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Heimat Böhmen

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Kaiser Karl IV. Jugendleben und St.-Wenzels- Legende. Uebersetzt und erläutert von Anton Blaschka. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar. 140 Seiten. Preis broschiert 6.15 DM.

In der Reihe „Die Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit” nach den Texten der Monumentą Germaniae Historica, nunmehr innerhalb der dritten Gesamtausgabe dieses großartigen Unternehmens der quellenforschenden Wissenschaft, ist als 83. Band jene berühmte Vita herausgekommen, die seit ihrem Bekanntwerden immerfort zu Ueberlegungen und Auslegungen Stoff geliefert hat. Wie der Herausgeber in seiner Einführung überzeugend darlegt, gehen fast drei Viertel des Werkes auf Karls Diktat oder, was wahrscheinlich ist, auf seine eigene Niederschrift zurück. Der vorliegenden Bearbeitung von Oelsners Uebertragung zur zweiten Gesamtausgabe der Monumentą vom Jahre 18 83 lag die Ausgabe von Walther Bulst, Heidelberg 1950, zugrunde. Bemerkenswert, daß auch zjyei, tschechische Ausführungen mitbenätzt. .wurden, ..und zwar Jakub Pavel: „Vlastnl životopis Karla IV” (Prag 1940) mit der einleitenden Studie von Vaclav Chaloupecky: „Karei IV. a Cechy 1316—1378”. Die Uebertragung ist gut zu lesen, der Stilunterschied zwischen den Kapiteln 1 bis 14 und 15 bis 20 ist geschickt verdeutlicht. Blaschka will nicht, wie Oelsner, an Johannes von Neumarkt (den Kanzler des Kaisers, später Bischof von Olmütz und knrz vor seinem Tode Bischof von Breslau) an den Autor der Kapitel 15 bis 20 denken und betont dabei die Notwendigkeit weiterer Forschung. , Mit hervorragender Sorgfalt ist Seite für Seite mit Fußnoten kommentiert. Gründlich, trotz gebotener Kürze, ist auch die Einführung zur St.-Wenzels-Legende. Mit den angebahnten geschichtlichen und kulturhistorischen Querverbindungen liest sich diese Einführung wie ein gesonderter Essay. Die Legende selbst geht auf die tschechische Fassung in der Sammlung „Proza z doby Karla IV” von Jan Vilikovsky (Prag 1943) zurück, es wurden aber auch die Codices des Prager Nationalmuseums und Handschriften der Prager National- und Universitätsbibliothek eingesehen. 26 Spalten Register und vier genealogische Tafeln erhöhen den Wert des Buches.

Sudetenland. Böhmen, Mähren, Schlesien und die Zips. Von Adam Kraft und Reinhard Pozorny. Kraft-Verlag, Augsburg. 12 Seiten, 186 Bilder.

Schwer liegt das Gewicht dieser Länder auf der Waage der Weltgeschichte. Blickorte und Ansichtspunkte wechselten: was aber unverändert blieb: das ist die Schönheit der Natur, das waren und sind noch immer die Zeugnisse deutschen Fleißes. Wenn je der Satz Gültigkeit besaß, daß Heimat Arbeit ist — dann traf es hier zu.

Für die Menschen im Exil ist der Bilderband ein Erinnerungsbuch: viele von ihnen sind schon so alt, daß das „Es war einmal” ans Ende der Tage klingt. IDem “Verlag, der schon vor dem Kriege einmal Seinen Bilderband über das Sudetenland herausgab — damals war Verlagsort noch Karlsbad-Drahowitz — ist zu danken, daß er die Mühe nicht scheute, die früheren Unterlagen beizubringen. Manche Seite und Gegenseite ist mit dem alten Werk identisch: an mancher Stelle aber bemerken wir das lobenswerte Bemühen, ausgetretene Wege zu verlassen: siehe Böhmisch-Kamnitz mit seiner Barockkirche, doppelte Ansichten von Tetschen (dabei die reizvolle Gloriette im Thuner Schloßpark). Im allgemeinen waltete die Absicht vor, unbestimmte Bezeichnungen von einst zu konkretieren; wo es ging, umfassende Ansichten zu bringen und überhaupt womöglich keine bedeutende Siedlung auszulassen. Jeder Sohn seiner alten Heimat soll sein Zuhause finden. Vielleicht ist es bei einer Neuauflage noch möglich, besondere Oertlichkeiten einzufügen: von Böhmisch-Leipa etwa das Rote Haus oder der unter Wallenstein begonnene Bau des Augustinerklosters.

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