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GOTTFRIED VON EINEM / KOMPONIST UND INITIATOR

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Demnächst begeht Gottfried von Einem seinen 50. Geburtstag. Er wurde am 22. Jänner 1918 als Sohn des österreichischen Militär- attachės in Bern geboren. Noch im gleichen Jahr mußte der Vater nach Wien zurück und sich eine Stellung suchen, die Mutter blieb noch einige Zeit in der Schweiz, dann zog sie mit den Kindern nach Schleswig-Holstein, der Vater kam nur gelegentlich zu

Besuch, den Schutz und die Ausbildung des sensiblen Knaben übernehmen „Fremde“, meist ältere Männer, die zu väterlichen Freunden werden. Das Gymnasium in Plön wird in eine „Napola“ umgewandelt. Einem als einziger geht in Zivil, und bald muß die Schule gewechselt werden. t)ie Matura macht er in Ratzeburg.

Die fehlende Familie ersetzen Lehrer — und die Musik. Schon der Sechsjährige macht, zunächst an Hand bekannter Werke, kompositorische Vorübungen. Als Beruf kommt für ihn nur der eines Musikers in Betracht. Er will nach Berlin zu Paul Hinde- mith in die Lehre, doch dieser muß 1934 Deutschland verlassen, und so geht er, von Wilhelm Furtwängler und Max Lorenz beraten und empfohlen, als Volontär an die Berliner Staatsoper. Mit seinem Chef, dem im vergangenen Jahr verstorbenen Intendanten Heinz Tietjen, kommt er nach Bayreuth und lernt dort — in den neuen Machthabern, die im Haus Wahnfried aus und ein gehen — eine neue Welt kennen, die sich in allem und jedem von der seinen unterschied.

Aber bald lernt er auch gleich- gesinnte Komponisten kennen, die seine Freunde werden: Carl Orff, Werner Egk, Rudolf Wagner-Regeny und Boris Blacher, der sein erster Lehrer wird. Zu ihm geht er 1941 in die Lehre, Boris Blacher berät ihn auch in der Wahl und bei der Formung seiner Libretti und ist ihm auch heute noch freundschaftlich verbunden.

Die erste dieser Opern, „Dan- tons Todf, 1947 in Salzburg uraufgeführt, hat den Ruhm des Komponisten Einem begründet, zwei weitere Opern („Der Prozeß“ nach Kafka und „Der Zerrissene" nach Nestroy), fünf Ballette und eine Reihe erfolgreicher Orchesterwerke haben ihn befestigt und in die ganze Welt getragen.

In dem 35 Nummern umfassenden Werkverzeichnis Einems sind fast alle Gattungen vertreten. Alle Werke tragen Widmungen — es sind Geschenke an Freunde und Gönner —, alle wurden aufgeführt, und sämtliche Orchesterwerke wurden auf Bestellung geschrieben. Einems Musik wird nicht nur bei Musikfesten aufge führt, sondern steht im Repertoire zahlreicher großer Orchester, seine Oper ,X antcm“ ging über 35 Bühnen. Wenn Gottfried von Einem von sich einmal sagte, er habe im Leben viel Glück gehabt, so muß man dem hinzufügen, daß auch die Musikwelt mit seinem Schaffen Glück hat. Es repräsentiert Österreich in der Welt.

Hier in Wien, wo Einem seit vielen Jahren wohnt, sitzt er keineswegs im „elfenbeinernen Turm", sondern er kümmert sich aktiv um vielerlei praktische Fragen des Musiklebens. Einem ist Professor für Komposition an der Akademie für Musik, er ist in leitender Funktion in der AKM tätig, er steht der Wiener Operndirektion als (unentgeltlicher) Berater zur Verfügung, und er war im Kunstrat der Salzburger Festspiele tätig. Als dieser immer inaktiver wurde und Einem ausschied, wurde das bei den Salzburger Festspielprogrammen alsbald spürbar. Wien scheint von der künstlerischen Potenz, dem pädagogischen und organisatorischen Talent Einems einen besseren Gebrauch machen zu wollen...

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