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IM STREIFLICHT

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T~\1E „Neue Oesterreichische Bibliothek“ in Innsbruck hat eine Broschüre herausgegeben. Sie enthält einen „Aufruf an Oesterreich“, in dem Paul Sundt die Errichtung eines besonderen Verlages, eines „Hauses für die österreichische Dichtung“ fordert. Schon oft hat sich, wenn — wie etwa bei den Staatspreisverleihungen — ungedruckte Manuskripte ausgezeichnet wurden, die Frage ergeben, warum diese Werke so selten in der Oeffentlichkeit erscheinen und so oft in den Schreibtischen liegenbleiben. Der Verlag nun, den Paul Sundt fordert, soll diese Werke herausgeben und vor allem auch eine Abwanderung der schöpferisch wertvollsten Kräfte ins Ausland verhindern. Gleichzeitig müßte er auch für Verbreitung der Bücher im deutschsprachigen Ausland Sorge tragen. Zur Finanzierung macht die Broschüre einen diskutablen Vorschlag: Ministerien, Bundesländer, Landeshauptstädte, Großbanken, Gewerkschaften, Handels- und Arbeiterkammern und Landesgruppen deJ Industriellenverbandes sollen durchschnittlich 5000 bis 15.000 S in Aktien anlegen, wodurch ein Anfangskapital von einer Million Schilling gesichert wäre. — Wird das Projekt diskutiert werden, oder wird es das Schicksal der Manuskripte teilen, unbeachtet in Schreibtischladen liegenzubleiben?

•oURGENLÄNDISCHE Künstler, vorwiegend jün-gere Kräfte, haben einen bedeutsamen Entschluß gefaßt: sie möchten eine Art Künstlerkolonie errichten, das heißt Arbeitsstätten und Unterkünfte für Maler und Bildhauer schaffen. Damit bekäme die burgenländische Kunst einen festen Sitz, einen Ort, der die Möglichkeit bietet, ausländischen Künstlern. oder Gästen aus anderen Bundesländern Arbeitsaufenthalte zu geben. Dadurch könnte ein reges künstlerisches Leben entstehen, vielleicht aber auch für manchen Burgenländer eine Arbeitsmöglichkeit im Ausland erwachsen. Die sowjetische Besatzungsmacht hat die Orangerie des Esterhäzy-Schlosses freigegeben. Vom Land und vom Unterrichtsministerium wurden Mittel zum Ausbau des Gebäudes zur Verfügung gestellt. Eine beachtliche Jahresausstellung hat bereits stattgefunden. Damit hat die bildende Kunst des Burgenlandes ein lebendiges und entwicklungsfähiges Gesicht bekommen. Es wäre zu wünschen, daß die weiteren Bemühungen der Künstler nicht durch politische Eifersüchteleien erfolglos bleiben, da nun einmal der Anfang in erfreulicher Eintracht gelungen ist. — An die anderen Bundesländer: Wo werdet Ihr die Gäste aus dem Burgenland begrüßen?

WIEDERHOLT wurde an dieser Stelle darauf “ hingewiesen, wie notwendig und wünschenswert es wäre, wenn unsere jungen Komponisten an der Staatlichen Akademie die Möglichkeit hätten, bei einem schöpferischen Musiker von Format jene unersetzliche Unterweisung zu empfangen, ohne die auch das schönste Talent verwildert. Die Leitung der Akademie hat es an Versuchen nicht fehlen lassen. Paul Hindemith konnte seinerzeit nicht gewonnen werden, und nun hat, wie wir hören, auch Ernst Krenek eine neuerlich an ihn ergangene Berufung als Kompositionslehrer abgelehnt. Dafür wurde — wenn auch nur kurzfristig — der in Stuttgart lehrende Oesterreicher Johann Nepomuk David für drei praktische Kompositionskurse (vom 21. Februar bis 14. März) gewonnen. Vielleicht empfiehlt sich überhaupt, da Dauerengagemente anscheinend nicht möglich sind, das System des Gastlehrers. Es gäbe derep noch mehrere, die unseren jungen Komponisten Wichtiges zu vermitteln hätten.

AIT „Rashomon“ ist im Wiener Künstlerhaus-kino der erste japanische Film angelaufen. Wer die Preisverteilungen bei den internationalen Film-Festivals und die Essays in den führenden französischen Kulturzeitschriften verfolgt, weiß, daß die japanischen Filme heute zu den besten der Welt gerechnet werden. Aber er weiß, wenn er Oesterreicher ist, dies nur aus der Presse; auf der Leinwand hat er sie bisher noch nicht sehen können. Gewiß, jeder dieser Filme wird nicht ein großes Geschäft werden. Könnte hier nicht das Wiener „Studio I“ einspringen? Lustspiele können wir überall sehen: aber „Die Pforten z*r Hölle“ und vor allem „Die Kinder von Hiroshima“ wären gerade hier am rechten Platz.

“TrWElMAL hat sich der „Furche“-Kritiker über den Film „08/15“ gefreut und damit quasi das Anrecht erworben, sich auch einmal zu ärgern: nämlich über die Freigabe für „Jugendliche ab 14 Jahren“ in Wien. Er hat dabei nicht nur die immerhin recht gewagten Szenen mit der Flittchen-Gattin des „Spieß“ im Auge, sondern vor allem das Ganzproblem, das uns für Fünfzehnjährige doch nicht recht tauglich erscheint. Schließlich haben wir ja heute doch keine „vormilitärische Erziehung“. Hier wäre „08/18“ besser als „08/15“ gewesen.

■pvlE Hilferufe der Filmkritik an den Verleih, den massiven Freitag-Premierenangriff zu ökonomisieren, sind nicht ungehört verhallt. So wurden beispielsweise die zehn Vorführungen der letzten Woche recht sauber auf fünf Tage verteilt, allerdings mit dem empfindlichen Schönheitsfehler, daß beispielsweise für Mittwoch, 14 Uhr, gleichzeitig drei Filmvorführungen angesetzt wurden. Das allerdings war gar nicht der Sinn des Hilfeschreies. Man zerreißt sich an Mittwochen nicht schmerzloser in drei Körperteile als an Freitagen.

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