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Reisen in alle Welt

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Europäisches Reisebuch. Von Kasimir Edschmid. Mit 24 Textillustrationen nach Zeichnungen von Erna Pinner. Paul - Zsolnay - Verlag, Hamburg. 350 Seiten.

An Edschmids Europäischem Reisebuch überrascht weniger die Vielfalt des gebotenen Stoffes — das alte Europa ist an Sehens- und Erlebenswürdigkeiten wirklich nicht arm —, sondern die abwechslungsreiche Art, in der er geboten wird. Fast jede der vielen Reisen Edschmids — die hauptsächlich durch Südeuropa gingen — wird uns durch einen netten Einfall erschlossen. Da ist der sehr private Brief an einen Freund, der die Apenninen-halbinsel gewinnreich besuchen will, ein kleines italienisches ABC (Bergamo: Eine Idylle im Mondschein I). eine knappe Skizze über eine Reise in die Provence; eine breit angelegte Schilderung von Festen in Nizza und Monako und von Markttagen auf dem Balkan. Lebendige Impressionen, kleine Ausflüge in die Geschichte (auch diese ist lebendig), sogar Menschen kommen vor. Edschmid ist gewiß kein Dichter, aber er kann schreiben, wenn auch sein Stil manchmal ein bißchen „geschraubt einfach“ klingt. Das Wichtigste: das Buch macht Appetit, selbst zu reisen und nachzusehen, ob auch alles wirklich so sei, wie Edschmid es versprochen hat.

Italien. „Nimm mich mit“ — der Reisebegleiter von heute. Verlag Kurt Desch, Wien-München-Basel. 384 Seiten. Preis 59.50 S.

Frühling und Herbst sind die besten Zeiten für eine Italienreise, wenn einem die Sonnenhitze zu arg ist. Der vorliegende Reisebegleiter — die deutsche Ausgabe eines französischen Werkes — schlägt 16 Routen für Italienreisen vor, beschreibt dabei kurz Landschaft und Städte, was man wo ißt, wieviel man wofür bezahlt und wohin man wann geht, mit allen gastronomischen Fein- und Eigenheiten und der Höhe der Trinkgelder. In Venedig sieht man sich Dogenpalast, Seufzerbrücke und Vendramin an und ißt Fegato alla veneziana (Leber); in Mailand bestelle man lieber Risotto und versäume nicht, auf einem der Dachgärten an der Piazza Cavour zu frühstücken. Das Büchlein gibt wichtige Adressen und die Preise der jeweiligen Hotels an, bringt zahlreiche Karten, eine Reihe praktischer Tips für Einkäufe usw., Abbildungen der gültigen Geldsorten, Uebersichtstafeln, ein kleines Wörterbuch, ein Register. Das alles und die freundliche graphische Gestaltung machen es zu- einem angenehmen Reisebegleiter, wobei die Bindung in flexibler, abwaschbarer Plastikfolie und das geringe Gewicht (290 Gramm) ein übriges tun. Wichtiger als die Zusammenstellung berühmter Persönlichkeiten (von Dante über De Gasperi zu Roberto Rossellini und Fausto Coppi) scheint noch das kurze Kapitel „Wie benehme ich mich in Italien“ zu sein. Es sei zu besonderer Lektüre empfohlen. „Denken Sie daran, wie Sie's in England machen würden, und tun Sie dann genau das Gegenteil“, ist die klassische Antwort auf diese Frage. Worin dieses Gegenteil aber im einzelnen besteht, wenn man Bahn-, Auto- oder Rollerfahrer ist, darüber gibt dieser in jeder Weise vorbildliche Reisebegleiter zuvorkommend Auskunft. Hinweise auf Klima- und Temperaturverhältnisse könnten bei einer folgenden Auflage berücksichtigt werden.

Navrongo. Ein Afrikabuch mit 108 Aufnahmen. Von lürg K 1 a g e s. Rotapfel-Verlag, Zürich. Preis 23.80 DM.

Der junge Schweizer Photograph Jürg Klages verbrachte drei Monate in Navrongo, einem aus verstreuten Einzelsiedlungen bestehenden Dorf im nördlichen Teil der Goldküste unter dem Volk der Kassena-Nankanni. Er besuchte täglich ihre Siedlungen, sah ihnen bei der Arbeit zu, zog mit ihnen aufs Feld und zur Wasserstelle, scherzte mit den Kindern, bis sie ihn als einen der ihren ansahen. Dann erst machte er seine Aufnahmen, die ihn als großen Künstler der Kamera ausweisen. Er schreibt: „Ich kann nicht sagen, was mich am stärksten beeindruckt hat: die unendliche Weite der Landschaft,das Erleben der Nacht, die ohne Dämmerung hereinbricht und durch kein künstliches Licht entzaubert wird, der sternenfunkelnde Himmel, das bezaubernde Bild der wassertragenden Frauen mit ihrem leichten, wiegenden Schritt, die Lieblichkeit der Kinder, die Ruhe und Freundlichkeit der Männer oder der unheimlich schöne Klang der Trommeln . ..“ All dies ist in den Aufnahmen lebendig geblieben. Das ungestellte Gesicht des schwarzen Mannes, der hier von der Zivilisation noch wenig berührt wurde, sieht uns an, und die schlanken Körper sind noch mitten in ihren Bewegungen. Die Ekstase, in die die Männer beim großen Festtanz — dem früheren Kriegstanz — geraten, wird ebenso spürbar wie die fürsorgliche Liebe der einzelnen Kinder zueinander. Hausbau, Fischfang und künstlerisch beachtliche Tierdarstellungen, die magischen Zwecken dienen, zeichnen das Bild des täglichen Lebens. Hervorzuheben ist noch die ausgezeichnete graphische Gestaltung des Buches, die erfreulicherweise nicht zwischen einem Bild- und Textteil unterscheidet, sondern die kurzen erläuternden Absätze des Autors zu den betreffenden Bilddokumenten stellt. *

Fahrt durch Spanien und Portugal. Von Joseph Leuteneggei. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck. 160 Seiten. Preis 58 S.

Das vorliegende Buch enthält Erinnerungen — meist persönlicher Art — an eine Reise zu iberischen Wallfahrtsorten. Daneben wird Informationsstoff über die Geschichte Fatimas und Limpias dargeboten, ergänzt durch einige Reiseaufnahmen des Verfassers. Gelungen die Schilderung der Eigenart der besuchten Orte — so Avilas, des spanischen Assisi — und die Charakterisierung eines Landes in dem Spruch der Portugiesen: „In Porto arbeitet man, in Lissabon vergnügt man sich, in Coimbra studiert man, und in Fatima wird gebetet.“

Singende Kirche. Zeitschrift für katholische Kirchenmusik. Herausgegeben von den Kirchenmusik kommissionen und -referenten der österreichischen Bistümer. Jahrgang 1, Heft 1-4; Jahrgang 2, Heft 1/2. Wien 1953 und 1954.

Der aktuellen Fragen gibt es in der Kirchenmusik viele. Das hat der jüngste Kirchenmusikkongreß deutlich gezeigt. Der Diskussion dieser Themen dient nun auch die „Singende Kirche“, die in ihrem zweiten Jahrgang stehende Zeitschrift für katholische Kirchenmusik, die, engsten Kontakt mit der Praxis haltend, wertvolle Gedanken bis in den kleinsten Ort, bis zum Regens chori in der Provinz hinausträgt. Vergangenheit und Gegenwart finden in gleicher Weise Beachtung, das Oesterreichische ist in den Vordergrund gestellt, aber auch der Ausblick in die Welt nicht verschlossen. Wenn wir die Aufsatzthemen „Unser Tedeum“ (Hugo Rahner), „Der Gregorianische Choral als A und O der Kirchenmusik“ (Franz Krieg), „Erinnerungen an Papst Pius X.“ (Erhard Drinkweiler), „Vinzenz Goller“ (A. Weißenbäck) und „Die musikalisch Erziehung in den Knabenseminaren“ (Hermann Kronsteiner) nennen, so haben wir damit bereits einen Begriff vom Profil der „Singenden Kirche“. Das Heft 1 des 2. Jahrganges ist in verstärktem Umfang als Festschrift zum Internationalen Kirchenmusikkongreß erschienen, behandelt dessen wichtigste Anliegen und Grenzgebiete und enthält unter anderem auch den vollen deutschen Wortlaut des „Motu proprio“ Papst Pius' X. Berufene Autoren geben einen kenntnisreichen und umfassenden Ueberblick über das kirchenmusikalische Schaffen im Oesterreich unseres Jahrhunderts. Und' das jüngste Heft ist dem Rückblick auf den Kongreß und seiner Würdigung sowie den mit ihm verbundenen Ausstellungen gewidmet. Daß in den Heften Musikbeilagen nicht fehlen, darf man als einen wesentlichen Vorzug dieser katholischen Musikzeitschrift bezeichnen, in der man, und zwar in allen Nummern, auch eine Sparte „Kritik der Radiomesse“, Literaturhinweise und Notizen sowie Berichte aus dem kirchenmusikalischen Leben aller österreichischen Diözesen findet.

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