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Was sie sah, fanden Archäologen

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Was Anna Katharina Emmerick Anfang des 18. Jahrhunderts in Visionen gesehen hatte, bestätigten spätere Funde.

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Was Anna Katharina Emmerick Anfang des 18. Jahrhunderts in Visionen gesehen hatte, bestätigten spätere Funde.

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Psychometrie ist die Bezeichnung für eine besondere Form der ASW. Populär: für Hellsehen in die Vergangenheit. Ein Gebiet, das im Bereich der Parapsychologie keine besondere Beachtung findet. Denn einmal ist die Feststellung der Tatsachen nicht einfach. Zum andern ist ihre Interpretation schwierig, weil die Ergebnisse nicht mit den Vorgaben des derzeit geltenden Weltbildes übereinstimmen. Schon Hans Driesch schrieb in seiner „Parapsychologie” (1932): „Psychometrie ist doch wohl das Seltsamste unter dem vielen Seltsamen, das die neue Wissenschaft (cf. Parapsychologie) uns anbietet.”

Im Bereich der Mystik in der neueren Zeit gibt es einen geradezu klassischen Fall, der auf diesem so heikel erscheinenden Gebiet die Möglichkeit einer streng wissenschaftlichen Überprüfung gestattet. Es handelt sich dabei um die Visionen und Auditionen der 1812 exklaustrierten Nonne Anna Katharina Emmerick in Dülmen. Auf ihrem langen Krankenlager schaute sie in ihren ekstatischen Zuständen die Heilsgeschichte Gottes mit der Menschheit, insbesondere die Menschwerdung des Sohnes Gottes in Jesus Christus. Bis in kleine Einzelheiten hinein schaute sie sein Leben und Wirken auf Erden. Wie eine Zeitgenossin begleitete sie ihn in den letzten drei Jahren seines Lehrwandels.'

Dabei schilderte sie anschaulich auch Einzelheiten aus dem täglichen Leben, die volkskundlich, archäologisch und historisch nachprüfbar sind. Das gilt ebenso für die Schauungen, die sie über das Leben der Maria, der Mutter Jesu, hatte. Eingebunden in den Zyklus des Kirchenjahres schaute sie ift der Mitte des Monats August von ihrem Krankenbett in Dülmen aus das Leben der Maria in ihrem Wohnhaus auf einem Berg oberhalb von Ephesus in Kleinasien.

Ihre Angaben wurden von Clemens Brentano sorgfältig notiert, mit Anmerkungen und sogar mit Zeichnungen über das Haus versehen. Aufgrund dieser Unterlagen wurde dieses Haus als guterhaltene Ruine 1881 - nach 1800 Jahren - wieder entdeckt. Es ist inzwischen (1951) restauriert.

Nach meinen Untersuchungen bin ich der Meinung, daß die visionären Angaben der Anna Katharina Emmerick archäologisch und auch historisch zuverläßig sind. Das wird unter anderem dadurch erhärtet, daß man Reste eines Herdes fand, der abgebaut wurde, als nach dem Tode der Maria das Wohnaus in eine Kapelle umgewandelt wurde.

Außerdem ist auf der er wähnten Zeichnung deutlich der Grundriß des Hauses mit der Apsis zu erkennen. Es fehlt jedoch der rechte Anbau, der offenbar erst später erstellt worden ist, wahrscheinlich als Brunnenhaus, weil unter dem Fußboden eine Quelle entspringt.

Das Ergebnis besteht also in der Gewißheit, daß es hier gelungen ist, eine visionäre Schau im Sinne der Psychometrie zu verifizieren. Ein weiteres klassisches Beispiel ist die Vision einer Mammutherde: Am Sonntagabend, dem 13. Februar 1820 gab Clemens Brentano ihr „ein Stückchen versteinertes Knochengewebe, etwa zwei welsche Nuß groß in die linke Hand der Anna. Dazu einen kleinen Zahnsplitter.” Beides war bei Grabungen gefunden worden.

Anna schaute „eine große Herde weißer Tiere. Die Haare hängen wie weiße Decken mit gedrehten Locken über ihren Rücken herab. Sie sind wohl drei große Mann hoch und laufen doch so leicht und schnell wie Pferde. Ihre Füße sind wie Säulen und sie treten doch ganz sachte. Sie haben einen langen Rüssel über dem Maul herabhängen und können ihn auf und nieder und nach allen Seiten drehen wie einen Arm. Daneben stehen ihnen lange schneeweiße Zähne aus dem Maul. Seine Augen sind klein. Sie haben breite lappige Ohren.” Wie gesagt, diese Vision fand 1820 statt. Das erste weiße Mammut fand man erst 1901 im sibirischen Eis!

Von da aus besteht im Blick auf das Exemplarische dieser Fälle, daß sich auch andere Angaben der Emmerick als richtig erweisen. Die Durchführung einer solchen Aufgabe könnte für Theologie, Archäologie und Historie große Bedeutung haben.

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