Mission in die Gegenrichtung

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Apostelgeschichte 2010 ist ein groß angelegtes Projekt der katholischen Kirche in der Erzdiözese Wien, den Gedanken der Mission neu zu beleben. Mission im Sinn von Weitergabe des Glaubens. Es sollte doch etwas ausstrahlen von diesen Katholiken, ein Feuer, das andere Feuer entzündet. Groß in die Medien kommt die Kirche fast ausnahmslos mit ihren negativen Seiten. Das Geglückte scheint nicht der Erwähnung wert.

Es wird also in nächster Zeit viel von Mission die Rede sein. Nicht in den Medien, das ist nicht anzunehmen, aber umso mehr im kirchlichen Umfeld. Hier wird man sich darauf besinnen, dass der eigene Glaube nur lebendig ist, wenn er mit anderen geteilt wird. Ich gebe dem anderen, dem weniger Glaubenden, etwas von meinem dicken Stück Glauben ab. Ich bin großzügig und begeistert bereit, ihn zu bereichern, ihm etwas mitzuteilen.

Aber wäre es nicht möglich, das Spiel ganz anders zu beginnen? Wäre es nicht denkbar, dass die Kirche mit all ihrem Glauben etwas von den anderen lernen kann? Gerade von denen, die nicht so offenbar glauben. Die nicht den Wortschatz der frommen Binnenschifffahrt benutzen, jene Art der Verständigung, die sich sowieso schon über die Unverzichtbarkeit von Gott und Kirche einig ist.

Unter Künstlern sind Kirchenleute nur sehr selten anzutreffen. Niemand ist dort daran interessiert, für Religionszwecke vereinnahmt zu werden. Aber allen ist wichtig, dass sich jemand mit ihnen und ihrer Arbeit auseinandersetzt. Ist es die Kirche den Künstlerinnen und Künstlern nicht schuldig, sie wahrzunehmen? Ist die Kirche in ihrer Armseligkeit nicht darauf angewiesen, den Werken der Künstler Raum zu geben?

Dem Anderen im Eigenen Raum zu geben: Das ist wahrer Luxus.

* Der Autor ist Kunsthistoriker und Rektor der Jesuitenkirche in Wien

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