Werbung
Werbung
Werbung

Franz Endler tot

Er war, wie man so sagt, eine "Figur" im österreichischen Musikleben: Pointenreich, gescheit, unbekümmert altmodisch - eben "der Endler". Am vergangenen Freitag ist der Musikkritiker - über zwei Jahrzehnte für die Presse, seit 1988 für den Kurier tätig gewesen - und Buchautor 65-jährig gestorben. Vor einiger Zeit schon musste er im Kurier Jüngeren Platz machen - zuerst als Kulturressortleiter, dann mehr und mehr auch als Kritiker. Sein letzter Text in diesem Blatt erschien posthum: es war der Nachruf, den sich Endler selbst geschrieben hatte. Darin hieß es, die "Intentionen" der Zeitung seien den seinen nicht mehr entgegen gekommen, "eine neue Zeit ist angebrochen, was mir wichtig ist, scheint jetzt nicht mehr wichtig".

Wichtig waren Endler die Musik, das Stück - das Kunstwerk und seine Schöpfer. Was es heißt, sich in deren Dienst zu stellen, davon hatte er andere Vorstellungen als viele Protagonisten des Kulturbetriebs - auf der Kritiker- wie auf der Produzentenseite. Dass sein wacher Blick nicht nur dem eigenen "Fach" galt, davon zeugten seine zahlreichen TV-Kolumnen, mit spitzer Feder verfasste Beobachtungen zur Zeit. RM

Nationale Klischees

depot, wien

Schotten sind geizig, Spanierinnen sind feurig - was hat es mit solchen nationalen Klischees auf sich? Hat nicht eine feministische Tierschützerin aus Schweden mehr Affinitäten zu einer ähnlich denkenden Afrikanerin als zu einem Landsmann, der mit Viehtransport sein Geld verdient? "Kulturnationen. Klischees zur Konstruktion nationaler Identität" heißt eine Veranstaltungsreihe im Depot im Wiener Museumsquartier, die jene Fragen kulturwissenschaftlich unterfüttert diskutieren wird. Intellektuelle aus 15 verschiedenen Ländern werden sich an fünf Abenden mit nationalen Stereotypen auseinandersetzen, der prominenteste ist wohl Bassam Tibi, der über Syrien sprechen wird, die russische Sicht wird vom Literaturprofessor Sergei Avernitsev beigesteuert, die ungarische von Lászlo Szarka, Direktor der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. (12. bis 20. April).

Michael Krassnitzer

Barockes Kabarett

spektakel, wien

In Christoph Kralls Roman "Im Gulasch des Verbrechens" findet ein Detektiv die zerstückelte Leiche eines Knödels und deckt eine Mordserie an dieser Spezies unter den Fleischbeilagen auf, die bis in höchste Regierungskreise führt. Bislang blieb der kulinarische Krimi unveröffentlicht, wie das meiste, was der Tiroler Newcomer bislang verfasst hat.

An einigem kann man sich allerdings bereits delektieren. Seit etwa einem Jahr bereist Krall die Kabarettbühnen mit einem "Erstling, der an Rundheit und Unterhaltsamkeit seinesgleichen sucht"("Kurier") und gewann damit auch den "Grazer Kleinkunstvogel". Was angeblich ein Jesuitenpater im 17. Jahrhundert verfasst hat ist so skurril wie der Titel: "Auffrichtige Anleythung, Thugend zu gewinnen". Tatsächlich schmücken die barocken Stilmittel der erbaulichen Lebenshilfe nur den einen Zweck aus, heutige Vorstellungen von Moral, ob katholische Sexualmoral oder Sprachblüten heimischer "Gralshüter des Anstands" (Krall) zu hinterfragen. Dass das barocke Lebensgefühl im Grunde ein pessimistisches war, lässt sich dabei durchaus in die Gegenwart übertragen. Zu sehen am 16. April im Spektakel in Wien, Karten unter 01/587 06 653

Annemarie Klinger

Dreiecksgeschichte voll vager Andeutungen

akademietheater, wien

Es gibt Theatervorstellungen, deren Besuch man nicht bereut, deren Versäumen aber wahrlich keine Katastrophe darstellt. Die neueste Produktion am Wiener Akademietheater, "Auf dem Land" von Martin Crimp, ist so ein Fall.

Richard, von Beruf Arzt, bringt eine angeblich ohnmächtig auf der Straße aufgelesene junge Frau ins eigene Heim, einen früher als Kornspeicher verwendeten Turm in einsamer Landschaft (Bühne: Ilona Glöckel). Sie, die Studentin Rebecca, schon vor Richards Übersiedlung in die Provinz von dessen Patientin zur Geliebten und Gefährtin im Drogenkonsum geworden, enthüllt Richards Ehefrau Corinne die Wahrheit. Richard lässt Rebecca erkennen, dass sie zu weit in seine Privatsphäre eingedrungen ist, während Corinne sich anschickt, das Haus zu verlassen. Schließlich ist Rebecca verschwunden und Corinne wieder da, unter welchen Begleitumständen, das überlässt das mit vielen vagen Andeutungen und Symbolen (Uhr, Wasserglas, Stein) spielende Stück weitgehend der Phantasie des einzelnen Zuschauers. Fest steht nur, dass Richards Beziehung zu Corinne sich verändert hat.

Roman Kummers Inszenierung setzt auf Klang- und Lichteffekte zwischen den stets nur von zwei Personen bestrittenen Szenen und liefert den Beweis, dass auch eineinhalb Stunden ohne Pause sehr lang wirken können. Jeder hat schon originellere Dreiecksgeschichten oder Ehedramen gesehen, man wartet in dem hintergründigen Werk vergebens auf den echten großen Knalleffekt und muss sich mit passablen, aber keineswegs überragenden Leistungen der Akteure Regina Fritsch (Corinne), Joseph Lorenz (Richard) und Johanna Eiworth (Rebecca) zufrieden geben.

Heiner Boberski

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung