahlen und Länderkarten zum Routenplanen (Mairs Geographischer Verlag, Stuttgart 1978, 570 Seiten, öS 257,40.)

Einen Kunstführer ganz besonderer Art schrieb Wolfgang Häusler: „Melk und der Dunkelsteiner Wald.“ Der Dunkelsteiner Wald ist das Hügelland am rechten Ufer der Wachau zwischen Melk und Traisen, ein gewissermaßen im Schatten der Wachau stehendes, viel zu wenig bekanntes Stück Österreich mit einer Fülle von Kunstdenkmälern wie Schallaburg, Göttweig, Herzogenburg. Häusler fand eine reizvolle Verbindung von historischer Darstellung und Ausflugsbera-■tung, von punktueller Beschreibung und zusammenhängender kulturhistorischer Erzählung. Er weist sich als profunder Kenner dessen aus, worüber er schreibt, und wer sich ihm eines Sonntags anvertraut, um mit dem Kennenlernen des Dunkelsteiner Waldes zu beginnen - sei es beim berühmten spätgotischen Maurer Alter, sei es direkt in Melk, steht vielleicht am Anfang einer Wanderung, bei der er selbst zum Liebhaber und Kenner wird. (Verlag Jugend und Volk, Wien 1978, 280 Seiten, Photos, öS 248,-.)

Die Reisezeit ist da, und damit die Notwendigkeit, Karten zu studieren, Tagesdistanzen abzustecken, Nachtquartiere festzulegen. Freytag und Berndt sind wieder zur Stelle - diesmal mit Griechenland, Straßen auf der

Vorder-, Sehenswürdigkeiten auf der Rückseite, alles auf einer „Autokarte Griechenland“ im Maßstab 1: 650.000 mit Kulturführer von Evzoni und Niki bis Kreta, von Korfu bis Samos. Für Griechenland kann man sich auch darauf verlassen, daß die Qualitätsabstufungen der Straßenbezeichnungen der Wirklichkeit entsprechen - dort kann man sich gelb gezeichneten Routen ruhig anvertrauen, den dünneren Routen eher mit Vorsicht. Das Vordringen ins Landesinnere, wo abseits der Durchgangsstraßen die englischen Bezeichnungen fehlen, erleichtert die Beifügung der griechischen Namen (es empfiehlt sich, wenigstens die Schriftzeichen zu beherrschen). Bei der Transkription scheint aber dem Bearbeiter mitunter die altsprachliche Schulbildung in die Quere gekommen zu sein. Der heutige Grieche wird verständnislos passen, wenn er nach „Ev-voia“ gefragt wird (und auch das in Klammern zur besseren Erinnerung beigefügte „Euböa“ nützt im Fall von Ewia nichts). (Freytag & Berndt, Wien 1978, öS 65,-.)

Daß das Oberelsaß etwa gleichzeitig in den Besitz der Habsburger kam wie die österreichischen Lande, daß die Franche Comte, die Freigrafschaft Burgund, ein gutes halbes Jahrhundert aus der Heirat Maximilians I. mit Maria von Burgund mit Österreich verbunden war - wer weiß dies heute noch, wenn er durch die grünen Hügellandschaften des östlichen Frankreich, durch die vielen zauberhaften alten Städte nach Süden fährt? Er sollte haltmachen, nicht nur in Straßburg, dessen Münster auch für den historisch weniger versierten Fremden eine einmalige Attraktion bietet, nicht nur in Colmar mit seinem grandiosen Isenheimer Altar im Museum Unter-linden, sondern auch in Beifort und Metz, in Nancy und Lunevüle, in Städten mittelalterlich-deutscher Gotik und französischer Renaissance. Oder, weiter im Süden, in Burgund, in Besan-con, in Dijon, in Cluny- und nicht weit davon liegt Taize -, in Autun und nicht zuletzt in Boürg en Bresse, am Grabmal Margarete von Österreichs, der Tochter jenes Kaisers Maximilian Die schon in allen Weltgegenden bewährte Polyglott-Reiseführer-Reihe gibt hiezu nun mit zwei neuen Nummern „Elsaß und Lothringen“ sowie „Burgund“ eine brauchbare Hilfe mit dem Nötigsten dessen, was man wissen sollte, in die Hand. (Polyglott-Verlag, München 1978, je 64 Seiten, je öS 29,70)

Es wäre sicher allzu boshaft, die Gattung der Freizeitatlanten als Hilfe für Menschen zu bezeichnen, die zum Wort „Reiseführer“ das Wort „Kultur“ assoziieren - und aus diesem Grund ohne Reiseführer reisen. Ein Korn Wahrheit liegt drin, aber anderseits sind diese Ferienatlanten so billig, und die in ihnen enthaltene Information ist so reichhaltig, daß sie als Ergänzung zum Reiseführer durchaus ihren Wert haben. Der „Freizeit- undFerien-Atias“ des Mair Verlages mit dem Untertitel „Österreich - Südtirol/ Dolomiten“ hat einen umfangreichen Kartenteil, und was die Landkarten über eine Gegend nicht sagen können, ist einer Fülle von Farbphotos zu entnehmen. Ein Block gelber Seiten (diese Farbe hat sich für derartige Service-Teile international eingebürgert) enthält Photos, Anschriften, Telephonnummern und sonstige Angaben über eine große Zahl von Fremdenverkehrsbetrieben, auf 60 Seiten läßt sich eine Menge von Einzelheiten über Freizeitmöglichkeiten vom Freilichttheater bis zum Segelfliegen, vom Sommerstockschießen bis zu Stichwörtern wie Squash oder Windsurfing (ebenfalls mit Tausenden von Telephonnummern) nachschlagen. Das Werk ist vor allem eine preiswerte Planungshilfe. Es enthält sogar herauslösbare Postkarten zum Anschreiben von Fremdenverkehrsbetrieben. Selbstverständlich mit dem großen Hinweis auf den „Freizeit und Ferien Atlas“, damit die Betriebe wissen, daß sie ihre Daten einem effizienten Medium anvertraut haben... (Mairs Geographischer Verlag, Stuttgart, 1978, 562 Seiten, reich illustriert, öS 198,-).

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