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Österreichs Kernland

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Auch der Durchschnittsösterreicher denkt haus eine Konferenz von Politikern aus allen

kaum daran, daß in der österreichischen Geschichte der Name Österreich durch viele Jahrhunderte nur mit dem heutigen Niederösterreich, dem größten Bundesland der Republik, identisch war. Schon allein diese Tatsache rechtfertigt die Behauptung, daß Niederösterreich historisch und kulturell das Kemland unseres Staates ist.

Die Steilung Niederösterreichs als Herzstück des österreichischen Staates lag und liegt aber nicht nur im Politischen. Auch wirtschaftlich hatte das Land zwischen Leitha und Enns in früheren Jahrhunderten ein beachtliches Übergewicht Die Gründe hiefür sind vor allem in der günstigen geographischen Lage dieses Bundeslandes am Schnittpunkt der Donau mit wichtigen, von der Landschaft vorgezeichneten Nord-Süd-Verbindungen zu suchen. Leider sind diese natürlichen Handels- und Verkehrswege in der jüngsten Geschichte unseres Bundeslandes durch die politischen Ereignisse in unseren Nachbarstaaten weitgehend unterbrochen. Die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen dieser bedauerlichen Tatsache sind ein Problem, das uns manche Sorgen bereitet.

Auch in der 50jährigen Geschichte der Republik Österreich hat sich wiederholt, und zwar gerade in den historisch entscheidenden Phasen, gezeigt, wie sehr das Bundesland Niederösterreich ' politisch das Kernland Österreichs geblieben ist. In diesem Zusammenhang sei etwa daran erinnert, daß die wichtigsten politischen Entscheidungen im Oktober und November 1918 eigentlich nicht im Parlament auf der Wiener Ringstraße, sondern im Niederösterreichischen Landhaus gefallen sind. Das gleiche gilt für die Entwicklung Gesaimtösterreichs nach 1945. Im September 1945 fand im Niederösterreichischen Landösterreichischen Bundesländern statt. Es ging darum, den Vertretern der Großmächte in Österreich die Geschlossenheit aller österreichischen Demokraten und den Willen zur Einheit des Staates zu demonstrieren. Die ersten demokratischen Wahlen nach dem zweiten Weltkrieg am 25. November 1945 waren die positive Folge dieser Demonstration.

Niederösterreich ist stolz darauf, daß in dieser entscheidenden Phase der jüngsten österreichischen Geschichte vor allem Politiker aus Niederösterreich die Marschroute bestimmten. An ihrer Spitze Männer wie Karl Renner und Leopold Figl.

Niederösterreich war in den letzten Wochen des zweiten Weltkrieges Schauplatz erbitterter Kämpfe. Dementsprechend waren die Kriegszerstörungen. Dazu kam, daß dieses Bundesland von russischen Besatzungstruppen besetzt war, was eine günstige Wirtschaftsentwicklung, wie sie in den meisten anderen Bundesländern schon bald nach Kriegsschluß einsetzte, bis zum Jahre 1955 verzögerte. Der beste Beweis dafür ist die Tatsache, daß in Niederösterreich zwischen 1945 und 1955 eine große Anzahl von Industriebetrieben als sogenanntes deutsches Eigentum unter sowjetischer Verwaltung stand. Der Wiederaufbau unter ähnlich günstigen Voraussetzungen wie in den anderen Teilen des Staates konnte zwischen Enns und Leitha daher erst nach dem Abschluß des Staatsvertrages einsetzen.

Ziel aller Arbeit für Niederösterreich ist es, dem Bundesland wieder jene Bedeutung zurückzugewinnen, die ihm auf Grund seiner geographischen Ausdehnung, seiner Bevölkerungszahl, seiner wirtschaftlichen Möglichkeiten und nicht zuletzt seiner historischen Tradition zukommt

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