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Es gibt viele selbst ernannte Coaches, die zu wissen glauben, wie man Mitarbeiter richtig führt. Wie man sie bei Laune hält und somit zu Höchstleistungen anspornt, die im besten Fall in hohe Kundenzufriedenheit münden. Neben der Arbeit, die einem sinnvoll erscheint - hier kommt Viktor Frankl ins Spiel - geht es in diesem Dossier vor allem darum, einige Ansätze und Ratschläge zu diskutieren, die unter anderem vom Polarforscher Ernest Shackleton ausgehen oder auch schlichtweg die Psychologie zur Hand nehmen. Redaktion: Thomas Meickl Der einzelne Mitarbeiter muss aus der anonymen Masse der humanen Ressource wieder hervorstechen.

Führung bezeichnet laut der Online-Enzyklopädie Wikipedia "das gezielte Beeinflussen eines Prozesses, um bestimmte Ziele zu erreichen, aber auch den Beeinflussenden selbst". Unter anderem wird als Führung die "Einflussnahme auf die Willensbildung von Individuen innerhalb einer Institution, etwa in Unternehmen oder beim Militär: Menschenführung verstanden". Das heißt also, dass der Geschäftsführer eines Betriebes auf den freien Willen seiner Mitarbeiter derart einwirkt, dass er - der Wille - zum Unternehmenszweck passt. Passiert hier ein Fehler oder will die zu beeinflussende Partei nicht soweit gehen, so wird über kurz oder lang das Arbeitsverhältnis beendet werden müssen.

So oder so ähnlich würde aber weder ein Coach noch ein Unternehmensberater über die Führung eines Unternehmens sprechen. Worte wie Empowerment (Stärkung der Mitarbeiter) oder Motivation fallen da schon eher.

Der Beratermarkt boomt. Viele wissen oder glauben zu wissen, wie es geht, das richtige Führen. Wie man Menschen/Mitarbeiter motivieren kann. Wobei Buchautor und Wirtschaftspädagoge Peter P. Baumgartner (siehe Artikel Seite 23) davon ausgeht, dass dies ja gar nicht möglich sei, denn die eigentliche Motivation kann nur von innen, also vom Mitarbeiter selbst kommen. Er räumt aber ein, dass ein guter Chef Rahmenbedingungen schaffen kann, innerhalb derer die Mitarbeiter leichter zu ihrer eigenen Motivation finden.

Lernen vom Polarforscher

In seinem Artikel, den er an sein neues Buch "Mythos Shackleton" angelehnt hat, beschreibt er, wie Manager von einem Polarforscher lernen können, scheinbar ausweglose Situationen zu meistern. Angeblich hat der Wissenschaftler Ernest Shackleton selbst mit dem Rücken zur Wand stehend noch immer den kleinsten Spielraum ausgenützt und abgewägt, was gut oder schlecht für seine Mannschaft ist. Shackleton hat sein Versprechen gehalten und nach 635 Tagen seine gesamte "Belegschaft" heil aus einer Eishölle befreit.

Welcher Vorstandsvorsitzende kann von sich behaupten, dass er die Aktiengesellschaft, die er zu führen hat, sicher und heil aus einer 635 Tage dauernden Krise lenkte. Dieser Kapitän müsste nämlich sieben Quartalsberichte und sogar einen Jahresbericht überstehen. Das hört sich schwierig an.

Neben dem sich auftürmenden Bücherberg, der ressortintern bereits den Namen "Die wissen, wie es geht" trägt, war auch der zehnte Todestag von Viktor Frankl (Begründer der Logotherapie bzw. der Existenzanalyse) am 2. September ein guter Anlass, dem Thema Führen ein Dossier zu widmen. Anna Maria Pircher-Friedrich, Professorin für Human Resource Management am Management Center Innsbruck, schreibt, dass man ausgehend vom Gedankengut Viktor Frankls über glückliche Menschen zu "glücklichen Bilanzen" gelangen kann. Sie nennt ihren Ansatz wertorientiert Führen. Arbeitspsychologe Helmut Graf geht im Gespräch mit der Furche der Sinnsuche in der Wirtschaft nach, und begibt sich dabei auch auf die Spuren Frankls.

Diversität zählt

Sabine Pelzmann-Knafl geht anders an das Thema Führen heran, und gerade das anders sein ist Programm bei ihr (Seite 22). Ihr Konzept heißt Cross Sector Leadership. Sie geht davon aus, dass die Menschen dann am erfolgreichsten sind, wenn sie schon in vielen unterschiedlichen Branchen gearbeitet haben. Sie bringen somit den Blick von außen mit und althergebrachte Herangehensweisen werden in Frage gestellt. Denn bei einem Betriebswechsel werden nicht sofort die vorhandenen Strukturen übernommen, sondern es wird auch versucht, die bisher gekannten Arbeitsweisen beizubehalten. Es entsteht ein Mix aus Altem und Neuem, der sehr fruchtbringend sein soll.

Ratgeber-Flut

"Die geheimen Spielregeln der Macht" ist das neue Buch von Christine Bauer-Jelinek. In ihrem Werk geht sie auf die Gutmenschen und Geldmenschen ein. Sie bezeichnet die Gegenwart als "die schöne neue Welt", in der die Geldmenschen die Herrschaft übernommen haben und den wenigen verbliebenen Gutmenschen das Leben schwer machen. Für den Rückschlag der Gutmenschen empfiehlt Bauer-Jelinek: auf Authentizität pfeifen, wer gewinnen will, muss kämpfen, und Hierarchien haben nicht ausgedient. So bleibt ihrer Meinung nach oben oben und unten unten.

So eingängig es klingt, so einfach kommt der Schlüssel zur Weisheit auch daher. Und das ist das Problem mit vielen Richtig-Führen-Ratgebern, die suggerieren, dass der Leser nach der Lektüre, wenn er sich denn an die vorgeschlagenen Ratschläge hält, ein von allen Sorgen befreites glücklicheres Arbeitsleben führen wird.

Martina Lackner, Wirtschaftspsychologin, nimmt in ihrem Ratgeber die Psychologie zur Hand, um vor allem Führungspersonen aus dem Bereich der kleinen und mittleren Unternehmen eine nützliche Stütze zu sein. Ihr Buch kann dies auch sein, liest sich streckenweise aber zu altbacken, wenn die Rede davon ist, dass man "neugierig auf die Welt sein soll, und auf die Menschen, denen man begegnet", denn nur so könne man Impulse für die neuen Visionen, die ein Betrieb gelegentlich braucht, bekommen. Wenngleich in diesem Satz sicherlich vieles enthalten ist, was es braucht, um neue Ideen für die Geschäftswelt zu bekommen, so sieht es doch etwas zu einfach gestrickt aus.

Die Autorin beschreibt aber in dieser einfachen Weise auch Machtstrukturen, die es zweifelsohne in jedem Betrieb gibt, und bringt sie somit eindringlich auf den Punkt: "Unternehmen, die sehr stark auf die Prinzipien der Belohnung und Bestrafung ausgerichtet sind, binden ihre Mitarbeiter über die Angst, die sie damit produzieren."

Nach der Lektüre einiger Ratgeber und dem Studium vieler Führungsansätze kommt am Ende das zu Tage, was richtiges Führen eigentlich ausmacht: Sich dessen bewusst werden, dass jeder Mitarbeiter ein Mensch ist, und nicht nur die viel zitierte humane Ressource, die es zu optimieren gilt.

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